Zum Weltdrogentag am 26. Juni: Cannabis-Konsum für Jugendliche bedenklich
Drogen, und hierzu zählen auch legale Rauschmittel, können die Gesundheit in hohem Maße gefährden. Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, stellt klar: „Allen muss klar sein: Drogen und andere psychoaktive Stoffe gehören nicht in die Hände von Kindern oder Jugendlichen! Das gilt für Cannabis, aber natürlich auch für Alkohol, Tabak und E-Zigaretten.“
Mit Blick auf die geplante Legalisierung von Cannabis weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich des Weltdrogentags verstärkt darauf hin, dass Jugendliche durch den Konsum von Cannabis deutlich gefährdeter sind als Erwachsene.
Weltdrogentag am 26. Juni
Jährlich findet am 26. Juni der Weltdrogentag (engl. International Day against Drug Abuse and Illicit Trafficking) statt. Der Aktionstag wurde 1987 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Im Fokus steht vor allem die Aufklärung rund um das Thema legale und illegale Drogen. / vs
Der Grund: In der Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter finden im Gehirn wichtige Reifungs- und Umbauprozesse statt, die durch den Konsum von Cannabis massiv beeinträchtigt werden können – so kann es vermehrt zu Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Depressionen und Psychosen kommen.
Cannabis-Konsum weiterhin steigend
Dennoch wird Cannabis bei den Jugendlichen immer beliebter. Unter den 18- bis 25-Jährigen gaben 2022 über 50 Prozent an, mindestens einmal in ihrem Leben bereits Cannabis konsumiert zu haben. Im Vergleich: 2012 lag die Zahl noch bei knapp 35 Prozent.
„BZgA-Studiendaten belegen, dass neun Prozent der Jugendlichen bundesweit schon einmal Cannabis ausprobiert haben. Bei jungen Erwachsenen hat bereits die Hälfte der Befragten Erfahrung mit dem Konsum von Cannabis. Die Zahlen sind besorgniserregend, denn je früher Cannabis konsumiert wird, desto riskanter“, berichtet Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA.
Deshalb würden mit Präventionsangeboten gezielt junge Menschen für die Folgen des Cannabiskonsums sensibilisiert. Es sollen dabei altersgerechte und lebensweltbezogene Aufklärungs- und Kommunikationsangebote in Schulen, online und in sozialen Netzwerken eingesetzt werden. Auch Eltern und Lehrkräfte würden miteinbezogen.
Ob die Legalisierung diesen Trend verstärken wird, ist schwer vorauszusagen. Der häufig so wichtige „Kick“, etwas Illegales zu tun, könnte dadurch verringert und folglich langfristig einem steigenden Konsum entgegengewirkt werden.
Alkoholkonsum nimmt weiter ab
Weiterhin wichtig bleibt auch Prävention und Beratung zu den Folgen von erhöhtem Konsum der bereits legalen Drogen wie Alkohol und Rauchen. Wie erfolgreich eine breite Information sein kann, zeigen die Zahlen des Alkoholkonsums bei Jugendlichen.
In den weiteren Studienergebnissen der BZgA wurde eine starke Rückläufigkeit verzeichnet. Waren es im Jahr 2004 noch über 21 Prozent der 14- bis 17-Jährigen, die mindestens einmal wöchentlich Alkohol tranken, sind es 2022 hingegen nur noch knapp neun Prozent.
Auch das sogenannte „Komatrinken“ oder „Rauschtrinken“ sank in den letzten Jahren stetig. Daneben steigen die Zahlen der Raucher wieder. Nach Angaben der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (Debra) ist der Anteil der Rauchenden bei den 14- bis 17-Jährigen im Jahr 2022 auf mehr als 15 Prozent gestiegen.
Microdosing: geringere Nebenwirkungen
Die Einnahme bzw. der Konsum meist illegaler Drogen, bei dem die zugeführte Dosis sehr stark unterdosiert ist, bezeichnet man auch als „Microdosing“. Die Konsumenten verwenden beispielsweise nur zehn Prozent der üblichen Drogenmenge, um damit eine abweichende Wirkung zu erzielen. Die Stoffe erzeugen in diesen „Mikrodosen“ keinen Rauschzustand und sind laut Anwender nebenwirkungsärmer.
Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit LSD-Konsum verwendet. Die Anwender beschreiben einen Zustand erhöhter Kreativität und Konzentration. Außerdem fühlen sich die Konsumenten ausgeglichener und leiden seltener an Stimmungsschwankungen oder depressiven Verstimmungen.
Ein Forscherteam aus London und Oxford untersuchte 2021 diesen Zusammenhang. Über vier Wochen erhielten die Probanden entweder ein Placebo oder eine mikro-dosierte psychoaktive Substanz, teilweise war es LSD. Die Untersuchungen zeigen, dass die Mikrodosis dem Placeboniveau nicht überlegen war. Die persönliche Erwartungshaltung spielt beim Microdosing eine wichtige Rolle, was das Wirkungsempfinden angeht.
Microdosing interessant für die Arzneimittelforschung
Studien an illegalen Drogen sind keine Seltenheit. In der Forschung wird versucht, die positiven Effekte der Substanzen herauszufinden und diese so nebenwirkungsarm wie möglich für spezielle Therapien einzusetzen. So fand vor einigen Jahren Cannabis seinen Weg in die öffentliche Apotheke und steht nun schwerkranken Personen als Therapiealternative in Form von Tropfen oder Blüten zur Verfügung.
So interessant Microdosing für die Forschung ist, so gefährlich ist es im privaten Bereich. Auch ohne Rauschzustand können Nebenwirkungen oder eine Abhängigkeit auftreten, da die Dosierung so individuell ist wie die Auswahl der psychoaktiven Substanz selbst. Die BZgA stellt auf ihrer Homepage Aufklärungsmaterial für die Beratung zu legalen und illegalen Drogen zum Download zur Verfügung. Quellen: https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-k/ketamin/;
https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2022-06-23-suchtmittelkonsum-junger-menschen-alkoholkonsum-ruecklaeufig-raucherquote-unveraendert-nie/;
https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/depression/gefaehrlicher-trend-oder-therapie-der-zukunft-microdosing-ohne-lsd-wuerde-ich-heute-nicht-mehr-leben_id_9560099.html
https://www.lifepr.de/inaktiv/bundeszentrale-fuer-gesundheitliche-aufklaerung/weltdrogentag-2023-bzga-sensibilisiert-jugendliche-fuer-folgen-des-konsums-von-cannabis/boxid/951018