Steigende Zahl von Hautdiphtherie in Deutschland
Als Teil eines europaweiten Ausbruchs von Hautdiphtherie sind in Deutschland ungewöhnlich viele Fälle der inzwischen seltenen Erkrankung entdeckt worden. Seit vergangenem Sommer seien 170 Nachweise gemeldet worden, die zu einem Ausbruch unter Geflüchteten gehörten, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit (Stand: 12. April 2023).
In knapp neun von zehn Fällen geht es demnach um sogenannte Hautdiphtherie, es wurden keine Todesfälle bekannt. Von dem jüngsten Ausbruch sind den Angaben zufolge nach Deutschland eingereiste Migranten betroffen, meist aus Syrien und Afghanistan. Es habe in dem Zusammenhang keine Fälle bei betreuendem Personal oder in der Allgemeinbevölkerung gegeben, erklärt das RKI.
Zur Erinnerung: Was ist Diphtherie?
Es gibt zwei Formen von Diphtherie: als schwere Rachenentzündung (respiratorische Diphtherie) und als weniger gefährliche Haut- beziehungsweise Wunddiphtherie.
Hautdiphtherie kann durch direkten Kontakt zu Infizierten oder infektiöse Ausscheidungen übertragen werden. Eine Erkrankung führt zu schmierigen Wunden auf Haut und Schleimhaut.
Die respiratorische Diphtherie wird in der Regel durch Tröpfchen übertragen, etwa wenn ein Infizierter niest oder hustet. Bei einer Infektion können Symptome wie Halsschmerzen, Heiserkeit und Fieber auftreten. Die Erkrankung kann tödlich enden.
Ansteckung aufgrund fehlender Diphtherie-Impfung
Erkenntnisse zu dem Ausbruch wollen Forscherteams aus mehreren Ländern beim Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) in Kopenhagen vorstellen. Zwischenstände zu dem Ausbruch hatte das RKI bereits im vergangenen Jahr vorgelegt.
Fachleute gehen davon aus, dass sich Betroffene weder in ihrem Heimatland noch in Deutschland infizierten. Die Quelle des Ausbruchs ist unklar, vermutet wird sie aber auf dem Weg entlang der Balkanroute.
Allein zwischen Januar und November 2022 stellten Forschende in zehn europäischen Ländern mehr als 360 Fälle fest, wie aus vorab vorgestellten Unterlagen zum Kongress hervorgeht. Angenommen wird, dass die Infizierten nicht oder nicht ausreichend geimpft waren.
Um die Zahl der Ansteckungen zu vermindern, empfiehlt das Team um Helena Seth-Smith von der Uni Zürich unter anderem eine bessere Sensibilisierung von Migranten, Ärzten und zuständigem Personal sowie rechtzeitige Screenings von Risikopersonen.
In Deutschland nur Einzelfälle von Diphtherie
Normalerweise werden seit der Wiedervereinigung in Deutschland laut RKI jährlich nur Einzelfälle von Diphtherie gemeldet. Von 2016 bis 2021 betrug die Quote für die erste Impfung bei Babys 98 Prozent und für die dritte 91 Prozent, wie das RKI auf Anfrage mitteilte.
Erwachsenen wird eine Auffrischungsimpfung in zehnjährigem Abstand empfohlen. Laut RKI hatten hierzulande 2021 rund 53 Prozent der Erwachsenen in den vergangenen zehn Jahren eine Impfung gegen Diphtherie erhalten. Quelle: dpa / mia