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Ökotest: Augencremes – nicht besser als gewöhnliche Gesichtscremes?

Sind Augencremes besser geeignet für die Augenpartie als gewöhnliche Feuchtigkeitscremes? Ökotest hat seine Zweifel daran. | Bild: Cultura Creative / AdobeStock

Was Augencremes, die Fältchen verschwinden lassen sollen, auszeichnet, ist der hohe Preis – und die winzig kleinen Tübchen, in denen das Wunder-Elixier steckt. Lohnt sich die Investition? Dem ist Ökotest nachgegangen und hat sich eigenen Aussagen zufolge „22 Augencremes vorgeknöpft“.

Augencremes: Worauf achtet Ökotest?

Neben den klassischen Inhaltsstoffen, die die Redakteure des Verbrauchermagazins stets prüfen – PEG, halogenorganische Verbindungen, hautreizende Duft- und Konservierungsstoffe, umstrittene UV-Filter –, interessierte sich Ökotest bei Augencremes vor allem auch dafür: Wie gut belegen die Hersteller der teuren Tübchen ihre meist emsig beworbene Anti-Falten-Wirkung? Erfahrungsgemäß hapert es hier an handfesten Daten – wie auch jüngst bei Gesichtsmasken und Feuchtigkeitscremes bekannt wurde.

Augencremes bei Inhaltsstoffen tadellos

Ein Lob durften nahezu alle Augencremes im Ökotest für ihre Inhaltsstoffe abstauben: Fast ausnahmslos beurteilt das Verbrauchermagazin diese als tadellos und mit „sehr gut“. 

Mit dabei auch drei Augencremes aus dem Apothekensortiment: Dr. Hauschka Augencreme, Weleda Glättende Augenpflege Wildrose (beides zertifizierte Naturkosmetik) und Eucerin Hyaluron-Filler +3x Effect Augenpflege von Beiersdorf. 

Eucerin und Weleda verzichten im Gegensatz zu Dr. Hauschka sogar auf Parfüm – das kann auf der empfindlichen Partie um die Augen „von Vorteil“ sein, findet Ökotest.

Keine Belege für Anti-Aging-Wirkung

Woran liegt es aber nun, dass trotz der vorbildlichen Zusammensetzung bei Inhaltsstoffen keine einzige der 22 Augencremes im Gesamturteil ebenfalls ein „sehr gut“ erhält? Die Augencremes von Dr. Hauschka und Weleda bewertet Ökotest abschließend mit „gut“, Eucerin erhält ein „befriedigend“. 

Abzug kassieren ausnahmslos alle Augencremes für die Verpackung – ein überflüssiger Umkarton, der kein Glas schützt. Doch am meisten zu Buche schlagen die beworbenen Anti-Falten- oder Lifting-Effekte – die letztlich bei allen Produkten (auch bei Augencremes aus dem Drogerie- und Supermarkt) unbelegt bleiben. 

Wala und Weleda stellen Ökotest zwar Studiendaten zur Verfügung, „aber keine bewies in unseren Augen ausreichend, dass der Effekt des Produkts über den einer gewöhnlichen Feuchtigkeitscreme hinausgeht“, erklärt Ökotest. 

Beiersdorf hingegen „verweigerte“ Studieneinsicht, wirbt jedoch mit „mildert selbst ausgeprägte Falten sichtbar“. Das überrascht Ökotest, denn für diesen Effekt – altersbedingte Falten in tieferen Hautschichten zu glätten – müsste die Creme ja in diese Hautschichten vordringen. Das darf Kosmetik jedoch per Gesetz nicht – sonst gälte sie als Arzneimittel.

Herkömmliche Gesichtscremes tun es auch

Daher kommt Ökotest zum Fazit: Lediglich Trockenheitsfältchen an der Hautoberfläche etwas aufzupolstern und dort Feuchtigkeit zu binden, das kann auch eine „herkömmliche Gesichtscreme“, die meist deutlich günstiger ist als das entsprechende Augenkosmetikum. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Gesichtscreme keine „kriechenden“ Eigenschaften aufweist, also Öle enthält, die die Augen reizen können.

Drogerie- und Supermarkt-Produkte ohne Belege

Auch andere bekannte Kosmetikmarken, wie Balea (dm), Nivea, L‘Oréal, Sebamed, oder zertifizierte Naturkosmetik – Alterra (Rossmann), Alverde (dm), Lavera – kommen beim Augencreme-Test von Ökotest nicht besser weg. Sie können Anti-Aging-Versprechen ebenfalls nicht ausreichend belegen oder verzichten darauf, überhaupt Daten vorzulegen. 

L’Oréal mit allergieauslösendem Konservierungsmittel

Sebamed und L‘Oréal fallen zudem negativ durch Kunststoffverbindungen in der Rezeptur auf. Bei der L‘Oréal-Augencreme findet Ökotest außerdem PEG, Chlorphenesin (eine halogenorganische Verbindung, die der Europäischen Kommission zufolge antimikrobielle und konservierende Eigenschaften aufweist, aber als allergieauslösend und hautreizend gilt) und Silikone. Letztere sieht Ökotest nicht gerne in Kosmetik. Sie integrierten sich zum einen nicht so gut ins „Gleichgewicht der Haut“, zum anderen belasteten sie die Umwelt.

Braucht man Anti-Aging-Produkte überhaupt?

Dass Anti-Aging-Produkte nicht halten, was sie versprechen, zu diesem Fazit kommt Ökotest nicht nur bei Augencremes: Erst Anfang 2022 hatte das Verbrauchermagazin die Wirkversprechen von Gesichtscremes mit Lifting-Effekt gecheckt – und war am Ende nicht überzeugt, dass diese verglichen mit gewöhnlichen Feuchtigkeitscremes einen Zusatznutzen bieten.

Die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest.