Ökotest: Anti-Aging-Cremes: besser als normale Gesichtscremes?
Sind gewöhnliche Pflegecremes genauso gut wie spezielle Anti-Aging-Produkte? Ökotest war auf der Suche nach den besten reichhaltigen Pflegecremes, sie prüften konventionelle Cremes sowie zertifizierte Naturkosmetik und Cremes, die als Anti-Aging-Pflege ausgelobt waren.
Die Messlatte von Ökotest lag hoch, sollten die Hersteller doch für ihre Pflegecremes auf umstrittene Inhaltsstoffe – wie Polyethylenglykole (PEG), Mineralölkohlenwasserstoffe, kritische UV-Filter (Octocrylen), allergieauslösende Duftstoffe und Konservierungsmittel – verzichten, Plastiktuben am besten aus recyceltem Plastik verwenden und bei Anti-Aging-Produkten zudem ihre Wirkversprechen mit Nachweisen darüber belegen.
Von 50 Produkten (24 Cremes mit Wirkversprechen – darunter acht als zertifizierte Naturkosmetik –, neun zertifizierte Naturkosmetika ohne Anti-Aging-Effekte, 17 konventionelle Gesichtscremes) aus Apotheke, Discounter, Drogerie und Supermarkt konnten Ökotest allerdings nur elf Cremes rundum überzeugen. Wie schneiden in Apotheken erhältliche Produkte – wie Dr. Hauschka, Eucerin, La Roche Posay – und bekannte Marken, beispielsweise Nivea und Bebe, ab?
Die Sieger – Naturkosmetik
Am häufigsten kam Ökotest bei zertifizierter Naturkosmetik ohne Anti-Aging-Wirkung zum Testurteil „sehr gut“ – acht von neun geprüften Cremes erhalten Bestnoten. Mit dabei auch die in manchen Apotheken erhältliche Kosmetik von Wala: Dr. Hauschka Rosen Tagescreme – Inhaltsstoffe Note 1, allerdings ein überflüssiger Umkarton, der kein Glas schützt, sondern lediglich eine Aluminiumtube. Das geht nach Ansicht von Ökotest besser.
Gleichauf mit Dr. Hauschka sind bei konventionellen Gesichtscremes nur drei Produkte, alles No-Name-Präparate, unter anderem die Eigenmarke des Drogerieriesen Müller (CV Cadea Hydro).
Note drei für La Roche-Posay und Olivenöl-Kosmetik
Weniger gut schneiden La Roche-Posay Nutric Intense Riche und Medipharma Cosmetics Olivenöl Intensivcreme von Dr. Theiss ab. Ökotest bewertet die Apothekencremes mit „befriedigend“. Warum?
La Roche-Posay erhält Abzug für Silikone und Kunststoffverbindungen, die Olivenölpflege fällt durch PEG/PEG-Derivate negativ auf. PEG beziehungsweise PEG-Derivate kritisiert Ökotest seit Jahren. Sie wirken als Penetrationsförderer in Kosmetika und machen die Haut durchlässiger – für erwünschte und auch weniger erwünschte Inhaltsstoffe. Besser also, sie sind in Kosmetika nicht enthalten, finden die Autoren des Verbraucherschutzmagazins.
Eucerin und Neutrogena nur „ungenügend“
Auf PEG und Silikone verzichtet Beiersdorf in Eucerin Lipo-Balance zwar, dennoch reicht es am Ende nur für den letzten Platz, Note sechs, „ungenügend“. Zu monieren hat Ökotest gleich mehrere Punkte: den bedenklichen UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat, BHT (Butylhydroxytoluol) – ein Antioxidans, das durch Luftsauerstoff bedingte Veränderungen der Creme verhindern soll –, Kunststoffverbindungen und zu guter Letzt ein Umkarton, der kein Glas schützt. Den UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat stuft Ökotest aufgrund des Verdachts von hormonartiger Wirkung als bedenklich ein.
Neutrogena Hydro Boost Aqua Intensivpflege (Johnson & Johnson) erhält ebenfalls nur „ungenügend“. Grund sind in diesem Fall Chlorphenesin – eine halogenorganische Verbindung, die der Europäischen Kommission zufolge antimikrobielle und konservierende Eigenschaften aufweist, aber als allergieauslösend und hautreizend gilt –, PEG/PEG-Derivate, Silikone, Kunststoffverbindungen und wieder einmal ein sinnloser Umkarton.
Was machen Creme-Klassiker von Bebe, L‘Occitane oder Sebamed?
Sebamed Creme mit 2 Prozent Vitamin E und Bebe Reichgepflegt Intensivpflege Trockene Haut von Johnson & Johnson halten sich die Waage mit La Roche-Posay und der Olivenölpflege – „befriedigend“. Abzug gab es für Kunststoffverbindungen und überflüssigen Verpackungsmüll.
L‘Occitane Shea Butter Ultra Rich Comforting Cream von L‘Occitane bewertet Ökotest hingegen aufgrund von PEG/PEG-Derivaten, Silikonen und Kunststoffverbindungen nur mit „mangelhaft“.
Was leisten Anti-Aging-Cremes?
Besonderes Augenmerk legte Ökotest in seiner Februar-2022-Testreihe auf Gesichtscremes mit gewissen Extras – Anti-Falten-Wirkung. Zumindest loben die Hersteller diesen glättenden Zaubereffekt auf die Haut gerne aus. Was ist dran an strafferer Haut durch Anti-Aging-Cremes? Ökotest kommt zu einem nüchternen – und für die hoffnungsvollen Anwenderinnen von Anti-Falten-Cremes enttäuschenden – Fazit: „Das funktioniert nicht.“
Für Wirkversprechen hatte Ökotest Nachweise verlangt. Doch keine vorgelegte Studie überzeugte die Tester, „dass die untersuchte Creme mehr kann als eine gewöhnliche Pflegecreme. Nämlich bestenfalls die obere Hautschicht vorübergehend etwas aufpolstern“. Damit bleibt ein Gesamttestergebnis mit „sehr gut“ für alle geprüften Cremes unerreicht.
Am besten schneidet Naturkosmetik ab
Zu den besten zählt noch – zertifiziert als Naturkosmetik – Weleda Glättende Tagespflege Wildrose. Wie das Produkt von Rossmann (Alterra Anti-Age Tagescreme Q10 Bio-Orchidee) enthält es ausschließlich „sehr gute“ Inhaltsstoffe und als Gesamtergebnis sodann Note „gut“. Über Note zwei können sich auch konventionelle Pflegeprodukte – mit ausgelobtem, aber nicht nachgewiesenem Anti-Falten-Effekt – von beispielsweise dm (Balea Q10 Anti-Falten Tagescreme LSF 15), Kaufland (Bevola Q10 Anti-Falten Tagescreme), Edeka (Elkos Face Aufbauende Tagescreme + Coenzym Q10) und Rossmann (Isana Tagescreme Q10 Anti-Falten Power LSF 15) freuen.
Nivea Q10 Power Anti-Falten + Extra-Reichhaltig LSF 15 von Beiersdorf enthält laut Ökotest hingegen den bedenklichen UV-Filter Octocrylen und Kunststoffe, sodass es am Ende nur für ein „ausreichend“ in der Platzierung reicht. Ohnehin rät Ökotest, besser eine Tagescreme ohne UV-Filter anzuwenden – und bei Bedarf ein Sonnenschutzmittel zu ergänzen.
Die vollständigen Testergebnisse und Erläuterungen zu den geprüften Gesichtscremes finden Sie bei Ökotest.