PTAheute-Pinnwand KW 47/2022: Lieferengpässe, Titandioxid und Urteil gegen Wick Daynait
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Apotheken beklagen Arzneimittel-Lieferengpässe
Deutschlands Apotheken beklagen anhaltende Lieferengpässe bei einer Reihe von Medikamenten. Darunter sind Fiebersäfte für Kinder, Magensäureblocker, Hustensäfte und Blutdruckmittel. Die Probleme hätten in den vergangenen Monaten zugenommen, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis. „Die Lage ist schlimm.“ Mit Blick auf 2023 sagt er: „Wir erwarten eine Steigerung der Lieferdefizite.“ Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sprach von einer „großen Herausforderung“, die man angesichts der Engpässe habe, und die auf absehbare Zeit bestehen bleiben werde.
Die ABDA begründete die angespannte Lage mit dem „enormen Kostendruck im Gesundheitswesen“. Um Geld zu sparen, setzten Hersteller auf eine Produktion in Asien, sagte ein ABDA-Sprecher. Falle dort eine Charge aus oder der Schiffstransport verspätet sich, habe das Folgen für das hiesige Angebot.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt derzeit etwa 300 Meldungen zu Lieferengpässen auf – bei rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Für viele knappe Medikamente gibt es aber Alternativen. Ein Lieferengpass müsse nicht gleichzeitig ein Versorgungsengpass sein, betont die Behörde. Derzeit gebe es nur rund 10 Meldungen zu versorgungskritischen Wirkstoffen. Quelle: dpa / vs
Long-COVID mit Erschöpfung: Sporttherapie ungeeignet
Sport- und Bewegungstherapien als klassische Angebote von Reha-Kuren sind nach Einschätzung von Ärzten für einen Großteil der an Spätfolgen einer Corona-Infektion leidenden Menschen nicht geeignet. Bei Long-COVID-Patienten, die unter extremer Erschöpfung (Fatigue) litten, könnten sich die Symptome nach körperlicher Belastung sogar verschärfen, hieß es auf dem ersten Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long-COVID.
Fatigue gilt als eines der häufigsten Symptome von Long-COVID. Angesichts der Vielzahl der Symptome bei dieser Erkrankung seien „extrem flexible“ Angebote der medizinischen Rehabilitation für die Betroffenen nötig, so Ellert. Besonders wichtig seien für sie Schulung, Aufklärung und sozialmedizinische Beratung, damit die Erkrankten wieder in ihren Alltag zurückkehren könnten.
Angesichts der Vielzahl der bei Long-COVID möglichen Symptome dürfe man Patienten bei der Behandlung „nicht alle über einen Kamm scheren“, sagte die Lungenfachärztin Jördis Frommhold, der Reha-Klinik in Heiligendamm. Entscheidend seien die jeweiligen Symptome. Quelle: dpa / vs
Umfrageergebnisse zum Apothekentrauertag
Am 17. November fand der Apothekentrauertag statt. Diesbezüglich hatte PTAheute eine Umfrage gestartet, ob Sie in Ihrer Apotheke an diesem Aktionstag teilnehmen. Von insgesamt 21 Abstimmungen haben sieben an dem Trauertag teilgenommen. Der Großteil davon trug an dem besagten Tag schwarze Kleidung und informierte die Kunden über Aushänge etc. über die Aktion. 14 der abgegebenen Stimmen nahmen nicht an dem Aktionstag teil. Einigen davon war nicht bekannt, dass es den Apothekentrauertag gibt.
Frauen sind gestresster als Männer
Aus der repräsentativen Studie „Arbeiten 2022“ der pronova BKK geht hervor, dass das Burnout-Risiko in der gesamten Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist. Insbesondere Frauen leiden unter Beschwerden, die mit Stress und Burnout assoziiert werden.
Sechs von zehn Deutschen diagnostizieren bei sich ein Burnout-Risiko, bei 25 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit dafür sogar hoch. Viele spüren im Erwerbsleben bereits Symptome von Stress und Überlastung: 24 Prozent leiden oft an Rückenschmerzen, 23 Prozent sind häufig erschöpft und müde. Innerliche Anspannung beklagen 23 Prozent, vor zwei Jahren waren es noch 18 Prozent. Auch Schlafstörungen und Lustlosigkeit haben im Vergleich zur Vorgängerstudie 2020 zugenommen.
Die Gründe für die seelischen Einflüsse haben sich dabei verändert: Sorgen etwa um den Ukraine-Krieg oder die Pandemie begleiten 22 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland auch in ihrem Beruf. Die Angst um den Job beschäftigt 17 Prozent aller Befragten und 19 Prozent der unter 30-Jährigen. Häufigste psychische Belastungen im Arbeitsalltag sind emotionaler Stress (26 Prozent), zu kurze Pausen (25 Prozent) und das Verhalten der Vorgesetzten (24 Prozent).
Die Studie zeigt, dass berufstätige Frauen eigenen Aussagen zufolge stärker von Stress-Symptomen betroffen sind als ihre männlichen Kollegen: 66 Prozent der Frauen, aber nur 56 Prozent der Männer leiden unter Beschwerden, die durch private und berufliche Belastungen entstehen. 16 Prozent der Frauen (9 Prozent der Männer) klagen oft über mindestens sieben Beschwerden wie Rückenschmerzen, Müdigkeit, innere Anspannung, Reizbarkeit, Kopfschmerzen oder Selbstzweifel.
Die Corona-Pandemie hat auch im Privatleben vieler Frauen zu mehr Belastungen geführt. Denn bei jedem zweiten Haushalt mit Kind hat sich die Rollenverteilung durch Corona geändert. Zumeist hin zur klassischen Verteilung, bei der die Frau mehr für Haushalt und Kinderbetreuung tut als der Mann. Trotzdem sagen 64 Prozent aller Befragten und auch aller Frauen, dass das Arbeiten im Homeoffice zu einer besseren Work-Life-Balance führen würde. Quelle: Pressemitteilung pronova BKK / vs
Landgericht untersagt Nr. 1-Werbung für Wick Daynait
Die Wettbewerbszentrale hat sich die Werbung für die Erkältungstabletten Wick Daynait aus dem Hause Procter & Gamble vorgeknöpft. Das deutsche Tochterunternehmen hatte für diese unter anderem in einem Fernsehspot mit der Aussage „Deutschlands Nr. 1 Tag & Nacht Erkältungsmittel“ geworben.
Die Wettbewerbszentrale hält die Werbung mit dieser Spitzenstellungsbehauptung für irreführend. Die angesprochenen Verkehrskreise verstünden sie so, dass das Arzneimittel das erfolgreichste – im Sinne von meistverkaufte – Erkältungsmittel sei. Tatsächlich sei es aber gemessen am Umsatz lediglich die Nummer 7 unter den in Deutschland am meisten verkauften Erkältungsmitteln.
Das Unternehmen hält dem entgegen, seine Werbung beziehe sich gar nicht auf Erkältungsmittel, sondern auf den separaten Markt der Tag-&-Nacht-Arzneimittel. Und in diesem Markt ist Procter & Gamble mit seinen verschiedenen Medinait- und Daynait-Produkten Marktführerin. Da der Hersteller keine Unterlassungserklärung abgeben wollte, zog die Wettbewerbszentrale, vertreten durch den Frankfurter Rechtsanwalt Hans-Jürgen Ruhl, vor das Landgericht Frankfurt.
Weiterführende Informationen, warum das Landgericht die Werbung untersagt, finden Sie auf daz.online.
Viele Kinderkliniken kommen wegen Atemwegsinfektionen an ihre Grenzen
Wegen zunehmender Fälle von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) bei Kindern auch in Deutschland schlägt ein Kinderarzt Alarm. Es handle sich auf der Nordhalbkugel um ein „dramatisches epidemisches Geschehen“, sagt der Kinder-Intensiv- und Notfallmediziner Florian Hoffmann. Er ist Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und Oberarzt im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München.
In mehreren Bundesländern, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, gebe es kaum ein freies Kinderbett in Kliniken mehr, sagt Hoffmann. Das zugrundeliegende Problem sei Personalmangel, sodass nicht alle vorhandenen Betten auch betrieben werden könnten. Bereits im Spätsommer 2021 hatte es eine unüblich hohe RSV-Welle gegeben – die Lage aktuell sei aber schlimmer, sagte Hoffmann.
Betroffen seien nun viele Kinder mit ein oder zwei Jahren, die – auch angesichts der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen – bisher keinerlei Kontakt zum RSV hatten.
Nach Definition des Robert Koch-Instituts hat die RSV-Welle in der Woche bis 16. Oktober begonnen. Hoffmann sprach zudem von einer sehr frühen und sehr harten Grippewelle, die sich seit einiger Zeit parallel bemerkbar mache. Quelle: dpa / mia
Strengere Regen für Corona-Tests
Für kostenlose Corona-Schnelltests gelten nun enger gefasste Regeln. Gratis bleiben sog. Bürgertests von Teststellen u. a. vor Besuchen in Kliniken und Pflegeheimen sowie, wenn man sich nach einer Corona-Infektion mit Bescheinigung freitesten lässt.
Bürgertests, die es seit dem Sommer mit drei Euro Zuzahlung gab, sind dagegen nicht mehr möglich.
Die neuen Testregeln sollen befristet bis 28. Februar 2023 gelten. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte nach Angaben aus der Koalition als Maßgabe beschlossen, dass die Finanzierung von Tests für „Freitestungen“ zum 15. Januar enden soll. Generell sinken die Vergütungen für Anbieter von 9,50 Euro auf 8,00 Euro pro Test. Quelle: dpa / mia
Bayern fordert Konzept für eigene Arzneimittelproduktion
Aus Sorge vor zu großen Abhängigkeiten von anderen Ländern fordert Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek vom Bund ein Förderkonzept für mehr Arzneimittelproduktion in Europa. Holetschek erinnerte in dem Kontext daran, dass auch in Deutschland in den vergangenen Jahren die negativen Folgen von Abhängigkeiten zu spüren gewesen seien: „Nicht nur Fiebersäfte für Kinder waren knapp, sondern zeitweise auch überlebenswichtige Medikamente zur Brustkrebstherapie und Allergiemedikamente. Deshalb muss jetzt endlich gehandelt werden.“
Alleine die Volksrepublik China sei für rund 40 Prozent der weltweiten Antibiotikaexporte verantwortlich, betonte Holetschek. Es brauche dringend eine Förderung der EU-Produktion, auch der Pharmastandort Deutschland müsse weiter gestärkt werden.
Die Abhängigkeit von China habe noch weitere Konsequenzen, warnte Holetschek. „Werden beispielsweise Antibiotika fast nur noch in Ländern mit niedrigeren Produktionsstandards hergestellt, dann fördert das die Entstehung von Resistenzen gegen diese Antibiotika.“ Hintergrund dafür seien Antibiotika, die in jenen Ländern bei der Produktion ins Abwasser gelangen. Dadurch könnten Bakterien Abwehrstrategien dagegen entwickeln, also resistent werden. Quelle: dpa / vs
US-Zulassung: Teplizumab soll Ausbruch von Typ-1-Diabetes hinauszögern
Wie die FDA in den USA erklärt, deaktiviert das jetzt neu zugelassene Arzneimittel Teplizumab wahrscheinlich die Immunzellen im Körper, die insulinproduzierende Zellen angreifen. Währenddessen soll es den Anteil der Zellen erhöhen, welche die Immunreaktion dämpfen. Unter dem Markennamen Tzield soll das Arzneimittel künftig über 14 Tage hinweg einmal täglich als Infusion verabreicht werden. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Tzield so den Beginn der Stufe drei eines Typ-1-Diabetes um rund 25 Monate hinauszögern kann.
Teplizumab soll nun in den USA bei Kindern ab acht Jahren, die an Typ-1-Diabetes der Stufe zwei leiden, zum Einsatz kommen. Quelle: daz.online
Titandioxid-Pulver zu Unrecht als krebserregend eingestuft?
Die EU hat den Weißmacher Titandioxid in Pulverform nach Ansicht des EU-Gerichts zu Unrecht als krebserregend eingestuft. Eine entsprechende Verordnung der EU-Kommission erklärte das Gericht für nichtig. Die EU-Kommission habe einen offensichtlichen Fehler bei der Beurteilung der Zuverlässigkeit der Studie begangen, auf der die Einstufung beruhte, teilten die Richter in Luxemburg mit. Gegen das Urteil kann noch Einspruch beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingelegt werden.
Titandioxid steckt beispielsweise in Wandfarbe oder Sonnencreme. Das Farbpigment steht im Verdacht, krebserregend zu sein. In Lebensmitteln ist Titandioxid seit Anfang des Jahres verboten.
2019 beschloss die EU-Kommission, dass der Stoff in Pulverform als krebserregend einzustufen ist, wenn er eingeatmet wird. Titandioxid wurde damit nicht verboten, musste aber mit einem Warnhinweis versehen werden. Dagegen hatten verschiedene Hersteller und Händler geklagt.
Eine solche Einstufung müsse auf zuverlässigen und anerkannten Untersuchungen beruhen, urteilte das EU-Gericht nun. Das sei hier nicht der Fall gewesen. Außerdem dürfe ein Stoff nur als krebserregend eingestuft werden, wenn er tatsächlich die „intrinsische Eigenschaft“ habe, Krebs zu erzeugen. Quelle: dpa / vs
Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflege soll auslaufen
Die Corona-Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflegeheimen soll voraussichtlich Ende des Jahres auslaufen. Grund sei die Dominanz sogenannter immunevasiver Corona-Varianten, wie es aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß. Diese Erreger können der Immunantwort von Menschen, die geimpft und/oder genesen sind, besser entgehen als ihre Vorgänger.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt offengelassen, ob die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich zum Jahresende ausläuft oder verlängert wird. Seit Mitte März gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht. An der Regelung hatte es immer wieder Kritik gegeben, unter anderem wegen des Aufwands bei der Durchsetzung der Impfpflicht. Aus den Ländern und der Branche waren Forderungen nach einem Ende laut geworden.
Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, begrüßte das voraussichtliche Ende der einrichtungsbezogenen Impfpflicht für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen. „Die Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen und Tod, aber nicht vor Weitergabe des Virus“, sagte Brysch. „Deshalb lief die einrichtungsbezogene Impfpflicht von Anfang an ins Leere.“ Viele Bundesländer und Gesundheitsämter hätten Sanktionen bereits herausgezögert. Quelle: dpa / vs
Antikörpertherapien wirken bei Omikron-Variante BQ.1.1 nicht
Für die Behandlung der Corona-Subvariante Omikron BQ.1.1 werden offenbar neue Therapien notwendig. Alle derzeit zugelassenen Antikörpertherapien wirkten bei ihr nicht, teilte das Deutsche Primatenzentrum mit.
Vor allem in Regionen, in denen BQ.1.1 stark verbreitet ist, sollten Ärzte bei der Behandlung infizierter Risikopatienten nicht allein auf Antikörpertherapien setzen, sondern zusätzlich weitere Medikamente wie Paxlovid in Betracht ziehen, sagte Studienleiter Markus Hoffmann. Darüber hinaus müssten neue Antikörpertherapien entwickelt werden.
Bei ihren Laboruntersuchungen an Zellkulturen stellten die Forschenden fest, dass BQ.1.1 weder durch einzelne Antikörper noch durch Antikörpercocktails neutralisiert werden konnte. Gegen einige Präparate waren auch andere Subtypen schon immun. Ursache der Resistenzen seien Mutationen des sogenannten Spikeproteins des Coronavirus, hieß es.
„Die immer weiter fortschreitende Resistenzentwicklung von SARS-CoV-2-Varianten macht es erforderlich, dass neue Antikörpertherapien entwickelt werden, welche insbesondere auf die derzeit zirkulierenden und zukünftige Virusvarianten abgestimmt sind“, erläuterte Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Primatenzentrum. Quelle: dpa / mia
Erkältungswelle: Deutsche sind zurückhaltend aus Angst vor Ansteckung
Mit der Winterzeit gehen oft auch eine laufende Nase oder eine leichte Erkältung einher. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes haben viele Deutsche ein geschwächtes Immunsystem und Angst, sich mit einer Erkältung anzustecken: 39 Prozent geben an, dass sie sich eher Sorgen machen, dass andere sie komisch ansehen könnten, wenn sie in der Öffentlichkeit niesen oder husten. Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Mitmenschen nehmen 29 Prozent der Deutschen und teilen ihnen im Voraus mit, wenn sie mit einer Erkältung kämpfen.
Laut dem Stada Health Report planen 37 Prozent der Deutschen, sich gründlicher die Hände zu waschen, um die Verbreitung von Keimen zu vermeiden. Weitere 33 Prozent wollen auch weiterhin regelmäßig Händedesinfektionsmittel verwenden. Mit beiden Strategien liegen sie aber unter dem europäischen Durchschnitt (46 Prozent und 44 Prozent). Quelle: Pressemitteilung Stada / vs
Bürgertests: Bund will nur bis Ende Februar 2023 weiterfinanzieren
Vergangene Woche wurde ein Referentenentwurf für eine Änderungsverordnung der Coronavirus-Testverordnung publik, zu dem die betroffenen Verbände bis vergangenen Freitagmittag Stellung nehmen konnten. Offenbar ist schon der Bundesfinanzminister mit der Vorlage aus dem Bundesgesundheitsministerium nicht einverstanden gewesen. Diese sah vor, dass die Ansprüche auf die in der Verordnung geregelten Tests, auch die Bürgertests, bis zum 7. April 2023 verlängert werden sollen – besagter Karfreitag ist mittlerweile für zahlreiche pandemiebedingte Regelungen ein Stichtag. Im Übrigen sollte die Verordnung erst Ende 2024 auslaufen, um die Abrechnungen noch sicher abwickeln zu können.
Am vergangenen Montag war aber aus Ministeriumkreisen zu hören, dass die Verordnung nun erst einmal nur bis Ende Februar 2023 verlängert werden soll – darauf habe man sich mit dem Finanzminister geeinigt. Wie es dann weitergehen soll, wird sich zeigen. Unklar ist, ob die verkürzte Verlängerung nur für Testansprüche oder für die Verordnung im Ganzen gelten soll – die Abrechnung wird realistischerweise auf jeden Fall für einen längeren Folgezeitraum rechtssicher möglich sein müssen. Quelle: daz.online
Umfrage: Zahl der Patientenverfügungen steigt nur leicht
Der Anteil der erwachsenen Deutschen mit einer Patientenverfügung ist in den vergangenen Jahren laut einer Umfrage nur geringfügig gestiegen. Aus der repräsentativen Befragung „Sterben in Deutschland“ im Auftrag des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands geht hervor, dass mit 45 Prozent sich weniger als jeder Zweite ab 18 Jahren auf diese Weise für den Fall eigener schwerer Krankheit vorsorgt. Im Jahr 2017 waren es 43 Prozent. Zwischen der ersten Erhebung 2012, als nur rund jeder Vierte eine Patientenverfügung hatte, und der Folgeausgabe 2017 hatte es noch einen deutlichen Zuwachs gegeben.
Die Interessenvertretung der Hospizbewegung und von Hospiz- und Palliativeinrichtungen sieht in den Daten auch Hinweise auf einen Wunsch einer Mehrheit der Bevölkerung nach einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und Tod. Ein Großteil finde, dass sich die Gesellschaft zu wenig damit befasse. Quelle: dpa / vs
Mehr Kassenleistungen bei Chronischem Fatigue-Syndrom
Beim Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) müssen gesetzliche Krankenkassen in bestimmten Fällen die Kostenübernahme auch von alternativen Arzneimitteln bewilligen. Das geht aus Beschlüssen des Landessozialgerichts Niedersachsen-Celle hervor. Im konkreten Fall ging es um einen 55-jährigen Mann, der durch zahlreiche Erkrankungen schwerbehindert und pflegebedürftig ist, insbesondere wegen CFS, das unter anderem zu besonders schneller und lang anhaltender Erschöpfung führt.
Bei seiner Krankenkasse beantragte er die Bewilligung von alternativen Arzneimitteln, unter anderem Vitamin D. Die Kasse lehnte die Anträge ab, weil die medizinisch-wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine Verordnung nicht gegeben seien. Dem hielt der Mann entgegen, dass etablierte Therapien kaum zur Verfügung stünden.
Das Landessozialgericht verpflichtete die Kasse vorläufig zur Leistung. Auch wenn die Leistungsvoraussetzungen der evidenzbasierten Medizin nicht erfüllt seien, müsse die Kasse die Präparate im Ausnahmefall einer schweren Erkrankung übernehmen, urteilte es. Das Gericht stützte sich auf die Stellungnahme eines Sachverständigen, wonach für das CFS keine Standard-Therapien zur Verfügung stehen. Quelle: dpa / mia
Wegen Corona: weniger Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung
Mehrere Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs sind während der Corona-Krise einer Analyse zufolge weniger in Anspruch genommen worden. Etwa bei der Hautkrebsvorsorge verstärkte sich der Rückgang im ersten Quartal dieses Jahres, wie der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mitteilte. Nach der Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK sei die Teilnahmezahl der gesetzlich Versicherten um 19,7 Prozent unter das Niveau des Vergleichszeitraums von 2019 vor der Pandemie gesunken. Bei Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs habe es im ersten Quartal 2022 ein Minus von knapp zwölf Prozent gegeben.
Aber Corona bremst auch die Krebs-Nachsorge aus.
Die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, empfiehlt, versäumte Untersuchungen nachzuholen. Der 28. November soll zusammen mit der Deutschen Krebsgesellschaft zu einem jährlichen „Tag der Krebsvorsorge“ erklärt werden. Dies solle die Aufmerksamkeit steigern und dazu motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sagte der Präsident der Krebsgesellschaft, Thomas Seufferlein. Würden Tumoren bereits in einem frühen Stadium entdeckt, seien Heilungschancen für viele Krebsarten besser. Quelle: dpa / mia
Zahl der Neuinfektionen mit HIV scheint zu stagnieren
Die angenommene Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland stagniert. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt für 2021, dass sich so viele Menschen neu mit dem Virus ansteckten wie im Jahr zuvor – jeweils etwa 1.800. „Die Zahl der Neuinfektionen liegt so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten“, teilt das RKI mit. Die Entwicklung wird jährlich neu abgeschätzt, da HIV oft erst Jahre nach der Ansteckung diagnostiziert wird.
Bei den aktuellen Berechnungen ist laut RKI nicht ausgeschlossen, dass die Ergebnisse besser erscheinen, als sie tatsächlich sind. Der Grund dafür ist, dass sich in der Pandemie möglicherweise weniger Menschen testen ließen. „Unabhängig davon: Diese Fallzahlen sind immer noch zu hoch, es bedarf weiterer Anstrengungen, vor allem um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe zu verbessern“, zitiert das RKI seinen Präsidenten Lothar Wieler in der Mitteilung.
96 Prozent der Menschen mit HIV-Diagnose erhielten voriges Jahr laut dem Papier eine antivirale Therapie. „Bei fast allen Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, sodass sie nicht mehr infektiös sind.“ In erster Linie werde das Virus durch Menschen übertragen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, hieß es. Deren Anzahl schätzt das RKI auf rund 8.600 hierzulande. Quelle: dpa / mia