Aktuelles

In der Apotheke werden PTA mit den unterschiedlichsten Themen konfrontiert. Lesen Sie hier die tagesaktuellen News aus den Bereichen Pharmazie, Forschung, Ernährung, Gesundheit und vielem mehr. Bleiben Sie informiert, um Ihre Kunden stets kompetent zu beraten.

5 min merken gemerkt Artikel drucken

Darmkrebsvorsorge: Neue Regelungen ab April

Mehrere Hände halten Abbildung von einem Darm
Die Einführung der Darmkrebsvorsorge hat in Deutschland zahlreiche Neuerkrankungen und Todesfälle verhindert. | Bild: SewcreamStudio / AdobeStock

Seit Einführung der Vorsorge-Koloskopie im Jahr 2002 gehen die Zahlen in Deutschland zurück – sowohl die der Darmkrebs-Neuerkrankungen als auch die der Darmkrebs-Todesfälle. Denn mit einer Vorsorge-Darmspiegelung können schon Vorstufen oder frühe Stadien eines kolorektalen Karzinoms erkannt und entfernt werden. 

Dennoch sind die Fallzahlen immer noch sehr hoch: Jährlich erkranken in Deutschland circa 55.000 Menschen neu an Darmkrebs und etwa 11.000 sterben an dieser Krebsart.

Darmkrebs: Vorsorgeuntersuchungen sind altersabhängig

Im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms gilt noch bis Ende März 2025: Männer haben derzeit ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren Anspruch auf zwei Vorsorge-Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren. 

Ab 50 Jahren können sowohl Männer als auch Frauen jährlich einen immunologischen Stuhltest durchführen lassen, ab 55 Jahren alle zwei Jahre – solange noch keine Früherkennungs-Koloskopie in Anspruch genommen wurde. Ergibt allerdings der Stuhltest einen auffälligen Befund, besteht immer Anspruch auf eine anschließende Koloskopie zur Abklärung.

Zum Darmkrebsmonat März

Seit 2002 ist der März der Aktionsmonat für die Prävention von Darmkrebs. Zum 24. Mal steht in diesem Jahr daher der März in ganz Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. 

Zu den Initiatoren gehören die Felix Burda Stiftung, die Stiftung LebensBlicke und der Verein Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. 

Das Motto der diesjährigen Werbekampagne lautet #tierischgutewahl. Damit wird ein humorvoller Blick auf die Möglichkeiten zur Früherkennung (Darmspiegelung und Stuhltest) aufmerksam gemacht.

Neue Regelungen zur Darmkrebs-Früherkennung

Ab April 2025 werden die Möglichkeiten zur Früherkennung von Darmkrebs vereinheitlicht und vereinfacht: Frauen und Männer können dann ab dem Alter von 50 Jahren die gleichen Angebote des Darmkrebs-Screenings wahrnehmen. Außerdem wird das Intervall für den Stuhltest vereinheitlicht.

Das bedeutet, ab April gilt:

  • Darmspiegelung: Frauen und Männer können ab 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung (Koloskopie) im Abstand von zehn Jahren durchführen lassen.
  • Stuhltest: Alternativ zur Darmspiegelung können Frauen und Männer ab 50 Jahren alle zwei Jahre einen Stuhltest machen.

Weiterhin gilt: Wer sich zehn Jahre nach der ersten Darmspiegelung gegen eine zweite entscheidet, kann stattdessen Stuhltests machen. Bei auffälligen Stuhltests besteht außerdem immer ein Anspruch auf eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung.

Mehr Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen im höheren Alter wünschenswert

Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) plädieren jedoch dafür, die Vorsorgemaßnahmen noch zu erweitern. In einem Simulationsmodell haben sie ermittelt, wie sich das Darmkrebs-Erkrankungs- oder Sterberisiko noch deutlicher senken lassen könnte. 

So könnte etwa eine dritte Vorsorge-Koloskopie ab dem Alter von 70 Jahren bei Männern das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, um weitere neun Prozent verringern. Ähnlich effektiv wären zusätzliche Stuhltests im höheren Alter. 

Familiärer Darmkrebs: Junge Patienten fallen durch Vorsorgeraster

Bei der Darmkrebsvorsorge gilt es den Blick aber nicht nur aufs höhere Lebensalter zu richten, denn immerhin jeder zehnte Darmkrebsfall wird vor dem 50. Geburtstag diagnostiziert. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten hin. 

Bei familiärer Belastung könne Darmkrebs bereits ab dem 20. Lebensjahr auftreten. Diese Menschen würden aus dem derzeitigen Vorsorgeraster herausfallen, bemängelt die Fachgesellschaft. 

Der Krebs werde dann häufig erst diagnostiziert, wenn er bereits Beschwerden verursacht oder sich Metastasen gebildet haben. Wichtig sei es deshalb, dass enge Verwandte von jung an Darmkrebs Erkrankten frühzeitiger mit der Darmkrebsvorsorge beginnen. 

Als Faustregel gelte: Zehn Jahre vor dem Alter der Diagnosestellung bei dem Verwandten sollte mit der eigenen Darmkrebsvorsorge begonnen werden. Ein Beispiel: Hat der Vater mit 50 Jahren die Diagnose Darmkrebs erhalten, sollte Tochter oder Sohn ab dem 40. Geburtstag mit der Darmkrebsvorsorge beginnen.

Modellprojekt: Screening ab 30 sinnvoll?

Für Männer und Frauen aus Familien mit erhöhtem Darmkrebsrisiko ist es sinnvoll, ab dem 30. Lebensjahr regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. 

Dazu wurden in einem vom Innovationsfonds des G-BA geförderten Projekts FARKOR (Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom) Patienten nach einer vertieften Familienanamnese bereits in jungen Jahren auf Darmkrebs untersucht. Geeignete Screening-Untersuchungen sind dem Projekt zufolge die Koloskopie oder der immunologische Stuhltest. 

Das Ergebnis: Der Nutzen eines frühen Screenings überwiegt: Wird vor dem 50. Lebensjahr mit einer regelmäßigen Koloskopie begonnen, lassen sich bis zu 36 Todesfälle bedingt durch Kolorektalkarzinome pro 1.000 Personen verhindern. 

Diese Daten sind wichtig bei der Erwägung, inwiefern ein frühes Screening bei familiär erhöhtem Darmkrebsrisiko in die Regelversorgung aufgenommen werden sollte. Im Rahmen des FARKOR-Projekts wurde bereits bestätigt, dass ein solches Früherkennungsprogramm prinzipiell machbar sei – nun wird auf eine zeitnahe Umsetzung dieser Früherkennungsmaßnahme im Rahmen der bundesweiten Regelversorgung gehofft. Quelle: Ärztezeitung "Familiär gehäufter Darmkrebs - Screening ab 30 sinnvoll" 

Darmkrebs vorbeugen durch regelmäßige Bewegung

Neben einer familiären Belastung und höherem Lebensalter kennt man zahlreiche weitere Darmkrebs-Risikofaktoren. Dazu zählen insbesondere ein 

  • hoher Fleisch- und Alkoholkonsum,
  • Rauchen,
  • Übergewicht und
  • Bewegungsarmut.

Eine Metaanalyse kam zu dem Ergebnis, dass eine sitzende Tätigkeit das Risiko für Kolon- und Rektalkarzinom signifikant erhöht. Ein positives Resultat dieser großen Studienauswertung: Durch körperliche Aktivität in der Freizeit ließ sich das Risiko abschwächen. Quellen:
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
- Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V.
- Occupational & Environmental Medicine, April 2021
- Felix Burda Stiftung
- Bundesministerium für Gesundheit