Zum Weltmännertag am 03. November: Warum achten Männer weniger auf ihre Gesundheit?
Statistiken zeigen, dass Männer unter anderem häufiger von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs betroffen sind als Frauen. Auch ihre Lebenserwartung fällt im Durchschnitt in Deutschland um rund fünf Jahre kürzer aus. Dennoch leben viele Männer ungesünder und deutlich risikoreicher, stellen Experten fest. Warum ist das so?
Warum gehen Männer so selten zum Arzt?
Die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) hat in Untersuchungen festgestellt, dass mehr als die Hälfte aller Frauen (etwa 59 Prozent), aber nur rund jeder fünfte Mann (22 Prozent) zu Vorsorgeuntersuchungen geht. Es gibt jedoch Hoffnung: Langzeitstudien würden darauf hindeuten, dass nach und nach mehr Männer zur Vorsorgeuntersuchung gehen.
Die DGMG suchte nach den Gründen, warum Männer so selten zum Arzt gehen, und befragte rund 970 Männer: 78 Prozent erklärten, dass sie lange Wartezeiten abschreckten. Fast jeder Vierte vermutete, eine unangenehme oder schlechte Rückmeldung vom Arzt zu erhalten. Jeder Fünfte sorgte sich, dass eine Untersuchung schmerzhaft sein könnte. Viele Männer seien auch zu wenig über ihre Risikofaktoren informiert, etwa Blutzucker- oder Blutfettwerte, schildert Sommer.
Dabei ist es auch für Männer sinnvoll, sich regelmäßig medizinisch durchchecken zu lassen. Denn in der Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen sind deutlich mehr Männer als Frauen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, erklärt Sommer. Auch Krebserkrankungen treffen Männer in der Regel häufiger. Burnout komme vielfach vor.
Zum Weltmännertag am 03. November
Der 03. November ruft alle Männer dazu auf, sich ihrer Gesundheit bewusst zu werden. Mit dem „Men´s World Day“ sollen Männer über Gesundheitsthemen rundum aufgeklärt werden und sich intensiver mit ihrer eigenen Gesundheit befassen. Dazu wird vor allem aufgerufen, da die Lebenserwartung von Männern gegenüber Frauen etwas geringer eingeschätzt wird.
Männer sollten mehr auf ihr Herz achten
Männer erleiden deutlich häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen. So wurden laut dem aktuellen Deutschen Herzbericht Männer besonders oft wegen ischämischer Herzkrankheiten ins Krankenhaus eingewiesen: Pro 100.000 Männern waren es rund 842 Patienten, dagegen waren es bei den Frauen nur 313. Damit sind Männer fast dreimal so oft betroffen.
Zudem wurde bei Männern knapp dreimal häufiger ein Herzinfarkt diagnostiziert. Mit Blick auf Herzklappenerkrankungen, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz waren Männer im Durchschnitt rund 1,5-mal mehr betroffen. Zudem treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern im Schnitt früher auf als bei Frauen: Bereits ab 45 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich an.
Werden Herzkrankheiten und die Risikofaktoren frühzeitig erkannt, sind die Chancen deutlich besser, sie durch eine rechtzeitige Therapie einzuhegen. Darum ist es wichtig, sich regelmäßig durchchecken zu lassen. Nur so können beispielsweise erhöhte Cholesterinwerte bemerkt werden – einer der wichtigsten Gründe für Gefäßverengungen. Auch Bluthochdruck, der häufig unentdeckt bleibt, wird durch Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig erkannt. Quelle: PM DGK / vs
Gut zu wissen: GKV übernimmt Kosten für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen
Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf regelmäßige und umfassende Gesundheitsuntersuchungen. Die Kosten hierfür werden von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) übernommen.
Im Alter von 18 bis 34 Jahren kann der Check-up einmalig durchgeführt werden, danach ab einem Alter von 35 Jahren alle drei Jahre. Das Angebot gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.
Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird im Rahmen der Check-ups auch auf Anzeichen für Typ-2-Diabetes und Erkrankungen der Niere gescreent.
Ungesunder Lebensstil wegen des Männerbilds in der Gesellschaft?
Männer sollten motiviert werden, mehr Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen und das Bewusstsein für spezifische Risiken und einen achtsamen Lebensstil zu schärfen, mahnt die Stiftung Männergesundheit. Es brauche besondere Präventions- und Versorgungsangebote für ein physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden.
Denn der Stiftung zufolge sterben etwa doppelt so viele Männer wie Frauen an Lungenkrebs. Sie hält es außerdem für wahrscheinlich, dass im Vergleich zum restlichen Europa in Deutschland am meisten depressive Männer leben.
Es bestünde immer noch das Männerbild, nach dem diese vor allem zu funktionieren haben. Demnach spielt die Gesundheit für viele keine entscheidende Rolle. Die Stiftung gibt an, dass etwa 62 Prozent der Männer übergewichtig seien. Erheblich mehr Männer als Frauen konsumierten Alkohol und Drogen in gesundheitsgefährdenden Mengen.
„Jedoch gerät dieses Männerbild allmählich ins Schwanken“, sagt eine Sprecherin der Stiftung. Besonders bei den Jüngeren zeichne sich ein Wandel ab. Zwar hänge ein Teil „noch einem traditionellen Bild des starken, unverletzlichen Mannes“ an. Aber ein wachsender Anteil lasse eine „sensible Wahrnehmung“ gesundheitlicher Probleme und eine tiefere Auseinandersetzung damit zu.
Männer sind das schwächere Geschlecht
Und warum haben Männer eine geringere Lebenserwartung? Es gebe dazu viele Theorien, die sich oft auf die Genetik und äußere Einflussfaktoren bezögen, erläutert Experte Sommer:
Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer hingegen ein X- und Y-Chromosom. Auf dem Y-Chromosom des Mannes sind deutlich weniger genetische Informationen angelegt als auf dem X-Chromosom. Wenn das X-Chromosom des Mannes nun Schaden nehme, könne das Y-Chromosom nicht alle Funktionen übernehmen.
Im Gegensatz zum viel zitierten Spruch, Männer seien das stärkere Geschlecht, betont Sommer: „Wir Männer sind aus gesundheitlicher Sicht wirklich das schwächere Geschlecht.“ Quelle: dpa