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Wie wichtig ist Vitamin B1?: Fragen und Antworten zu Vitamin B1

verschiedene Lebensmittel mit Vitamin B 1 liegen auf dem Tisch
Vitamin B1 (Thiamin) kommt natürlicherweise in Vollkornprodukten, Weizenkeimen, Sonnenblumenkernen, Erdnüssen, Pinienkernen sowie in einigen Hülsenfrüchten wie Erbsen oder Mungobohnen vor. | Bild: bit24 / AdobeStock

Vitamin B1 ist auch bekannt unter der Bezeichnung Thiamin. Das wasserlösliche Vitamin ist sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Es ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt, insbesondere in Zusammenhang mit dem Abbau von Kohlenhydraten. 

Vitamin B1 muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden, da der Körper nur geringe Mengen davon speichern kann. Das Vitamin wird in seiner Vorstufe als Benfotiamin aufgenommen, erst nach der Resorption entsteht im Körper das physiologisch wirksame Vitamin B1.

Hat Vitamin B1 Einfluss auf unsere Stimmung?

Oft wird Vitamin B1 als das Vitamin für Stimmung, Nerven und gute Laune bezeichnet. Anwender beschreiben in Erfahrungsberichten von wahren Wunderwirkungen bis hin zur Erlösung von langjährigen Restless-Legs-Symptomen. Das dürfte den Verkauf entsprechender Nahrungsergänzungsmittel ankurbeln – doch welche Aussagen zu Vitamin B1 sind seriös? 

Wenn Präparate mindestens 0,17 mg Thiamin pro Tagesdosis enthalten, was 15 Prozent des Referenzwertes entspricht, so sind laut Verordnung für gesundheitsbezogene Angaben (HCVO) folgende Aussagen offiziell zugelassen:

  • Thiamin trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei,
  • Thiamin trägt zu einer normalen psychischen Funktion bei,
  • Thiamin trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei und
  • Thiamin trägt zu einer normalen Herzfunktion bei.

Entscheidend ist der genaue Wortlaut dieser Angaben. Es darf nur die Aufrechterhaltung normaler Körperfunktionen genannt werden. Hinweise auf Leistungssteigerung oder gar Linderung von Nervenschmerzen sind nicht erlaubt.

In der Nationalen Versorgungsleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie „Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter“ wird mangels wissenschaftlicher Belege ausdrücklich von Vitamin B1 sowie Benfotiamin zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen abgeraten.

Wann muss Vitamin B1 substituiert werden?

Doch die Marketing-Lyrik kümmert sich wenig um wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine „normale psychische Funktion“ wird gerne umgedeutet in gute Laune und Stimmungsaufhellung. Persönliche Erfahrungsberichte in Internet-Foren führen ohnehin ein Eigenleben und lassen sich nicht verbieten.

Unbestreitbar ist Thiamin ein lebenswichtiges Vitamin, unverzichtbar für das Nervensystem, den Energiestoffwechsel und die Herzfunktion. Vor allem aus früheren Zeiten ist bekannt, dass es bei Vitamin-B1-Mangel zu dramatischen Krankheitsbildern kommt. Noch vor gut hundert Jahren sind Menschen weltweit an Beri-Beri verstorben, einer Vitamin-B1-Mangel-bedingten Erkrankung des Nervensystems mit Muskelabbau, Lähmungen, Herzinsuffizienz und Gehirnentzündungen. Hilflos musste man damals dem Leiden und Sterben zuschauen, bis man in den 1920er-Jahren endlich die Ursache erkannte und Abhilfe schaffen konnte.

Bei unserer heutigen Ernährung ist kein Vitamin-B1-Mangel zu befürchten. Zu den Risikogruppen zählen allerdings 

  • Diabetiker, 
  • Alkoholkranke,
  • Menschen mit schweren Resorptionsstörungen sowie 
  • Schwangere, die unter starkem Schwangerschaftserbrechen leiden.

Wann und warum sollte man Benfotiamin einnehmen?

Das Prodrug Benfotiamin ist aufgrund seiner chemischen Struktur fettlöslich und daher auch bei einer höheren Dosierung (bis 300 mg/Tag) sehr gut bioverfügbar. Kontrollierte Studien belegen, dass sich bei Patienten mit diabetischer Neuropathie durch Gabe von Benfotiamin die Nervenleitgeschwindigkeit verbessert. 

Auch wenn die Zusammenhänge zwischen Thiaminmangel und neurologischen Störungen noch nicht ausreichend geklärt sind, geht man davon aus, dass Vitamin B1 maßgeblich an der Erregungsleitung im peripheren Nervensystem beteiligt ist. Jedenfalls ist bei Diabetikern häufig ein Thiamin-Defizit anzutreffen. Eine präventive Gabe könnte hier sinnvoll sein.

Das Anwendungsgebiet von Benfotiamin-Präparaten sind Therapie oder Prophylaxe von klinischen Vitamin-B1-Mangelzuständen, sofern diese nicht ernährungsmäßig behoben werden können. 

Schützt Vitamin B1 vor Mücken und Zecken?

Im Internet kursieren viele Erfahrungsberichte über die erfolgreiche orale Anwendung von Vitamin B1 zur Mücken- und Zeckenabwehr bei Menschen und Hunden. Das schwefelhaltige Thiamin hat in der Tat einen sehr charakteristischen Geruch. Dieser wird beim Menschen spürbar über den Hautschweiß ausgeschieden.  

Die Insekten, vor allem Stechmücken, nehmen den Geruch angeblich bereits aus 30 cm Entfernung wahr und werden davon abgestoßen. Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung nicht. Die Hautausdünstungen lassen sich jedoch nicht leugnen, sie sind mit der menschlichen Nase deutlich wahrnehmbar.

In der Alternativ- bzw. Komplementärmedizin kommt Vitamin B1 zur Mückenprophylaxe auch mithilfe der sogenannten Mesotherapie zum Einsatz. Bei dieser Methode werden Injektionen von Arzneistoffen in homöopathischer oder sehr niedriger Dosierung in Verbindung mit einem Lokalanästhetikum in mittlere (daher „meso“) Hautschichten eingebracht. Im Fall der Mückenprophylaxe ist die injizierte Substanz eine Vitamin-B1-Lösung.