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Was machen PPI mit dem Blutzucker?

In einer systematischen Übersichtsarbeit gingen Forscher der Frage nach, ob PPI den Blutzuckerspiegel beeinflussen. | Bild: Mediteraneo / AdobeStock

Protonenpumpenhemmer (PPI) finden sich auf vielen Medikationslisten wieder, auch bei Diabetikern. Doch beeinflussen Arzneimittel wie Omeprazol oder Pantoprazol eigentlich den Blutzuckerspiegel? Um sich ein Bild von der aktuellen Forschung zu Protonenpumpenhemmern und Diabetes zu machen, suchten Wissenschaftler systematisch nach Studien, die sich mit dem Einfluss von Omeprazol & Co. auf den Blutzuckerspiegel beschäftigten – bei Diabetikern sowie bei Nicht-Diabetikern. Insgesamt stießen sie auf sieben Studien, die den Einfluss von PPI bei Typ-2-Diabetikern untersucht hatten, in fünf weiteren Studien ging es hingegen um das Risiko unter PPI-Einnahme erst einen Diabetes zu entwickeln. Die Ergebnisse ihrer systematischen Übersichtsarbeit zu den bislang dazu gemachte Studien – Review und Meta-Analyse – veröffentlichten die Wissenschaftler jüngst im Fachjournal „The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism„Effects of Proton Pump Inhibitors on Glycemic Control and Incident Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis“ 

Was fanden die Wissenschaftler heraus?

Insgesamt konnten sie in den sieben Studien auf Daten von 342 Diabetikern zurückgreifen, die anderen fünf Untersuchungen – bei denen es um das Risiko einer Diabetesentwicklung ging – umfassten sogar 244.439 Teilnehmer. 

Eine PPI-Einnahme konnte der Meta-Analyse zufolge bei Diabetikern durchaus positive „Nebenwirkungen“ mit sich bringen: Nahmen die Probanden zusätzlich zu ihrer Diabetestherapie einen PPI ein, so verbesserte sich ihr Langzeitblutzuckerwert HbA1c um 0,36 Prozent, ihre Nüchternblutglucose verbesserte sich ebenfalls, und zwar um 10 mg/dL. Die Wissenschaftler empfehlen, dass Ärzte bei Verordnungen von Protonenpumpenhemmern für Diabetiker diese blutzuckermodulierenden Effekte berücksichtigen sollten.

Zur Erinnerung: Was ist der HbA1c?

Der HbA1c ist der Teil des Hämoglobins – des roten Blutfarbstoffes –, an den Glucose binden kann. Der HbA1c-Wert gibt an, welchen Anteil dieses glykierte Hämoglobin am gesamten Hämoglobin hat. 

Der mit Glucose versehene Hämoglobin-Anteil (HbA1c) ist abhängig vom Blutglucosespiegel, wobei ein HbA1c-Anstieg erst mit Verzögerung auf eine Blutzuckererhöhung folgt. Er wird deswegen auch als Langzeitblutzucker bezeichnet, weil er das Blutzuckerniveau der letzten acht bis zwölf Wochen anzeigt – so lange leben die roten Blutkörperchen im Mittel. Eine längerfristig erhöhte Blutglucose führt zu einem höheren Anteil an glykiertem Hämoglobin und damit zu einem erhöhten HbA1c. Dabei gelten Werte unter 5,7 Prozent als gesund, bei HbA1c-Werten ab 6,5 Prozent geht man von einem manifesten Diabetes aus.

Kein geringeres Risiko für Diabetes

Allerdings hatte die Einnahme von PPI bei Nicht-Diabetikern den Wissenschaftlern zufolge keinen Einfluss darauf, ob diese einen Diabetes entwickelten oder nicht.

Omeprazol und Pantoprazol über längere Zeit und in höherer Dosierung

Teilte man die Studienteilnehmer in Untergruppen ein, so fanden die Wissenschaftler Hinweise, dass sich PPI vor allem dann auf den Blutzuckerspiegel auswirkten, wenn sie 

  • über eine längere Zeit, 
  • in höherer Dosierung und
  • von unter 60-Jährigen eingenommen wurden 
  • sowie wenn der anfängliche HbA1c-Wert über 7 lag. 

Allerdings zeigte keine dieser Größen einen statistisch signifikanten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, was bedeutet, dass die blutzuckermodulierenden Effekte durch Einnahmedauer, Alter und Dosis auch dem Zufall geschuldet sein könnten.

Verzögerte Magenentleerung und erhöhtes Gastrin

Doch durch welchen Mechanismus können Protonenpumpenhemmer überhaupt die Blutglucose beeinflussen? Die Wissenschaftler haben dafür zwei Erklärungsansätze: Zum einen führt die reduzierte Magensäureproduktion zu einer vermehrten Gastrinfreisetzung. Gastrin wirkt inkretinartig und stimuliert die Insulinproduktion in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse, wodurch wiederum der Blutzucker gesenkt wird. Zum anderen könnten PPI die Magenentleerung verzögern.