Studie zu neuem Wirkstoff: Zöliakie: medikamentöser Therapieansatz
Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, ausgelöst durch das Eiweiß Gluten. Dieses ist in verschiedenem Getreide enthalten, vor allem in Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste. Es bewirkt als Klebereiweiß den Zusammenhalt des Teigs für Backwaren und Nudeln. Bei Zöliakie-Patienten reagieren unverdaute Glutenbruchstücke in der Dünndarmschleimhaut mit dem Enzym Transglutaminase Typ 2 (TG2). Dies führt zu entzündlichen Reaktionen. Insbesondere verkümmern dadurch die für die Nährstoffresorption wichtigen Darmzotten. Eine häufige Folge sind Nährstoffdefizite bei den Betroffenen. Langfristig drohen schwerwiegende Komplikationen wie Anämie, Osteoporose, Wachstumsverzögerungen, Unfruchtbarkeit und Dünndarmtumoren. Außerdem leiden die Patienten unter verschiedenen Symptomen, vor allem Durchfall und Bauchschmerzen.
Erkrankungsspezifischer Wirkmechanismus: Enzymhemmung
Die bisher einzige wirksame Maßnahme für die Betroffenen besteht darin, Gluten strikt zu meiden. Doch möglicherweise steht zukünftig unterstützend zur Diät eine medikamentöse Therapieoption zur Verfügung. Bei dem innovativen Wirkstoff handelt es sich um einen Hemmstoff der Transglutaminase mit der Bezeichnung ZED1227. Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und klinischen Testung von ZED1227 sind Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz – einem Referenzzentrum für die Betreuung von Zöliakie-Patienten. Nach Angabe der Forscher ist der Transglutaminase-Hemmer das erste Medikament, für das eine klinische Wirksamkeit belegt werden konnte.
Schutz für die Darmschleimhaut
Im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde der neue Wirkstoff in Tablettenform getestet: Circa 120 Zöliakie-Patienten nahmen ZED1227 sechs Wochen lang ein. Im Placebovergleich ergab sich, dass der Transglutaminase-Hemmer die glutenbedingte Entzündung verhinderte, ebenso wie den Schwund der Darmzotten. Auch die Zöliakie-typischen Symptome sowie die empfundene Lebensqualität besserten sich. Für den Herbst dieses Jahres ist nun eine größere Folgestudie geplant. In diese sollen besonders belastete Patienten eingeschlossen werden, die nicht auf eine glutenfreie Diät ansprechen. Quellen: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; The New England Journal of Medicine, Abstract: https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2032441