Übergewichtige Mutter – Darmkrebsrisiko beim Kind
Darmkrebs nimmt weltweit zu. Auffallend ist der Anstieg bei Erwachsenen im jüngeren und mittleren Lebensalter. Man vermutet, dass die allgemeine Zunahme an Übergewicht und Fettleibigkeit eine wesentliche Ursache dafür ist. Nun haben Forscher aus Houston/Texas anhand einer großen Datenanalyse eine weitere Erkenntnis gewonnen: Nicht nur eine eigene Adipositas erhöht das persönliche Darmkrebsrisiko. Bereits die Gewichtsverhältnisse der Mutter spielen eine Rolle.
Adipositas in der Schwangerschaft verdoppelt Darmkrebsrisiko der Nachkommen
Die amerikanische Studie zeigte: Waren Frauen während ihrer Schwangerschaft stark übergewichtig (BMI ≥ 30), hatten ihre Nachkommen später im Leben ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Dieses war mehr als doppelt so hoch wie das Darmkrebsrisiko der Nachkommen von normalgewichtigen oder untergewichtigen Müttern. Davon unabhängig erhöhte ein weiterer Faktor das Darmkrebsrisiko des Nachwuchses: eine starke Gewichtszunahme zu Beginn der Schwangerschaft. Als weitere Einflussgröße erwies sich das Geburtsgewicht des Kindes. Wog das Neugeborene mehr als 4.000 Gramm, hatte es ein größeres Risiko, als Erwachsener Darmkrebs zu entwickeln.
Daten von mehr als 18.000 Kindern
Die Studienergebnisse basieren auf der Datenauswertung von mehr als 18.000 Kindern und ihren Müttern in Kalifornien, die zwischen 1959 und 1966 entbunden hatten. Über einen Zeitraum von bis zu 60 Jahren wurde untersucht, welche der damals Geborenen bis 2019 an Darmkrebs erkrankten.
Gut zu wissen: Gesetzliche Darmkrebsvorsorge in Deutschland
In Deutschland haben Männer derzeit ab 50, Frauen ab 55 Jahren Anspruch auf zwei Früherkennungs-Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren. Ab 50 Jahren sind Frauen und Männer berechtigt, einmal jährlich einen immunologischen Stuhltest durchführen zu lassen. Ab 55 Jahren kann dieser Test alle zwei Jahre erfolgen, sofern noch keine Früherkennungs-Koloskopie in Anspruch genommen wurde.
Veranlagung für Übergewicht und vorgeburtliche Programmierung
Die Studienautoren erklären den gefundenen Zusammenhang zwischen mütterlicher Adipositas oder Gewichtszunahme und Darmkrebs beim Nachwuchs auf zweierlei Weise: Zum einen könnten die mütterlichen Gewichtseigenschaften dafür sorgen, dass auch der Nachwuchs mit höherer Wahrscheinlichkeit übergewichtig wird und damit ein erhöhtes Darmkrebsrisiko in sich trägt. Zum anderen wäre eine fetale Programmierung im Uterus denkbar. Die mütterlichen Charakteristika könnten hierbei den sich entwickelnden Darmtrakt dahingehend beeinflussen, dass er empfindlicher für Darmkrebs wird. Da immer mehr Frauen während ihrer Schwangerschaft stark übergewichtig sind, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Darmkrebsrate in Zukunft weiter ansteigen wird. Quellen: University of Texas Health Science Center at Houston; GUT, online 24. August 2021 (Abstract) (http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2021-325001)