Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Sollen Kleinkinder Salbutamol schlucken oder inhalieren?

Mit einer Inhalationshilfe wie dem Spacer können auch schon die Kleinsten inhalieren. | Bild: komokvm / AdobeStock

Bei Säuglingen und Kleinkindern können virale Infekte zu einer obstruktiven Bronchitis führen. In bis zu 90 Prozent stecken Viren dahinter. Die entzündete Schleimhaut schwillt an, es bildet sich vermehrt zäher Schleim und zusätzlich verkrampft die Bronchialmuskulatur. Da die Atemwege von Säuglingen und Kleinkindern noch besonders eng sind, bemerken Eltern neben Husten auch eine Kurzatmigkeit und typischerweise eine erschwerte, pfeifende Ausatmung. Das Atmen kostet plötzlich sehr viel Kraft, daher können die Kleinen rasch ermüden.

Therapie mit Spasmolytika

In der Therapie kommen Spasmolytika wie Salbutamol zum Einsatz. Der Beta-2-Agonist wirkt relaxierend auf die glatte Muskulatur, was insbesondere in Hinblick auf die Bronchialmuskulatur gewünscht ist. Zusätzlich konnte sowohl in vitro als auch in vivo ein antiallergischer Effekt nachgewiesen werden: Salbutamol hemmt die Freisetzung bronchienverengender Substanzen aus den Mastzellen. Als Nebeneffekt wird auch der Selbstreinigungsmechanismus des Atmungstraktes (mukoziliäre Clearance) angeregt, wobei klinische Relevanz und Wirkmechanismus unklar sind. https://www.ratiopharm.de/assets/products/de/label/Salbutamol-ratiopharm%20Inhalationslosung%20-%202.pdf?pzn=8527095  

Können Säuglinge schon inhalieren?

Eine Inhalation mit elektrischen Verneblern, wie beispielsweise „Pari-Boy Junior“, ist oft schon bei Säuglingen möglich. Hierfür gibt es Salbutamol-Lösungen, die mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden, sowie Fertiginhalationslösungen. Je nach Alter und Compliance des Kindes ist auch ein Dosieraerosol mit einer Inhalierhilfe möglich: Der Spacer (Aerochamber®, Vortex®) sorgt dafür, dass die Auslösung des Sprühstoßes und die Einatmung nicht mehr gleichzeitig stattfinden müssen.

Auf die richtige Handhabung kommt es an

Die Anwendung ist einfach handzuhaben: Nach dem Schütteln des Dosieraerosols die Schutzkappe abnehmen und mit dem Spacer zusammenstecken. Wenn die Maske richtig sitzt beziehungsweise das Mundstück von den Lippen dicht umschlossen ist, wird ein Sprühstoß in den Spacer abgegeben. Diesen kann das Kind dann über zwei oder drei Atemzüge einatmen. Dabei ist wichtig, dass es ruhig atmet und nicht aufgebracht weint oder gar schreit. Das Kind sitzt am besten bequem auf dem Schoß der Eltern, mit dem Rücken zum Bauch.

Ob mit Spacer oder elektrischem Vernebler: Damit der Wirkstoff nicht entweicht, sondern in der Lunge ankommt, sollten Eltern darauf achten, dass die Maske wirklich dicht schließt und rundum eng am Gesicht anliegt. Grundsätzlich ist eine Inhalation über ein Mundstück der Maske überlegen. Pulverinhalatoren ergeben unter sechs bis acht Jahren meist wenig Sinn, da schlichtweg das Atemzugvolumen nicht ausreicht.

Gut zu wissen: Dosierung von Salbutamol

Nach der Inhalation wirkt Salbutamol schon nach fünf bis fünfzehn Minuten. Die Wirkung hält für etwa vier bis sechs Stunden an. Üblich sind 100 bis maximal 400 µg Salbutamol pro Dosis. Die Anwendung darf je nach ärztlicher Anordnung mehrmals täglich wiederholt werden. Im häuslichen Umfeld sollte Salbutamol nicht öfter als achtmal täglich mit je 200 µg nötig sein, andernfalls muss die Therapie dringend ärztlich überprüft werden. 

Verordnet der Arzt mehrere Sprühstöße, müssen diese übrigens getrennt voneinander verabreicht werden. Denn es sollte immer nur ein Sprühstoß in den Spacer abgegeben werden. 

Reinigung und Trocknung

Spacer werden regelmäßig mit Seifenwasser gereinigt und anschließend luftgetrocknet. Abtrocknen ist genauso wie Nachspülen mit Wasser tabu, damit ein kleiner Rest Spülmittel an der Innenwand haften bleibt. Das vermeidet eine elektrostatische Aufladung. Die Spülmaschine ist wegen der Gefahr von Mikrorissen ebenfalls keine gute Idee. 

Orales Salbutamol nur zweite Wahl

Ist eine inhalative Behandlung nicht möglich, können Ärzte auf orale Produkte wie Salbubronch® Elixier ausweichen. Die orale Therapie ist jedoch nur zweite Wahl, da die Wirkung langsamer eintritt und die Nebenwirkungsrate etwas höher ist. Der Saft ist ab zwei Monaten zugelassen, doch bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren ist besondere Vorsicht geboten. Üblicherweise wird eine Therapie in einer reduzierten Dosis, beispielsweise dreimal täglich 0,75 Tropfen (= 0,05 mg) pro Kilogramm Körpergewicht, eingeleitet und langsam gesteigert. Zwischen zwei und sechs Jahren bewegt sich die orale Einzeldosis als Orientierung zwischen 15 und maximal 30 Tropfen, also 1 bis maximal 2 mg Salbutamol.

Die Höchstdosen dürfen nicht überschritten werden, da sich sonst das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Bei oraler Gabe können häufig 

  • Herzrasen,
  • Kopfschmerzen,
  • Tremor (Zittern),
  • Schwindel, aber auch
  • Übelkeit und Schwitzen auftreten.
  • Vereinzelt reagieren Kinder mit einer Übererregbarkeit und hyperaktiven Verhaltensauffälligkeiten auf Salbutamol.

Dosierung nicht eigenständig erhöhen!

Die richtige Dosis wird individuell vom Arzt festgelegt. Sie wird am besten auf der Packung vermerkt, um Medikationsfehlern vorzubeugen. Steht bei kleinen Säuglingen die Schleimhautschwellung statt der Verkrampfung im Vordergrund, kann es durchaus sein, dass die Wirkung von Salbutamol nicht besonders ausgeprägt ist. Eltern sollten dann keinesfalls eigenständig die Dosis erhöhen, sondern Rücksprache mit dem Kinderarzt halten. 

Auch wenn Husten länger als drei oder vier Wochen anhält, muss das Kind genauer untersucht werden. Insbesondere im Kleinkindalter kann sich wiederkehrender oder chronisch nächtlicher Husten als Asthma bronchiale entpuppen. Mit rund 10 Prozent ist dies die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Bei 70 Prozent manifestiert es sich vor dem fünften Lebensjahr.