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Kinderwunsch­behandlung erhöht Schlaganfallrisiko

Lebkuchenherz mit Text Baby
Frauen, die eine Unfruchtbarkeitsbehandlung erhalten haben, zeigen ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall. | Bild: Petra Homeier / AdobeStock

Das Risiko während einer Schwangerschaft einen Schlaganfall zu erleiden, ist gering. Dennoch entfallen sieben Prozent der mit einer Schwangerschaft assoziierten Todesfälle in den USA auf Schlaganfälle. 

Anfällig für einen Schlaganfall  können etwa Schwangere mit Schwangerschaftsdiabetes oder hypertensiven Komplikationen in der Schwangerschaft sein. Als weiterer Risikofaktor werden auch Unfruchtbarkeitsbehandlungen diskutiert.

Studie: Erhöhtes Schlaganfallrisiko durch Behandlung?

Um der Frage nach dem Risiko solcher Behandlungen nachzugehen, werteten Forscher aus New Jersey Einträge der US-amerikanischen Nationwide Readmissions Database aus. In die retrospektive Kohortenstudie schlossen sie Daten von über 31 Millionen Personen ein, die zwischen 2010 und 2018 in einem US-Krankenhaus entbunden haben. 

Von der Analyse ausgeschlossen wurden hierbei Personen, die vor oder während der Entbindung wegen eines kardiovaskulären Vorfalls in ein Krankenhaus eingeliefert wurden.

Insgesamt 287.813 der untersuchten Personen (1 Prozent) hatten eine Unfruchtbarkeitsbehandlung erhalten. Zu Letzterer wurden etwa intrauterine Inseminationen (Samenübertragung in die Gebärmutter), assistierte Reproduktionstechnologien oder Verfahren zur Erhaltung der Fruchtbarkeit gezählt. 

In der zweiten Kohorte befanden sich 31.052.178 Personen (99 Prozent), die ohne eine entsprechende Behandlung schwanger geworden waren.

Mit Kinderwunschbehandlung: Schlaganfallrisiko deutlich erhöht

Das Risiko, im ersten Jahr nach der Entbindung einen Schlaganfall zu erleiden, war in der Kohorte mit einer Unfruchtbarkeitsbehandlung um 66 Prozent höher als in der unbehandelten Gruppe (37 bzw. 29 Schlaganfälle je 100.000 Personen, Hazard Ratio (HR) 1,66).

Zur Erinnerung: Was ist die Hazard Ratio (HR)?

Die Hazard Ratio (HR) beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis in einem bestimmten Zeitraum eintritt – zum Beispiel, dass ein Patient innerhalb von 4,5 Jahren stirbt. 

Die HR ist der Quotient (Teiler) von zwei Risiken (engl. hazard) zweier Gruppen, die unterschiedliche Interventionen erfahren; z. B. ist die eine Gruppe im Zeitraum körperlich aktiv, die andere nicht. 

Setzt man diese Risiken zueinander ins Verhältnis, lässt sich ableiten, ob das Risiko, innerhalb von 4,5 Jahren zu sterben, in beiden Gruppen gleich groß ist (und es egal ist, ob man sich körperlich bewegt oder nicht) oder eine Gruppe ein höheres beziehungsweise kleineres Risiko hat zu sterben.  

  • HR = 1: Es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
  • HR < 1: Das Risiko ist für die beobachtete Gruppe kleiner.
  • HR > 1: Das Risiko ist für die beobachtete Gruppe größer. /cb

Wurden ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle einzeln betrachtet, ergab sich für ischämische Schlaganfälle ein HR von 1,55 und für hämorrhagische Schlaganfälle sogar ein HR von 2,02.

Zur Erinnerung: Hämorrhagisch oder ischämisch?

Während bei einem hämorrhagischen Schlaganfall eine intrazerebrale Blutung vorliegt, wird ein ischämischer Schlaganfall durch den Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes verursacht.

Welche Form vorliegt, wird mittels MRT oder CT abgeklärt. Während bei einem ischämischen Schlaganfall eine Thrombolyse indiziert ist, ist diese bei einem hämorrhagischen Schlaganfall kontraindiziert.

Studie liefert keine eindeutigen Ergebnisse

Bei der Berechnung der Hazard Ratio wurden die folgenden Faktoren berücksichtigt:

  • Alter der Mutter,
  • Mehrlingsgeburten,
  • Größe, Typ und Lehrstatus des Krankenhauses,
  • das Einkommen,
  • der Versicherungsstatus sowie
  • das Jahr, um hieraus entstehenden Verzerrungen des Endergebnisses vorzubeugen.

Nicht berücksichtigt haben die Forscher hingegen andere Faktoren, wie etwa das Vorliegen von Bluthochdruck oder Diabetes vor der Schwangerschaft.

Die Wissenschaftler halten fest, dass sie mit ihrer Assoziationsstudie nicht klären konnten, ob die Unfruchtbarkeitsbehandlung an sich das Risiko für Schlaganfälle steigert oder ob vielmehr solche Personengruppen eine entsprechende Behandlung benötigen, die ohnehin ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben. Quellen:
Sachdev D et al. Risk of Stroke Hospitalization After Infertility Treatment. JAMA Netw Open. 2023;6(8):e2331470. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.31470

Schwert H et al. Ischämischer und hämorrhagischer Schlaganfall. Der Klinikarzt 2018;47(03): 96-104. DOI: 10.1055/a-0592-8603