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Zum Internationalen CFS-Tag am 12. Mai: Was ist eigentlich das Chroni­sche Erschöpfungssyndrom?

Erschöpfte Frau sitzt auf dem Sofa und hält sich den Kopf
Häufig leiden Menschen nach einer Corona-Infektion an dem Chronischen Erschöpfungssyndrom. | Bild: leszekglasner / AdobeStock

Von einer Bezeichnung wie „chronische Erschöpfung“ fühlt sich vielleicht mancher persönlich angesprochen. Schließlich ist man von den täglichen Anforderungen oft chronisch überlastet und gestresst. 

Doch das Chronische Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, kurz: CFS), auch Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS) genannt, hat eine andere Dimension: Es ist eine lang anhaltende schwere Multisystemerkrankung mit breitgefächerter Symptomatik. 

Die Krankheit schränkt das Leben massiv ein: Es kann zur Erwerbsunfähigkeit und in schweren Fällen sogar zur Pflegebedürftigkeit kommen. 

Merkmale eines CFS: ausgeprägte Belastungsintoleranz

Hauptkennzeichen des CFS ist eine schwere Belastungsintoleranz. Schon der kleinste Spaziergang kann für CFS-Betroffene so belastend sein wie für andere Menschen ein Marathon. Von einem Einkauf im Supermarkt muss sich ein CFS-Patient eventuell stundenlang im Bett erholen. Selbst Zähneputzen kann zu quälender Erschöpfung führen. 

Neben der körperlichen tritt oft auch eine geistige Erschöpfungssymptomatik auf. Schon eine halbe Stunde Lesen kann eine enorme Anstrengung bedeuten. Es kommt bei CFS häufig zu Konzentrations-, Merk- und Wortfindungsstörungen („Brain Fog“).  

Viele Betroffene leiden auch unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl, unter Schwindel und Herzrasen, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und reagieren überempfindlich auf Sinnesreize wie Licht, Geräusche und Gerüche. Oft treten Kreislaufstörungen (orthostatische Intoleranz) auf. Viele Patienten leiden unter Schlafstörungen und nicht erholsamem Schlaf. Im Krankheitsverlauf können Symptome wechseln oder neu hinzukommen.  

Die CFS-Symptome sind individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Typischerweise verstärken sie sich aber schon nach geringer Anstrengung und können zu regelrechten Zusammenbrüchen („Crashs“) führen. Man spricht dann von post-exertioneller Malaise (PEM). Es kann Tage dauern, bis sich die Betroffenen von dieser Überanstrengung wieder etwas erholen. 

Internationaler CFS-Tag am 12. Mai

Beim Chroni­schen Erschöpfungssyndrom (CFS) handelt es sich ausdrücklich nicht um eine psychosomatische Erkrankung. Auch darf die Fatigue-Symptomatik keinesfalls mit einer Depression verwechselt werden. So sind etwa aktivierende Therapien, die eine Depression bessern können, bei CFS kontraproduktiv. 

Seit 1993 macht alljährlich am 12. Mai der Internationale CFS-Tag auf das Chronic Fatigue Syndrom aufmerksam.

Ursachen des CFS noch unklar

Die Ursachen des Chronischen Erschöpfungssyndroms sind immer noch nicht aufgeklärt. Auffallend ist, dass sich das CFS bei einem Großteil der Patienten im Anschluss an eine Virusinfektion entwickelt, etwa nach einer Erkrankung mit dem Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) oder einer Influenza.  

Über die genauen Pathomechanismen herrscht aber noch Unklarheit. Möglicherweise spielen Immunfehlfunktionen eine Rolle. So lassen sich bei einem Teil der Patienten Autoantikörper gegen sogenannte G-Protein-gekoppelte Rezeptoren – Schlüsselproteine in der Signalvermittlung – nachweisen. 

Man nimmt an, dass es zu Fehlregulationen des vegetativen Nervensystems sowie einer Dysfunktion von Mitochondrien und damit zu einem gestörten zellulären Energiestoffwechsel kommt. Auch eine beeinträchtigte endotheliale Gefäßfunktion könnte mitbeteiligt sein. 

CFS auch bei Post-COVID möglich

Lange Zeit fand das Chronische Erschöpfungssystem wenig Beachtung. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich das geändert. Denn einige COVID-19-Erkrankte leiden unter anhaltenden Beschwerden nach der akuten Erkrankung – bekannt als Post-COVID

Eine Untergruppe dieser Post-COVID-Betroffenen entwickelt ebenfalls CFS. Auch das Virus SARS-CoV-2 scheint also zu den CFS-Auslösern zu gehören. Selbst nach einem leichten COVID-Verlauf kann es zu den schweren Fatigue-Erscheinungen kommen. ME/CFS hat damit infolge der Corona-Pandemie eine größere Bedeutung bekommen.  

Bereits vor Pandemiebeginn litten in Deutschland Expertenschätzungen zufolge circa 300.000 Menschen am Chronischen Erschöpfungssyndrom, darunter rund 40.000 unter 18 Jahren. Der Großteil der Betroffenen ist weiblich.  

Wie kann CFS behandelt werden?

Oft ist es schwierig, die Diagnose ME/CFS zu stellen. Bisher gibt es weder einen spezifischen Bluttest noch lässt sich die Erkrankung mit bildgebenden Verfahren nachweisen. Entscheidend sind stattdessen die klinische Symptomatik sowie der Ausschluss anderer Erkrankungen.

Auch spezielle, zugelassene Therapiemöglichkeiten existieren für das CFS bisher nicht. Eingesetzt werden unter anderem bestimmte Mikronährstoffkombinationen, bei Bedarf Schmerzmittel, Melatonin für besseren Schlaf oder Kreislaufmedikamente. An verschiedenen Therapieansätzen wird geforscht.  

Wichtig ist, dass Betroffene ihr Leben an die individuelle Belastungsgrenze anpassen. Die Patienten müssen lernen, ihre Kräfte und Aktivitäten so zu dosieren, dass es nicht zu einer Verschlimmerung der Symptomatik kommt. Dieses Verhalten wird als „Pacing“ bezeichnet. Bei vielen CFS-Patienten bessern sich die Symptome im Laufe der Zeit. Die Erkrankung kann aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Quellen:
- Fatigatio e.V. – Bundesverband ME/CFS
- Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.V.; Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
- DAZ Nr. 11/2023
 

Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) in Kürze

  • Komplexe neuroimmunologische Langzeiterkrankung, auch als Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom (ME/CFS) bezeichnet.
  • Anhaltende schwere körperliche und geistige Erschöpfung, außerdem weitere individuell unterschiedliche körperliche und kognitive Symptome, Verstärkung der Symptomatik nach zum Teil geringfügiger Aktivität.
  • Ursache noch weitgehend ungeklärt, evtl. immunologische Faktoren als Auslöser. Auftreten oft im Anschluss an Infektionskrankheiten.
  • Die CFS-Symptomatik kann auch bei Post-COVID-Betroffenen auftreten.
  • Bisher keine spezifische Behandlung verfügbar, symptomatische Behandlung einzelner Beschwerden, persönliches Energiemanagement (Pacing); derzeit Erforschung verschiedener neuer Therapieansätze.