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Rote-Hand-Brief zu neuer Formulierung: Berlthyrox® erhält neue Hilfsstoff-Zusammensetzung

Beim Präparat Berlthyrox® erfolgt eine ähnliche Rezeptur-Änderung wie 2018 bei Euthyrox®. | Bild: Rote-Hand-Brief / Berlin Chemie AG

Schon im September 2018 wurde darüber berichtet, dass sich Deutschland auf eine veränderte Euthyrox®-Rezeptur vorbereiten sollte. Nicht ohne Grund sind solche Schilddrüsen-Präparate Teil der Substitutionsausschlussliste, denn schon kleinste Wirkstoffschwankungen können für Patienten spürbar werden. 

Und so war es keine große Überraschung, dass bei einer Umstellung der Euthyrox®-Rezeptur im Jahr 2017 in Frankreich plötzlich viele Patienten über Nebenwirkungen klagten. Eigentlich waren nur Hilfsstoffe verändert worden: Statt Lactose-Monohydrat enthält das Präparat nun Mannitol und wasserfreie Zitronensäure. Doch die Patienten klagten vor allem über Symptome, die im Zusammenhang mit einer Über- und Unterfunktion der Schilddrüse stehen. Manche zogen in der Folge sogar vor Gericht.

Neue Euthyrox®-Rezeptur seit 2019 in Deutschland

Tatsächlich entsprang die Rezepturänderung keiner Laune des Herstellers, sondern folgte einer Forderung von Arzneimittelbehörden. Diese forderten Wirksamkeitsspezifikationen so nachzuschärfen, dass das Produkt über die gesamte Haltbarkeitsdauer und zwischen den einzelnen produzierten Chargen einen Levothyroxin-Gehalt von 95 bis 105 Prozent aufweist – und zwar neu bis zum Ende der Laufzeit.

2018 wurde dann die neue Euthyrox®-Rezeptur auch in Deutschland zugelassen. Im April 2019 erschien ein Rote-Hand-Brief zur neuen Formulierung. Ziel dessen war eine bessere Kommunikation mit den Patienten über die neue Formulierung als in Frankreich. 

Stabilität des Wirkstoffs über die gesamte Haltbarkeit verbessern 

Jetzt erfolgt eine ähnliche Rezeptur-Änderung beim Präparat Berlthyrox®, dessen Zulassungsinhaber die Berlin Chemie AG ist. Ab voraussichtlich Mitte Januar 2022 wird das Arzneimittel unter der Bezeichnung L-Thyrox BC neu geführt, heißt es in einem aktuellen Rote-Hand-Brief.

Auch hier soll die neue Hilfsstoffzusammensetzung die Stabilität des Wirkstoffs über die gesamte Haltbarkeit des Arzneimittels verbessern. Wörtlich kann man nachlesen:

„Die Hilfsstoffe Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, Dextrin (aus Maisstärke), Natriumglycolat und langkettige Partialglyceride wurden durch Cysteinhydrochlorid-Monohydrat, vorverkleisterte Stärke, Maisstärke, Magnesiumoxid und Talkum ersetzt. Der Wirkstoff Levothyroxin-Natrium ist unverändert.“

BfArM, Rote-Hand-Brief zu Berlthyrox®

Apotheken werden nun gebeten, auf die geänderte Formulierung und Packungsgestaltung angemessen hinzuweisen. Betroffene Patienten seien angehalten, Rücksprache mit ihrem Arzt bezüglich der Notwendigkeit einer engmaschigen Kontrolle zu halten, erklärt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). 

Nicht zurückwechseln!

Außerdem wird dazu geraten, nicht zu der alten Formulierung Berlthyrox® zurückzuwechseln, sobald mit der Einnahme der neuen Formulierung L-Thyrox BC begonnen wurde.

Den Patienten soll eine Patienteninformation ausgehändigt werden, die Apotheken zusammen mit dem Rote-Hand-Brief erhalten haben. Diese ist hier als Download verfügbar und kann unter der Hotline 030 / 6707 0 nachbestellt werden.