Aktualisierte S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit: Wie behandelt man die Eosinophile Ösophagitis?
Die Eosinophile Ösophagitis (EoE) ist in der aktuellen S2k-Leitlinie definiert als eine chronische, immunvermittelte Speiseröhrenerkrankung, die sich durch Funktionsstörungen der Speiseröhre äußert.
Im Entzündungsgeschehen dominieren hierbei die namensgebenden eosinophilen Granulozyten. Die genauen Pathomechanismen sind noch unklar, jedoch scheinen Allergene – häufig Nahrungsmittelbestandteile – sowie eine genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entstehung der Speiseröhrenentzündung zu spielen.
Zur Erinnerung: Was sind Granulozyten?
Granulozyten sind spezielle Immunzellen, die zur Gruppe der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zählen. Die Bezeichnung eosinophil, neutrophil und basophil ergibt sich aus dem Anfärbeverhalten der Granulozyten in der sogenannten Pappenheim-Färbung. Die im Zytoplasma der Granulozyten schwimmenden Vesikel (Granula) reagieren je nach Zelltyp unterschiedlich.
- Eosinophile Granulozyten lassen sich mit dem sauren Farbstoff Eosin orange-rot anfärben.
- Basophile Granulozyten erscheinen nach Anfärben mit basischen Farbstoffen dunkelviolett.
- Neutrophile Granulozyten zeigen eine nur schwache Affinität zu den Farbstoffen und erscheinen in einem hellvioletten Farbton.
Von Schluckstörungen, Bauchschmerzen und Sodbrennen
Die Prävalenz der EoE ist seit ihrer ersten Beschreibung in den 1990er Jahren stetig gestiegen. Derzeit sind etwa 34 von 100.000 Personen von der Erkrankung betroffen, darunter mehr Männer als Frauen. Patienten haben oft auch eine andere allergische Erkrankung. Weiterhin gibt es Hinweise, dass sich die EoE und die Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) in ihrem Auftreten beeinflussen können.
Unbehandelt verläuft die EoE progredient. Es kommt zu Schäden und Veränderungen an der Speiseröhre, was sich in Funktionsstörungen äußert.
Die häufigsten Symptome bei Jugendlichen und Erwachsenen sind Schluckstörungen bis hin zum Steckenbleiben von Nahrung in der Speiseröhre. Kinder können zudem über Bauchschmerzen oder Sodbrennen klagen, erbrechen oder die Nahrungsaufnahme verweigern.
Welche Therapie eignet sich bei Eosinophiler Ösophagitis?
Eine aktive EoE ist behandlungsbedürftig. Begonnen wird mit einer Induktionstherapie von sechs bis zwölf Wochen mit dem Ziel der Remission. Als Mittel der Wahl gibt die Leitlinie topische Steroide an, wie etwa die für diese Indikation zugelassenen, orodispersiblen Budesonid-Tabletten. Gemäß Fachinformation sind diese wie folgt anzuwenden:
„Die Schmelztablette sollte nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Sie sollte auf die Zungenspitze gelegt und sanft gegen den Gaumen gedrückt werden. Dort zerfällt sie, was mindestens zwei Minuten dauert, aber auch bis zu 20 Minuten dauern kann. Sobald Jorveza in Kontakt mit Speichel kommt, regen die Brauseeigenschaften der Tablette die weitere Speichelproduktion an. Der budesonidhaltige Speichel sollte nach und nach heruntergeschluckt werden, während die Schmelztablette zerfällt.“
Für 30 Minuten nach der Anwendung sollten Patienten nichts essen, trinken oder Mundhygienemaßnahmen durchführen. Als Nebenwirkung kann es zu lokaler Candidiasis (= Infektion durch Candida-Spezies, meist Candida albicans) kommen.
PPI und Diäten bei Eosinophiler Ösophagitis?
Alternativ zur topischen Steroidbehandlung kann die Induktionstherapie auch mit hochdosierten Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder mit besonderen Diäten begonnen werden. In der Leitlinie wird die 6-Food-Eliminiationsdiät empfohlen, bei der auf
- Kuhmilch,
- Weizen,
- Soja,
- Ei,
- Nüsse und
- Fisch/Meeresfrüchte verzichtet wird.
Ob es tatsächlich alle sechs Lebensmittel sein müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. In der Leitlinie werden auch 4- und 2-Food-Eliminationsdiäten als möglich, aber weniger effektiv angegeben (Milch, Ei, Weizen und Soja bzw. Milch und Gluten). Eine neue Studie will herausgefunden haben, dass sogar eine 1-Food-Eliminationsdiät, bei der lediglich auf Milch verzichtet wird, zur Remission führen kann.
Die an die Induktionstherapie anschließende Remissionstherapie wird mit der Methode durchgeführt, die zur Remission geführt hat. Im Falle von Steroiden und PPI kann jedoch oft die Dosis reduziert werden. Keine Indikation bei der EoE haben hingegen Immunmodulatoren, Antiallergika sowie systemische Steroide. Ob Biologicals EoE-Patienten helfen können, wurde zum Zeitpunkt der Leitlinienerstellung noch geprüft. Mittlerweile ist Dupilumab für die Indikation EoE zugelassen, wenn eine herkömmliche Behandlung nicht eingesetzt werden kann oder nicht wirkt.