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Was ist eigentlich die Videokonferenz-Müdigkeit?

Frau vor Laptop in einer Videokonferenz
Zu viele und zu lange Videokonferenzen können Erschöpfungssymptome hervorrufen. | Bild: sebra / AdobeStock 

Wie gut, dass man sich selbst zu Lockdown-Zeiten miteinander besprechen und dabei auch sehen konnte. Videokonferenz-Tools wie Zoom oder Microsoft Teams haben es möglich gemacht. Das tägliche Arbeitsleben wurde davon nachhaltig beeinflusst. Viele Arbeitnehmer können dank Online-Meetings mittlerweile im Homeoffice tätig sein. Aber auch am Arbeitsplatz im Unternehmen wird vermehrt per Videokonferenz kommuniziert. 

Was eigentlich eine große Erleichterung darstellt, kann jedoch auf Dauer zu einer vielschichtigen Erschöpfung führen – der sogenannten Videokonferenz-Müdigkeit (oder Videokonferenz-Fatigue). 

Ursachen für die Videokonferenz-Müdigkeit

Ursächlich für die neuartige Erscheinung der Videokonferenz-Müdigkeit sind mehrere Faktoren: Neben dem stundenlangen Sitzen vor dem Bildschirm ist vor allem ausschlaggebend, dass keine echte soziale Interaktion stattfindet. 

Stattdessen ist man ständig mit dem eigenen Bild konfrontiert. Auch wenn immer wieder technische Probleme auftreten, kann das zur Videokonferenz-Müdigkeit beitragen. 

Wer ist besonders von der Videokonferenz-Müdigkeit betroffen?

Eine Videokonferenz-Müdigkeit kann sich in unterschiedlichen Ausprägungen äußern, die emotionale, soziale, motivationale und visuelle Aspekte haben können. So erklärt es Professor Christian Montag, Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie an der Universität Ulm.  

Mit seinem Team hat der Ulmer Psychologe Online-Fragebögen von über 300 Befragten ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass jüngere Menschen und Frauen eher durch Videokonferenzen in Erschöpfung geraten. 

Außerdem stellte sich ein Bezug zur Persönlichkeit heraus: Speziell das Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus begünstigt demnach das Auftreten einer Videokonferenz-Müdigkeit. (Neurotische Menschen neigen zu emotionaler Instabilität und negativen Emotionen, sie sind tendenziell unsicher, nervös und ängstlich.) 

Die Fragebogen-Auswertung ergab eine weitere Erkenntnis: Bei Personen mit Tendenz zum Neurotizismus könnte eine Vielzahl an Videokonferenzen das Risiko für Burnout und Depression erhöhen.

So kann man einer Videokonferenz-Müdigkeit vorbeugen

Den Ulmer Forschern zufolge lässt sich einer Videokonferenz-Müdigkeit vorbeugen. Vor allem, wenn die Videokonferenzen kürzer seien und längere Pausen dazwischen lägen, könne das Phänomen vermieden werden. Quellen: Universität Ulm; Journal of Affective Disorders Reports, Dec 2022, 100409 

Videokonferenz-Müdigkeit in Kürze:

  • Neues psychologisches Phänomen im Zusammenhang mit der Zunahme von Videokonferenzen im (Arbeits-)Alltag infolge der Corona-Pandemie.  
  • Symptomatik mit verschiedenen Facetten: allgemeine Erschöpfung (Fatigue) sowie Müdigkeit in sozialer, emotionaler, visueller und Motivations-bezogener Hinsicht.
  • Tritt vor allem bei Personen mit tendenziell neurotischen Persönlichkeitsmustern (emotionale Instabilität, negative Emotionen) auf.    
  • Zusammenhang mit Burnout und Depression: Diese könnten durch Übermaß an Videokonferenzen getriggert werden, vor allem bei neurotisch veranlagten Personen.  
  • Vorbeugung durch kürzere Videokonferenzen und längere Pausen dazwischen.