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Obst ist gesund – aber auch verträglich?

Rote Äpfel in einem Korb
Zu viel Fructose kann Übergewicht und Stoffwechselstörungen begünstigen. | Bild: philipphoto / AdobeStock

Alle Obst- und viele Gemüsesorten enthalten Fructose, deshalb auch der Name „Fruchtzucker“.  Der wunderbare Wohlgeschmack der Fructose versüßt uns den Verzehr der gleichfalls in Früchten enthaltenen sauren Ascorbinsäure, die unser Körper dringend braucht. 

Aber wir profitieren nicht nur vom Vitamin C, sondern gleichzeitig von vielen anderen Vitaminen, von Mineralien, von sekundären Pflanzenstoffen und den für die Darmflora bedeutsamen Ballaststoffen, die in Früchten versammelt sind. 

Wer sich abwechslungsreich mit viel frischem Obst und Gemüse ernährt, verfügt über eine wertvolle Quelle für eine ganze Reihe lebenswichtiger und gesundheitsfördernder Mikronährstoffe.

Internationaler Tag der Früchte am 1. Juli

Er soll 2007 in Berlin ins Leben gerufen worden sein. Mit diesem Aktionstag wollten die Initiatoren u. a. einen Feiertag für alle Menschen unabhängig von Nationen, Denk-, Glaubens- und Lebensweisen schaffen, an dem durch das Teilen von Früchten ein Moment der Gemeinschaft erzeugt wird. /mia

Im Apfel stecken sechs Gramm Fructose

Der Fructose-Gehalt in Obst und Gemüse ist eher gering – im Vergleich zu den Zucker- und Fructosemengen, die sich in industriell gefertigten Lebensmitteln verstecken können. Ein mittelgroßer Apfel enthält knapp sechs Gramm Fructose. 

Mit 50 Gramm = 1 Portion Frühstücksmüsli aus der Packung kann man sich leicht 15 bis 30 Gramm Zucker zuführen. Mit einer Fertigpizza verzehrt man circa zehn Gramm Zucker, ohne das Gefühl zu haben, etwas Süßes gegessen zu haben. 

Ein halber Liter Softgetränk enthält sogar 45 Gramm Zucker, vermutlich die Hälfte davon Fructose. Die Angaben „Glucose-Fructose-Sirup“ oder „Invertzuckersirup“ (was ebenfalls ein Glucose-Fructose-Gemisch ist) lassen den Verbraucher im Unklaren, wie hoch der Fructose-Anteil wirklich ist. 

Wie sparsam ist dagegen das Fructose-Angebot von knappen sechs Gramm in einem Apfel. Aber Achtung, 100 ml Apfelsaft enthalten bereits ungefähr sieben Gramm Fructose und haben keinen vergleichbaren Sättigungseffekt wie ein Apfel, ganz zu schweigen von den fehlenden Ballaststoffen.

Ballaststoffe im Obst regulieren Fructoseaufnahme

Niemand sollte aufs Obstessen verzichten, nur um den negativen Auswirkungen von Fructose auf den Stoffwechsel zu entgehen. Ernährungsmediziner warnen sogar: Die meisten Menschen essen viel zu wenig Obst. 

Gemeint ist damit das rohe und unverarbeitete Obst, das gekaut wird, zum Beispiel der tägliche Apfel. Selbst Menschen, die an einer Fructose-Unverträglichkeit bzw. Malabsorption leiden, können Obst verzehren, sofern sie bewusst andere Fructose-Quellen meiden.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass man nur durch den Verzehr von Früchten (in normalen Mengen) schädlich hohe Mengen an Fructose zu sich nimmt. Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Fructose in Früchten eine Menge Begleitstoffe hat. 

Ganz wichtig dabei sind die Ballaststoffe. Gelangt der durchs Kauen zerkleinerte Obst-Speisebrei in den Verdauungstrakt, tragen die Ballaststoffe aufgrund ihres Volumens nicht nur zur erwünschten Sättigung bei. Sie wirken auch normalisierend auf die Darmperistaltik und helfen, die Resorptionsmechanismen zu entschleunigen und zu entlasten. So wird beispielsweise die Fructose weniger schnell in die Leber geschleust, als wenn sie in Gestalt flüssiger Drinks schwallartig in den Dünndarm gespült wird.

Vor Smoothies wird gewarnt

Das erklärt auch, warum man die Zufuhr von Obst in Form von Smoothies inzwischen kritisch beurteilt. Auch wenn diese einen guten Ruf haben und als gesund gelten – für den Körper sind sie eher eine Last. 

Durch den maschinellen Zerkleinerungsprozess werden die Zellstrukturen der Begleitstoffe zerstört, sodass das verflüssigte Obst – ohne Kauprozess – als konzentrierter Saft in den Körper hineinrauscht. 

Wenn man zum Beispiel eine Banane, ein Viertel Ananas und eine halbe Mango als Smoothie schlürft, gelangen rund 60 Gramm Fructose mit hoher Geschwindigkeit in den Körper.

Wenn man sich diese beschleunigte Zufuhr vor Augen hält, ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen nach dem Verzehr Fructose-haltiger Nahrung Blähungen, Magenschmerzen und/oder Durchfall bekommen. 

Die Beschwerden können auch bei völlig Gesunden auftreten, wenn diese über längere Zeit größere Mengen an Fructose (35 bis 50 Gramm pro Tag) aufnehmen, was praktisch nur über den Konsum gesüßter Fertigprodukte, Fruchtsäfte, Smoothies und Fruchtdrinks möglich ist. 

Vergleichbare Beschwerden allein durch Obstverzehr würden voraussetzen, dass man über einen langen Zeitraum täglich ein ganzes Kilo Äpfel verdrückt.

Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen bei Fructose-Überschuss

Der dauerhafte Fructose-Überschuss im Körper kann dazu führen, dass auch bei gesunden Menschen die Transport-Proteine knapp werden, die die Fructose-Moleküle vom Dünndarm über die Pfortader in die Leber geleiten. 

Ein Teil der Fructose bleibt dann im Dünndarm zurück und gelangt mit dem Speisebrei weiter in den Dickdarm. Dort wird Fructose durch die Darmbakterien in Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff zerlegt – alles Gase, die unangenehme und schmerzhafte Blähungen erzeugen. Gleichzeitig entstehen kurzkettige Fettsäuren mit üblem Geruch. Langfristig verändert sich durch alle diese Vorgänge auch die Darmflora.

Durchfälle, Verstopfung, Bauchschmerzen – wer unter diesen Beschwerden leidet, für die der Arzt keine Ursache findet, kann leicht Abhilfe schaffen: Den Fructose-Verzehr verringern. 

Das bedeutet nicht, auf den täglichen Apfel, die Portion Beeren oder die Orange zu verzichten – die sollten weiter auf dem Speiseplan stehen. Gestrichen werden sollten süße Getränke, auch Fruchtsaftschorlen, süße Fruchtjoghurts und Süßkram aller Art. 

Anstelle des gesüßten Frühstücksmüslis einfach eine ungesüßte Variante wählen – daran kann man auch schon Kinder gewöhnen.

Fructose-Malabsorption: Wenn zu wenig aufgenommen wird

Wenn ein Mensch weniger als 25 Gramm Fructose pro Tag aufnimmt und trotzdem Beschwerden auftreten, liegt eine meist genetisch bedingte Fructose-Malabsorption vor.  

Als Malabsorption bezeichnet man die mangelhafte Aufnahme (= Absorption) von Substraten, in diesem Fall Fructose, aus dem bereits vorverdauten Speisebrei. 

Ein Enzymdefekt (keine Allergie!) ist dafür verantwortlich, dass nicht genügend Fructose-Transport-Proteine zur Verfügung stehen und die Fructose deshalb nicht aus dem Dünndarm heraustransportiert wird, sondern in den Dickdarm gelangt. Häufig liegt zugleich eine funktionelle Störung vor, die den Speisebrei zu schnell durch den Dünndarm wandern lässt, was die Beschwerden zusätzlich anfacht.

Eine weitere Ursache für die verminderte Fructose-Absorption kann eine krankhafte Veränderung der Darmschleimhaut sein. Vermutet wird auch ein Zusammenhang mit Stress und hormonellen Schwankungen sowie mit der Zusammensetzung der Darmflora.

Fructose-Malabsorption per Atemtest diagnostizieren

Die Diagnose Fructose-Malabsorption stellt der Arzt mithilfe eines Wasserstoff-Atemtests. Hierbei wird nach dem Trinken einer definierten Fructose-Lösung in gewissen Zeitabständen der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen. Dieser ist ein Maß für die bakterielle Fructose-Verdauung im Dickdarm. 

Wasserstoff (und andere Gase) werden nur im Dickdarm erzeugt und gelangen von dort ins Blut und in die Atemluft. Je mehr Fructose also nicht im Dünndarm resorbiert wird und stattdessen in den Dickdarm gelangt, umso höher ist der gemessene Wasserstoffwert. 

Übrigens lässt sich bei rund 30 Prozent aller Europäer eine Fructose-Malabsorption diagnostizieren. Interessanterweise hat jedoch nur ein Drittel dieser Menschen tatsächlich Beschwerden. Dies zeigt, dass hier noch Forschungsbedarf ist, um die Zusammenhänge zu klären.

Bei Fructose-Malabsorption bewusst ernähren

Menschen mit einer Fructose-Malabsorption müssen Fructose nicht komplett meiden, sollten sich aber sehr bewusst ernähren. (Sinnvoll wäre es auch hier, nicht Früchte generell aus der Nahrung zu streichen, sondern industriell hergestellte Lebensmittel und Getränke mit Zuckerzusätzen.) 

Denn auch wenn es sich um keine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, können die Beschwerden sehr unangenehm sein. Außerdem kann es bei langfristigen Darmstörungen zu Veränderungen der Darmflora kommen, die zum Beispiel einen Mangel an Folsäure, Zink oder der Aminosäure Tryptophan zur Folge haben.

HFI: ein seltener, schwerer Enzymdefekt

Abzugrenzen von der Fructose-Malabsorption, die im Volksmund auch häufig als Fructose-Intoleranz bezeichnet wird, ist die sehr seltene Hereditäre Fructose-Intoleranz, abgekürzt HFI. 

Bei dieser schweren, bereits im Säuglingsalter auftretenden Krankheit kann aufgrund eines angeborenen Enzymdefekts die Fructose in der Leber nicht abgebaut werden. Beim Nichterkennen kommt es zu dramatischen Folgen mit Leber- und Nierenversagen. 

Eine medikamentöse Behandlung gibt es nicht. Einzige Therapieform ist die vollständige Eliminierung von Fructose aus der Nahrung.

Auf einen Blick

  • Frisches Obst und Gemüse enthält eine ganze Reihe lebenswichtiger und gesundheitsfördernder Mikronährstoffe.
  • Der Fructosegehalt von Früchten ist eher gering im Vergleich zu industriell hergestellten Lebensmitteln und Getränken.
  • Für den Verdauungstrakt ist es vorteilhaft, wenn die Fructose als Bestandteil eines Ballaststoff-haltigen Speisebreis aufgenommen wird. 
  • Beim Trinken von Smoothies gelangen hohe Mengen an Fructose zu schnell in den Körper, was Verdauungsstörungen begünstigen kann.
  • Ein dauerhafter Fructose-Überschuss im Körper kann zu Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Veränderungen der Darmflora führen. In diesem Fall nicht das Obst weglassen, sondern süße Getränke und gesüßte, industriell hergestellte Lebens- und Genussmittel vom Speiseplan streichen.
  • Bei einer Fructose-Malabsorption (genetisch oder funktionell bedingt) ist Obst in kleinen Mengen erlaubt, auf Fructose-haltige Fertigprodukte und vor allem Getränke wie Softdrinks, Fruchtsäfte, Smoothies sollte verzichtet werden.
  • Die Hereditäre (= erbliche) Fructose-Intoleranz (HFI) ist ein sehr seltener, schwerer Enzymdefekt, der zu Leber- und Nierenversagen führen kann. Betroffene dürfen keine Fructose zu sich nehmen.
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