Neue Anwendung im DiGA-Verzeichnis: App gegen Burnout – Stressbewältigung auf Rezept
Das DiGA-Verzeichnis hat Zuwachs bekommen – mit dem Gesundheitstraining von HelloBetter hat es nun auch eine Anwendung zur Behandlung bei Stress und Burnout in das Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen geschafft. Auch den Nutzennachweis konnte die Anwendung bereits erbringen und wird damit dauerhaft im Verzeichnis gelistet. Diese Hürde nahmen bis dato lediglich fünf Anwendungen, momentan (Stand 04.11.2021) sind nun insgesamt 24 Apps im Verzeichnis gelistet.
Zur Erinnerung: Welchen Zweck verfolgt das DiGA-Verzeichnis?
Seit Inkrafttreten des Digitale-Versorgung-Gesetzes im Dezember 2019 können digitale Gesundheitsanwendungen – kurz DiGA – vom Arzt verschrieben und von der GKV erstattet werden. Unter digitalen Gesundheitsanwendungen versteht man dabei zertifizierte Medizinprodukte niedriger Risikoklassen (I oder IIa), die hauptsächlich auf digitalen Technologien basieren. Sie sollen den Nutzer bei Diagnose, Adhärenz und Therapie von Krankheiten, Verletzungen oder Behinderungen unterstützen. Voraussetzung für die Erstattungsfähigkeit durch die Krankenkassen ist die Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis, welches seit Oktober 2020 vom BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) geführt wird.
Worum geht’s?
Beim neu ins DiGA-Verzeichnis aufgenommenen Training handelt es sich laut HelloBetter um die erste verschreibungsfähige, digitale Intervention zur Behandlung einer Burnout-Symptomatik. Der Kurs richtet sich dabei an Personen „mit beruflichem Stress, Erschöpfung, dem Gefühl von Ausgebranntsein oder einer anhaltenden Stressbeanspruchung in ihrem Alltag“. Mit dieser breit ausgelegten Zielgruppe dürfte die App auch für zahlreiche Apothekenkunden – z. B. mit Wunsch nach baldrian- oder lavendelhaltigen Arzneimitteln – von Interesse sein.
Mit Selbstreflektion und Achtsamkeit gegen Burnout
Über die Bemühungen von HelloBetter, seine Onlineprogramme ins DiGA-Verzeichnis aufnehmen zu lassen, hatte PTAheute bereits im vergangenen Jahr berichtet. Damals stellte das Unternehmen Interessierten ein kostenloses Corona-Training zur Verfügung. In acht Lektionen wurden die Nutzer über ihr Stressniveau aufgeklärt, in Problemlösestrategien sowie Entspannungstechniken geschult und darin unterstützt, auch in unangenehmen Gefühlen und Gedanken einen positiven Nutzen zu erkennen. Ähnlich erscheint nun auch der Aufbau der neu gelisteten, verordnungsfähigen Webanwendung.
Der zwölfwöchige Onlinekurs „Stress und Burnout“ basiert auf dem Prinzip der kognitiven Verhaltenstherapie und stellt laut Anbieter eine vollwertige Burnout-Soforthilfe dar. Die Nutzer werden im Verlauf durch Psychologen begleitet und bei eventuell auftretenden Krisensituationen unterstützt. In sieben Einheiten à circa eine Stunde sollen die Nutzer dazu befähigt werden, die negativen Auswirkungen der Stressbeanspruchung zu verringern. Zu diesem Zweck werden unter anderem Techniken zur Selbstreflektion, zum Umgang mit Problemen sowie zur Achtsamkeit vermittelt. In Wahlmodulen werden zudem acht Ansätze für ein besseres psychisches Wohlbefinden vorgestellt. Diese umfassen auch apothekenbekannte Themen, wie Schlafhygiene oder Ernährung und Bewegung.
Gut zu wissen: Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.
Laut Herstellerangaben wurde der Versorgungseffekt durch eine randomisiert-kontrollierte Studie mit 264 Teilnehmern nachgewiesen und die Ergebnisse durch insgesamt sieben weitere klinische Studien bestätigt. Zu den nachgewiesenen Effekten zählen die Reduktion von „Stressbeanspruchung, depressiver Symptomatik, Schlafbeschwerden und Erschöpfungssymptomatik“.
Für Versicherte in der Regel kostenlos
Die Anwendung kann nach Verordnung durch einen Arzt oder Psychotherapeuten eigenständig (d. h. ohne ärztliche Begleitung) genutzt werden. Dazu muss das jeweilige Rezept zunächst bei der Krankenkasse eingereicht werden. Diese übermittelt im Anschluss einen Zugangscode, mit dem der Kurs auf der Website des Anbieters freigeschaltet werden kann. Der Stress- und Burnout-Kurs wird von allen gesetzlichen Krankenkassen und vielen privaten Kassen übernommen. Für Mitglieder der Barmer-Krankenkasse stehen darüber hinaus drei weitere Onlinekurse von HelloBetter kostenlos zur Verfügung.