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Neuer Ansatz in der Forschung: Hoffnung auf Demenz-Bluttest

Deutsche Wissenschaftler identifizierten 3 microRNAs, die im Kampf gegen Demenz helfen könnten. | Bild: Анна Ковальчук / AdobeStock

Wenn sich erste Symptome einer Demenz bemerkbar machen, hat im Gehirn bereits ein jahre- oder jahrzehntelanger Krankheitsprozess stattgefunden. Eine wirksame Behandlung ist dann nicht mehr möglich. Deshalb richten sich die Forschungsanstrengungen darauf, Biomarker zu finden, die eine Demenzentwicklung frühzeitig aufzeigen. Am besten wäre ein einfacher Bluttest zum Nachweis eines solchen Biomarkers, der sich im ärztlichen Routinebetrieb anwenden ließe. Ein solches Ziel erscheint nun realistisch, wie aktuelle Untersuchungen unter Leitung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen zeigen. Es geht dabei um die Messung von microRNA im Blut.

Vorboten einer Demenz

MicroRNA sind kurze, nicht kodierende Ribonukleinsäuremoleküle, die eine wichtige Rolle bei der Genregulation spielen. Es gibt viele verschiedene microRNA. Sie beeinflussen die Produktion von Proteinen und steuern damit komplexe Vorgänge im Organismus. Göttinger Forscher konnten nun drei Arten microRNA identifizieren, deren Konzentration im Blut mit der geistigen Fitness korreliert. Gesunde Menschen schnitten in Kognitionstests umso besser ab, je niedriger ihr microRNA-Blutwert war. Weitere Untersuchungsergebnisse lieferten Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung: Von denjenigen, deren microRNA-Konzentration stark erhöht war, entwickelten rund 90 Prozent innerhalb von zwei Jahren eine Alzheimer-Demenz. Einen erhöhten Blutspiegel der drei microRNA-Arten werten die Forscher daher als Vorboten einer Demenz. 

Auch mögliches Therapieziel

Die microRNA könnten aber noch größeren Nutzen bieten als den eines reinen Warnsignals, hoffen die Göttinger Wissenschaftler. Studien an Mäusen und Zellkulturen weisen darauf hin, dass die drei microRNA auch aktiv auf pathologische Prozesse wirken. So beeinflussen sie offenbar Entzündungsvorgänge im Gehirn sowie die Neuroplastizität, also die Fähigkeit von Nervenzellen, sich untereinander zu vernetzen. Die microRNA könnten daher auch Ansatzpunkte für die Therapie darstellen. Tatsächlich konnten die Forscher die Lernfähigkeit von Mäusen verbessern, wenn die microRNA blockiert wurden. Weitere Forschungen müssen nun klären, ob sich die microRNA tatsächlich für ein einfaches Testverfahren und als Therapieziel in der Praxis eignen. Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)