Zum Tag der gesunden Ernährung : Ernährung: Zu süß, zu salzig, zu fett
Kürzlich hat Bundesernährungsminister Cem Özdemir Pläne seines Ministeriums bekanntgegeben: Kinder sollen künftig vor Werbung für ungesunde Lebensmittel geschützt werden. Verschiedenste Fachverbände begrüßen diese Pläne. Denn in Deutschland werde zu süß, zu salzig und zu fett gegessen – und das bereits im Kindesalter. Damit werde schon bei den Jüngsten der Grundstein für ernährungsbedingte Krankheiten gelegt.
Geschmacksvorlieben von Kindern werden falsch geprägt
Experten der Stiftung Kindergesundheit heben hervor, dass eine schlechte Ernährung in frühen Lebensjahren gleich auf zwei Ebenen bedenklich ist:
Zum einen ist eine gesunde Ernährung essentiell für Wachstum, Entwicklung, Leistungsfähigkeit und langfristige Gesundheit. Zum anderen werden im Kindesalter Vorlieben und Gewohnheiten erlernt und verfestigt, welche die Speisen- und Getränkeauswahl im späteren Leben prägen.
Die meisten der bei Kindern beworbenen Lebensmittel enthalten laut Stiftung Kindergesundheit zu viel Zucker, Fett oder Salz und sind damit ungesund.
Übergewicht und Bluthochdruck sind schon Kinderthemen
Aufgrund ungesunder Ernährung, gepaart mit Bewegungsmangel, ist Übergewicht längst schon ein Kinder- und Jugendthema geworden. Etwa jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig oder fettleibig. Das ebnet den Weg hin zum metabolischen Syndrom mit Zucker- und Fettstoffwechselstörungen und erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auch Bluthochdruck ist längst kein Altersthema mehr. So haben ungefähr 25 Prozent der stark übergewichtigen Kinder erhöhten Blutdruck. Daher spricht die Deutsche Herzstiftung eine deutliche Warnung aus: „Der Herzinfarkt beginnt in zu vielen Fällen bereits im Kindesalter.“
Ernährung in der Schwangerschaft beeinflusst kindliches Adipositasrisiko
Entscheidend für die Gesundheit eines Kindes ist bereits die Ernährung der werdenden Mutter. Das verdeutlichen Untersuchungen des Kindermediziners Professor Dr. Wieland Kiess aus Leipzig zum Adipositasrisiko bei Neugeborenen. Demnach führt eine zu starke und rasche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft dazu, dass Neugeborene bei der Geburt zu schwer sind.
Das gilt auch für Frauen, die vor der Schwangerschaft schlank waren. Die neue Erkenntnis lautet: Nimmt eine schlanke Schwangere schnell und mehr als zwölf Kilogramm bis zur Geburt zu, steigt das Risiko ihres Kindes für Fettleibigkeit. Dieses Risiko ist dann höher als bei einer übergewichtigen Frau, deren Gewichtszunahme sich während der Schwangerschaft im Rahmen hält.
Zu viel Zucker – auch für die Zähne
Insbesondere den zu hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Zucker – durchschnittlich 32,5 Kilogramm pro Jahr – prangern Zahnmediziner an. Die Initiative proDente weist dabei vor allem auf die Kariesgefahr hin. Gerade Kinder nehmen laut proDente große Mengen an freiem Zucker zu sich, etwa durch Süßwaren und Softdrinks. Die Kombination von Zucker und Säure in Limonaden und Fruchtsäften sei besonders ungünstig für die Zähne.
Der Anteil an freiem Zucker beträgt nach Angaben von proDente bei Kindern und Jugendlichen rund 18 Prozent der Gesamtenergiezufuhr. Die empfohlene Obergrenze von 10 Prozent werde damit von dieser Personengruppe am stärksten überschritten.
Die Bundeszahnärztekammer fordert daher neben Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel bei Kindern auch eine Sonderabgabe auf stark zuckerhaltige Softdrinks. Außerdem wird ein reduzierter Zuckergehalt in Nahrungsmitteln speziell für Kleinkinder und Kinder gefordert. Denn Kinder sollten sich erst gar nicht an die Süßkraft ihrer täglichen Ernährung gewöhnen. Quellen: Stiftung Kindergesundheit; Deutsche Herzstiftung e.V.; Universität Leipzig; Initiative proDente e.V.; Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED); Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Tag der gesunden Ernährung
Zum 26. Mal findet am 7. März der Tag der gesunden Ernährung statt – veranstaltet vom Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED). In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf nachhaltigem Ernährungsverhalten mit dem Motto: „Nachhaltige Ernährung: Regional, saisonal, fair, umweltschonend: gesund und lecker!“
Laut VFED resultiert der ökologische Fußabdruck Deutschlands zu 35 Prozent aus dem Ernährungssektor. Das beruhe unter anderem auf Herstellung, Transport und Lagerung, Verarbeitung, Handel und anschließender Entsorgung unserer Lebensmittel.
Um Lebensmittel zu erzeugen, werden klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt, durch Pestizide und Düngemittel Böden und Gewässer belastet und Naturräume in Agrarflächen umgewandelt. Große Anbauflächen erfordert der riesige Futtermittelbedarf für die Fleischerzeugung. Dafür wird zum Beispiel weltweit viel Wald gerodet. Gleichzeitig gilt der jährliche Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland (57,3 kg) aus ernährungsphysiologischer Sicht als viel zu hoch.