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Zum Tag des Orangensafts am 4. Mai: Wie gesund ist Orangensaft?

Glas Orangensaft auf hellem Untergrund neben aufgeschnittener Orange
Wie gesund sind Orangen und was steckt in der Frucht? | Bild: Katecat / AdobeStock

7,1 Liter – so hoch ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Orangensaft (O-Saft) in Deutschland. O-Saft sticht damit alle anderen Fruchtsäfte an Beliebtheit aus. Viele Menschen starten mit einem Glas Orangensaft in den Tag. Und kaum ein Frühstücksbuffet kommt ohne dieses Getränk aus. 

In Orangen steckt mehr als nur Vitamin C 

Mit einem Glas Orangensaft kann man sich reichlich Mikronährstoffe zuführen. So sind Orangen reich an Vitamin C, Betacarotin, Folat und anderen B-Vitaminen sowie Kalium. 

Außerdem enthalten die Früchte weitere ernährungsphysiologisch wertvolle Inhaltsstoffe wie verschiedene Flavonoide. Von diesen gilt vor allem das Hesperidin als sehr vorteilhaft. Die Substanz wirkt antioxidativ und hat wahrscheinlich antientzündliche und gefäßschützende Effekte. Sie scheint zudem die Wirksamkeit von Vitamin C zu steigern. 

Die gesundheitsfördernde Wirkung von Orangen und deren Saft beruht also auf dem Zusammenspiel mehrerer Inhaltsstoffe und ist nicht nur dem Gehalt an Vitamin C zuzuschreiben. 

Orangensaft – ein gefährlicher Dickmacher? 

Wegen ihres Fruchtzuckergehalts sind Fruchtsäfte wie der Orangensaft jedoch in Verruf geraten. Tatsächlich kann Fructose zu Fettstoffwechselstörungen, Fettlebererkrankung und Übergewicht führen. 

Allerdings ist hierfür wohl in erster Linie Fructose als Zusatzstoff verantwortlich. Die Lebensmittelindustrie setzt Fruchtzucker in großem Maßstab zum Beispiel in Fertiggerichten, Süßwaren und Softdrinks ein. 

Fructose, die natürlicherweise in Obst und Gemüse sowie deren Säften vorkommt, scheint den Körper weniger zu belasten. Darauf deuten unter anderem die Ergebnisse einer Studie deutscher Ernährungswissenschaftler aus Stuttgart-Hohenheim und Kiel hin. 

Selbst hoher Orangensaftkonsum führte hier nur dann zu einer leichten Körperfettzunahme, wenn er zwischen den Mahlzeiten erfolgte. Zu den Mahlzeiten genossener Saft hatte dagegen keinen Einfluss auf die Körperfettmasse. Vermutlich reduzierte der Orangensaft dann die Gesamtenergieaufnahme beim Essen.  

Gut zu wissen: Was hält die DGE von (Frucht-)Saft?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich fünf Portionen Gemüse und Obst zu verzehren. Grundsätzlich könnte ein Glas Saft eine Portion Obst ersetzen. 

Die DGE weist jedoch auf den vergleichsweise hohen Zuckergehalt in Fruchtsäften hin. Immerhin 26 Prozent der Zufuhr freier Zucker stammt laut DGE von Fruchtsäften.

Daher sollten Fruchtstäfte nur in Maßen und am besten mit Wasser verdünnt getrunken werden. /mia

Wie die Orange nach Europa kam

Das Hauptproduktionsland von Orangen ist Brasilien, gefolgt von den USA (Florida, Kalifornien) sowie Spanien und Italien. Ursprünglich stammt die Orange aber aus China. Das drückt der botanische Artname Citrus sinensis (sinensis = chinesisch) aus – ebenso der mancherorts für die Orange gebräuchliche Name Apfelsine – also „Chinaapfel“.  

Im 15. Jahrhundert gelangte Citrus sinensis in den Mittelmeerraum und von dort in alle warmen, sonnigen Klimazonen. Orangen und andere Citruspflanzen waren im Barockzeitalter als Kübelpflanzen an den Fürstenhöfen sehr beliebt. Dafür wurden in den Schlossanlagen große Gewächshäuser – die Orangerien – gebaut.  

Es gibt verschiedene Sorten von Orangen

Die Orangenpflanze gehört zur Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Sie wächst als kleiner Baum und trägt duftende weiße Blüten sowie wechselständige, etwas ledrige Blätter. Orangenfrüchte und auch andere Citrusfrüchte stellen eine besondere Form von Beeren dar (Endokarp-Beeren): Aus der Innenseite der Fruchtwand (dem Endokarp) wachsen saftige Ausstülpungen. Diese sogenannten Saftschläuche bilden zusammen das Fruchtfleisch.  

Bei den Orangen wird zwischen vier verschiedenen Gruppen unterschieden. Zum einen gibt es die besonders saftreichen Saftorangen wie zum Beispiel Valencia oder Salustiana. 

Einen großen Stellenwert haben zweitens Navel-Orangen („Navelinas“), die einen „Nabel“ haben – eine kleine Tochterfrucht an einem Ende der Orange. Sie lassen sich leicht schälen und filetieren und sind zum Essen geeignet. Zur Saftgewinnung werden Navel-Orangen weniger empfohlen, da sie durch langsam freigesetztes Limonin nachbittern. 

Des Weiteren ist die Gruppe der Blutorangen (z. B. die Sorten Moro und Tarocco) zu nennen. Aufgrund enthaltener Anthocyane ist ihr Fruchtfleisch rot gefärbt. Blutorangen schmecken meist etwas herber und kräftiger. Die vierte, hierzulande weniger bekannte Gruppe bilden die Zuckerorangen. Sie enthalten kaum Säure und schmecken sehr süß.  

Gut zu wissen: kleine Saftkunde 

Die Auswahl an Getränken aus Früchten ist groß. Man trifft auf viele verschiedene Bezeichnungen. Was in „Fruchtsaft“, „Fruchtnektar“ und Co. steckt, regelt in Deutschland die Fruchtsaftverordnung.  

Fruchtsaft: Er besteht immer zu 100 Prozent aus Frucht. Zur reinen Fruchtsaftgewinnung sind Orangen gut geeignet, außerdem Äpfel, Grapefruit, Traube, Birne, Ananas u. a.  

Man unterscheidet beim Fruchtsaft zwischen Direktsaft und Fruchtsaftkonzentrat. Der Direktsaft wird direkt nach dem Pressen sofort weiterverarbeitet und abgefüllt. Für die Herstellung eines Fruchtsaftkonzentrats werden dem gepressten Saft das fruchteigene Wasser und die Aromastoffe entzogen. Das ermöglicht einen platzsparenden, preisgünstigeren Transport als beim Direktsaft. Am Bestimmungsort werden Konzentrat und Aroma wieder zusammengefügt und mit Trinkwasser rückverdünnt, sodass wieder ein Fruchtsaft mit 100 Prozent Fruchtanteil entsteht.  

Ein Muttersaft – auch purer Direktsaft oder Ursaft genannt – ist ein 100-prozentiger Saft, der aufgrund seines Säuregehalts und intensiven Geschmacks nicht pur getrunken wird (z. B. aus Schlehe, Sanddorn). Er wird aus erster Pressung gewonnen und enthält meist noch die natürlichen Trübstoffe.

Fruchtnektar: Er wird aus Fruchtsaft bzw. Fruchtmark, Wasser und Zucker oder Honig hergestellt. Je nach Fruchtart stecken in ihm mindestens 25 bis 50 Prozent Fruchtanteil. 
Handelt es sich um Früchte, deren Saft zum unmittelbaren Genuss geeignet ist (z. B. Orangen), beträgt der Mindestfruchtgehalt 50 Prozent. Handelt es sich dagegen um Früchte mit sehr saurem Saft (z. B. Johannisbeeren oder Limetten) oder einer ungeeigneten Konsistenz (z. B. Bananen), gelten niedrigere Mindestfruchtvorgaben.  

Fruchtsaftschorle: Dieses Erfrischungsgetränk enthält neben Fruchtsaft, Fruchtsaftkonzentrat, Fruchtmark oder Mischungen daraus und Wasser auch noch Kohlensäure. Entsprechend zu den Fruchtnektaren beträgt der Mindestfruchtgehalt je nach Fruchtart zwischen 25 und 50 Prozent.  

Fruchtsaftgetränk: Bei dieser Kategorie ist der Mindestfruchtgehalt nochmals niedriger als beim Nektar: je nach Frucht zwischen 6 Prozent (z. B. Zitrusfrüchte) und 30 Prozent (z. B. Kernobst, Trauben). Neben Wasser dürfen verschiedene Zucker, Kohlensäure und Aromen zugesetzt werden.  

Pomeranze – die bittere Verwandte der Orange

Die Bitterorange (Citrus aurantium) ist eine andere Citrus-Art. Man kennt sie auch unter dem Namen Pomeranze. Die bitter schmeckenden Früchte eignen sich nicht zum direkten Verzehr. 

Aus ihnen wird aber die berühmte englische Orangenmarmelade hergestellt. Das ätherische Öl der Pomeranzen dient zur Aromatisierung von Likören und Süßwaren. Phytotherapeutisch werden Pomeranzenschalen (Aurantii pericarpium) bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden eingesetzt. 

Vorsicht vor Wechselwirkungen bei der Bitterorange!

Der bittere Geschmack der Pomeranze kommt durch den Bitterstoff Naringin zustande. Er ist auch in der Grapefruit (Citrus paradisi) und in der Pomelo – einer Kreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse (Citrus maxima) – enthalten. 

Naringin ist zusammen mit Furanocumarinen (u. a. Bergamottin) für das Arzneimittel-Interaktionspotential von Grapefruit, Bitterorange und Pomelo verantwortlich. Es kommt hierbei zur Hemmung des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A4 im Darm. Dadurch wird die Metabolisierung zahlreicher oral verabreichter Medikamente beeinflusst. Deren Wirkspiegel können sich teilweise stark erhöhen und so erhebliche Nebenwirkungen verursachen.  

Betroffen von dieser Interaktion sind unter anderem 

  • die Statine Atorvastatin, Lovastatin und Simvastatin,
  • Calciumkanalblocker wie Amlodipin, Nifedipin und Verapamil,
  • die Benzodiazepine Diazepam, Midazolam und Temazepam,
  • das Glucocorticoid Budesonid,
  • das Antiarrhythmikum Amiodaron und
  • Immunsuppressiva wie Ciclosporin, Everolimus und Tacrolimus.

Das Interaktionspotential eines Glases Grapefruitsaft kann über den gesamten Tag anhalten. Das sollten Patienten bei entsprechender Arzneimitteleinnahme wissen. Orangensaft in normaler Menge wird diesbezüglich von den meisten Experten als unbedenklich eingestuft. Quellen: B.-E. van Wyk: Handbuch der Nahrungspflanzen, WVG 2005; B.-E. van Wyk et al.: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG 2015; R. Lieberei, W. Franke: Nutzpflanzenkunde, Thieme 2007; Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE); www.gelbe-liste.de; DAZ.online 01.2019; Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; www.kuriose-feiertage.de; Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. (VdF); www.rabenhorst.de