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Was ist eigentlich Lipodystrophie?

Frau mit nacktem Oberkörper in der Rückenansicht
Hinter drahtigem Aussehen steckt nicht immer Magersucht. | Bild: zinkevych / AdobeStock

Den Begriff Lipodystrophie kennt man im Zusammenhang mit der Insulintherapie bei Diabetes. Damit werden lokale Störungen des Unterhautfettgewebes an der Injektionsstelle bezeichnet. Bei der Stoffwechselerkrankung Lipodystrophie oder Lipodystrophie-Syndrom handelt es sich jedoch um eine schwere systemische Störung mit Auswirkungen auf das subkutane Fettgewebe.

Lipodystrophie – Mangel oder Fehlverteilung von Unterhautfett

Symptome einer Lipodystrophie umfassen ein Spektrum an Fettverteilungsstörungen, die je nach Ursache und Ausprägungsgrad unterschiedlich in Erscheinung treten. So gibt es zum Beispiel eine generalisierte Form der Lipodystrophie, bei der das Unterhautfettgewebe am ganzen Körper fehlt. Die Betroffenen sehen dann drahtig bis mager aus. 

In anderen Fällen tritt eine Lipodystrophie in partieller Form auf. Hierbei kommt es zu einem extremen Mangel an subkutanem Fett an einigen Körperstellen und zu übermäßigen Fettpolstern an anderen Stellen. So fehlt meist das Unterhautfett an den Extremitäten, während an Gesicht, Kinn, Nacken und Bauch die Fetteinlagerungen auffallen.

In jungen Jahren Stoffwechselkomplikationen möglich

Betroffene von Lipodystrophie leiden nicht nur in psychischer Hinsicht wegen ihres ungewöhnlichen Körperbildes. Die Erkrankung kann auch zu schweren körperlichen Störungen führen, wenn Nahrungsfett an inneren Organen abgelagert wird. 

Dann kann es bereits in jungen Jahren zu vielerlei Stoffwechselkomplikationen kommen, etwa einer nichtalkoholischen Fettleber, Insulinresistenz und Diabetes sowie Lipidstoffwechselstörungen mit Folgen wie Atherosklerose und Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Therapie von Lipodystrophie: Leptin-Mangel ausgleichen 

Verstärkt werden diese Stoffwechselprobleme durch einen Mangel an Leptin – bekannt als „Sättigungshormon“. Leptin wird hauptsächlich in den Fettzellen des Subkutangewebes gebildet. Aufgrund des Leptin-Mangels haben die Betroffenen oft einen unersättlichen Hunger und essen enorme Mengen. 

An dieser Stelle kann mit einer medikamentösen Behandlungsmöglichkeit der Lipodystrophie angesetzt werden: eine Leptin-Ersatztherapie mit dem Leptin-Analogon Metreleptin (Myalepta®). Durch die Leptin-Substitution soll das gesteigerte Hungergefühl reduziert, die Insulin-Sensitivität verbessert und die Einlagerung von Fett in innere Organe gehemmt werden. 

Im Übrigen spielt bei Lipodystrophie die Ernährung eine wichtige Rolle. Sie sollte aus wenig Kalorien und Zucker sowie vielen Ballaststoffen und einfach ungesättigten Fettsäuren bestehen.

Lipodystrophie-Zentrum in Leipzig

Eine Lipodystrophie kann entweder genetisch bedingt oder erworben (z. B. infolge einer Autoimmunkrankheit) sein. Sie ist außerdem eine Nebenwirkung der HIV-Therapie. 

Als eigentliche Krankheit zählt die Lipodystrophie zu den sehr seltenen Erkrankungen. Die Zahl der Betroffenen in Deutschland wird auf höchstens 500 geschätzt. 

Am Universitätsklinikum Leipzig wurde ein Lipodystrophie-Zentrum gegründet. Es versorgt Patienten aus ganz Deutschland sowie den Nachbarländern.

Lipodystrophie in Kürze 

  • Sehr seltene Stoffwechselerkrankung; führt zu Verminderung oder Mangel von Unterhautfettgewebe bzw. zu Fettverteilungsstörung; Fettablagerung an inneren Organen mit Folgeschäden.
  • Kann gesamten Körper betreffen (generalisierte Lipodystrophie) oder nur Teile davon (partielle Lipodystrophie); Unterscheidung zwischen angeborener und erworbener Lipodystrophie.
  • Störung wird verstärkt durch Mangel am Sättigungshormon Leptin.
  • Erkrankung bis jetzt nicht heilbar; Ernährungstherapie sowie medikamentöse Leptin-Ersatztherapie (Myalepta®).