PTAheute-Pinnwand KW 10/2023: Gesunde Ernährung, Krebs und Lieferengpässe
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Gesunde Ernährung nur für Reiche?
Seit etwa einem Jahr, seit Kriegsbeginn und der hohen Inflation, beobachtet die Arche, ein Verein mit kostenlosen Angeboten für Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen, dass immer mehr Kinder in Deutschland Hunger leiden. Die Kinder müssen ohne Frühstück in die Schule und kommen ausgehungert in die Einrichtungen der Arche. Die Arche berichtet auch von Müttern, die aufs Mittagessen verzichten, damit ihre Kinder abends satt werden.
Für die Lebensmittelausgabe der Arche in Berlin-Hellersdorf melden sich an einem Tag bis zu 1.000 Familien an. Insbesondere die gestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Mehl und Öl seien herausfordernd, erklärt Wolfgang Büscher, Sprecher der Arche. Er betont, keineswegs nur von Menschen mit ausländischen Wurzeln zu sprechen.
Wenn der Preis ausschlaggebend ist und man auch noch unter Stress steht, drohen aus Expertensicht vermehrt zu zuckrige, zu salzige, zu fettige Produkte auf den Tellern zu landen. Zwar mangelt es dazu noch an aktuellen Daten, doch Fachleute sehen bereits Alarmsignale.
Wie viele Menschen in Deutschland von sogenannter Ernährungsarmut betroffen sind, wisse man mangels systematischer Erhebungen nicht, sagt Lena Volk vom Institut für Ernährungsverhalten des Max Rubner-Instituts (MRI). Betroffen seien oft etwa Erwerbslose, Alleinerziehende, Familien mit mehr als zwei Kindern, Menschen mit niedriger Qualifikation oder mit Migrationshintergrund, also generell von Armut Bedrohte. Jedoch liege es nicht nur am Geldbeutel, ob Menschen sich gesund ernähren können. „Der Bildungsstand ist entscheidender als die finanzielle Situation.“ Volk meint etwa Wissen über gesunde Ernährung oder über das Haushalten mit Vorräten. Quelle: dpa / mia
Nichtverfügbarkeit von Arzneimitteln trifft jeden vierten Patienten
Die Meldungen zu Lieferengpässen und Nichtverfügbarkeit von Arzneimitteln häufen sich. Laut einer Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) betrifft das, gemessen an den aufgedruckten Sonder-PZN, inzwischen 10 Prozent der Verordnungen – und damit etwa jeden vierten Patienten.
„Die Sonder-PZN 02567024 wird verwendet, wenn statt des rabattierten bzw. preisgünstigsten Präparats ein wirkstoffgleiches Arzneimittel eines anderen Herstellers abgegeben wurde“, erläutert das Zi. „Sie kommt zwar nur im Generika- und importrelevanten Markt zum Tragen. Eine Betrachtung ihrer Häufigkeit als Zeitreihe weist aber auf eine aktuelle Verschärfung der Lage hin.“
Die Auswertung zeige aber nicht das gesamte Ausmaß des Problems auf: „Fälle, in denen die Apotheke ein neues Rezept in der Arztpraxis anfordern musste, weil der verordnete Wirkstoff überhaupt nicht verfügbar war, sind hierbei nicht erfasst.“
Als Beispiele werden die Versorgungsengpässe bei Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure und Penicillin V genannt. Die Zahl der Verordnungen ist laut Auswertung bei diesen drei Wirkstoffen im Vergleich von 2021 auf 2022 um 57 Prozent gestiegen.
Um Lieferengpässe wirksam zu reduzieren oder gar zu verhindern, müsse die Politik an den tatsächlichen Ursachen ansetzen und mehr Transparenz über Lieferwege schaffen, sagt das Zi. Quelle: daz.online, gbg / mia
Cholera-Impfstoff in finnisch-schwedischer Aufmachung
Auch bei den Cholera-Impfstoffen Dukoral und Vaxchora gibt es Lieferschwierigkeiten. Sie fehlen aller Voraussicht nach bis Ende März. Um die Versorgung sicherzustellen, wurde nun eine Charge Vaxchora in finnisch-schwedischer Aufmachung für den deutschen Markt freigegeben.
Die betreffende Charge (Ch.-B.: 4273982, verwendbar bis 31. Mai 2025) sei originalverpackt in finnisch-schwedischer Doppelaufmachung und werde ab dem 15. März 2023 mit einer eigenen PZN im ABDA-Artikelstamm gelistet sein (PZN 18677329), heißt es bei der AMK unter Berufung auf das Paul-Ehrlich-Institut.
Eine deutschsprachige Gebrauchsinformation werde durch die Firma jeder Auslieferung beigelegt. Da die Ware serialisiert sei, sei zudem ein Ausbuchen über das Securpharm-System notwendig, so die AMK. Quelle: daz.online, jb / mia
Ernährungs-App für Schwangere
Schwangere fragen sich bei Beginn der Schwangerschaft häufig, was sie eigentlich noch essen dürfen. Welche Lebensmittel sollten sie meiden und welche sind besonders gut geeignet, um das Ungeborene mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen?
Hier möchte die App PregFood eine Hilfestellung bieten. Die kostenlose Software soll Schwangeren helfen, sich während der gesamten Schwangerschaft korrekt zu ernähren, und unterstützt mit einem umfangreichen Lebensmittelcheck dabei, Risiken durch falsche Lebensmittel oder Zutaten auszuschließen. Außerdem bietet die App Rezepte und hilfreiche Informationen für Vegetarier- und Veganerinnen. Quelle: PM PregFood
Deutschland: Gut 240.000 Menschen sterben dieses Jahr an Krebs
Das Risiko, an Krebs zu sterben, ist in den vergangenen Jahren innerhalb der EU und in Großbritannien weiter zurückgegangen. Das berichten Wissenschaftler im Fachblatt „Annals of Oncology“ unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Bevölkerung. Sorge bereitet den Medizinern allerdings die weiter steigende Zahl der Lungenkrebs- und Bauchspeicheldrüsenkrebs-Todesfälle bei Frauen.
Insgesamt schätzen die Forschenden unter Leitung von Carlo La Vecchia von der Universität Mailand, dass 2023 voraussichtlich rund 1.262.000 Menschen in der EU und weitere 172.000 Menschen in Großbritannien an Krebs sterben werden. In absoluten Zahlen seien das zwar zusammen über 53.000 mehr Krebstote als 2018. Dies liege aber an der alternden Bevölkerung, in der das Krebsrisiko grundsätzlich höher sei.
Altersbereinigt werde die Zahl der Krebstoten zwischen 2018 und 2023 bei Männern um knapp 6,5 Prozent und bei Frauen um gut 3,7 Prozent fallen. Für Deutschland sagen die Experten voraus, dass 2023 vermutlich gut 131.000 Männer und knapp 110.000 Frauen an Krebs sterben werden. Männer vor allem an Lungen- (26.000) und Prostatakrebs (17.000), Frauen an Brust- (18.000) und Lungenkrebs (18.000). Altersbereinigt entspricht das hierzulande einem Rückgang von etwa zehn Prozent für beide Geschlechter.
Die Forscher schreiben: „Die COVID-19-Pandemie könnte sich auf die Krebssterblichkeit im Jahr 2023 auswirken, da sie zu einer Verzögerung von Arztbesuchen und Behandlungen führt und sowohl die Sekundärprävention als auch die Behandlung und das Krankheitsmanagement bei Krebs beeinflusst.“ Quelle: dpa / mia
Deutlich weniger Krankenhausbehandlungen in 2022
Die Zahl der Klinikbehandlungen wegen körperlicher Erkrankungen ist laut einer Analyse 2022 stärker gesunken als in den ersten beiden Corona-Jahren. Die Fallzahl lag im vergangenen Jahr um 15 Prozent unter dem Niveau von 2019, also von vor der Pandemie, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK mitteilt. Bei Behandlungen psychiatrischer Fälle ging die Fallzahl 2022 demnach um 11 Prozent zurück – das war ein etwas größeres Minus als 2021, aber nicht so stark wie 2020. Basis der Auswertung waren den Angaben zufolge Abrechnungsdaten der AOK.
Die Fallzahlrückgänge im vergangenen Jahr seien nicht mehr dadurch bedingt gewesen, dass Kapazitäten für schwer kranke Corona-Patienten frei gehalten wurden, hieß es zur Erläuterung. Wesentlicher Grund seien vielmehr enorme Personalausfälle infolge von Infektionswellen mit der Corona-Variante Omikron gewesen. Quelle: dpa / mia
Drei neue FSME-Risikogebiete in Deutschland
Das Risiko für eine FSME-Infektion ist in den Monaten Mai bis Oktober besonders hoch – vor allem, wenn man nicht oder nicht ausreichend geimpft ist. Wer sich in einem Risikogebiet für FSME befindet, sollte daher rechtzeitig an eine Impfung denken.
Als Risiko- bzw. Endemiegebiet für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) stuft das Robert Koch-Institut (RKI) solche Land- oder Stadtkreise ein, in denen die Inzidenz signifikant höher liegt als 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner.
Dies trifft laut dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin (9/2023) des RKI auf 178 Kreise in Deutschland zu. Seit letztem Jahr hinzugekommen ist der Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt sowie die Kreise Fürstenfeldbruck (Landkreis) und München (Stadtkreis) in Bayern.
Die Einstufung als Risikogebiet ist für Apothekenteams insofern von Interesse, da die FSME-Impfempfehlung der STIKO unmittelbar mit dieser verknüpft ist. Angezeigt ist die Impfung für Erwachsene und Kinder, die in Risikogebieten leben, arbeiten oder diese bereisen und durch Aufenthalte im Freien gegenüber Zecken exponiert sind. Quelle: daz.online, gg / mia
Allgäuer Latschenkiefer® bietet Pflege bei Hornhaut und Besenreisern
Allgäuer Latschenkiefer Hornhaut Reduziercreme Multi-Aktiv erhält einen neuen Duft dank Mandelöl und Sheabutter. Die enthaltene Glykol- und Salicylsäure sowie Latschenkiefernöl sollen dabei helfen, Verhornungen zu reduzieren.
Für die Pflege von Beinen mit Besenreisern bietet Allgäuer Latschenkiefer ein Kältespray, um müde und schwere Beine zu entlasten.
Der Besenreiser Pflegebalsam enthält Rosskastanien- und Weinlaub-Extrakt, Campher, Latschenkiefernöl, Koffein, Menthol und Kollagen, was die Elastizität der Haut verbessern sowie kühlen und pflegen soll. Kosmetische Pigmente können die Sichtbarkeit von Besenreisern vermindern. Quelle: Pressemitteilung
Pharmabranche: nur 17 Prozent der Führungskräfte weiblich
Frauen haben in der Praxis häufig höhere Bildungsabschlüsse, Qualifikationen sowie Führungskompetenzen. Dennoch sind sie auf Führungsebene oft stark unterrepräsentiert. Laut Statista liegt der Frauenanteil in Führungspositionen in der Pharmabranche bei gerade einmal 17,5 Prozent. Ein Gegenbeispiel ist da der Arzneimittelkonzern Engelhard in Niederdorfelden. Hier sind rund die Hälfte der Leitungspositionen mit Frauen besetzt.
„Persönlich habe ich festgestellt, dass gerade Frauen in Führungspositionen, die mehrere Rollen in Beruf und Privatleben einnehmen, deutlich strukturierter und hocheffizient in ihrer Arbeitsweise sind“, sagt Ann-Katrin Frank, Direktorin Marketing bei Engelhard. Sie sieht Überschneidungen in der Doppelrolle einer Mutter und Führungskraft, unter anderem Verantwortungsbewusstsein und Empathie. „Zwei Eigenschaften, die häufig uns Frauen zugeschrieben werden.“
Frank und auch ihre Kollegin Anika Weisert, Direktorin Research and Development, betonen jedoch, dass sie nicht aufgrund ihres Geschlechts anders behandelt werden möchten, sondern wegen ihrer beruflichen Leistung. „Ich schätze sehr, für meine Professionalität und Ergebnisse anerkannt zu werden und nicht auf Basis anderer Kriterien“, so Weisert. Auch für Linda Schuster, die an der Spitze des internationalen Geschäfts bei Engelhard steht, ist klar, dass fachliche Kompetenz, Durchsetzungswille sowie Mut und Beharrlichkeit wichtige Eigenschaften auf dem Weg zur Führungskraft sind – losgelöst vom Geschlecht.
Nicht nur in der Führungsetage lebt Engelhard Gleichberechtigung. Von etwa 500 Mitarbeitenden sind 47 Prozent weiblich. „Ich kann mit Stolz behaupten, dass bei den ausgezahlten Gehältern im Unternehmen keine Unterscheidung nach Geschlechtern vorgenommen wird“, berichtet HR-Leiter Thomas Schwarz. Quelle: PM Engelhard / mia
Weniger Salz ist gesünder – WHO verlangt mehr Vorschriften
Um Bluthochdruck, Herz- und anderen Krankheiten vorzubeugen, wollten die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Salz-Konsum eigentlich reduzieren. Das Ziel von 2013 war, den Natriumkonsum bis 2025 um 30 Prozent zu senken. Das wird wohl nicht erreicht.
Hauptquelle für Natrium ist Speisesalz (NaCl). Es ist aber auch in Würzmitteln wie Natriumglutamat enthalten. Fünf Gramm Salz enthalten etwa zwei Gramm Natrium. Die WHO empfiehlt Erwachsenen, nicht mehr als zwei Gramm Natrium am Tag zu sich zu nehmen. Das entspricht etwa einem gestrichenen Teelöffel Salz. Sie schätzt den tatsächlichen Verzehr im weltweiten Durchschnitt auf gut das Doppelte.
Nur neun Länder hätten klare und umfassende Vorschriften für die Reduzierung von Natrium. Deutschland ist nicht darunter. Die WHO führt Deutschland auf einer Karte als Land mit nur freiwilligen Empfehlungen auf.
Mehr Regierungen müssten Höchstwerte für den Natriumgehalt von Nahrungsmitteln festlegen, sehr salzhaltige Nahrung in Schulen, Krankenhäusern und Kantinen vermeiden, den Salzgehalt prominent auf Packungen kenntlich machen und Aufklärungskampagnen durchführen. Quelle: dpa / mia