Was ist eigentlich die Schmetterlingskrankheit?
Wer an der Schmetterlingskrankheit leidet, bekommt schon durch geringste mechanische Belastungen blasenförmige Hautablösungen und schmerzende Wunden. Da kann es bereits ausreichen, sich nachts im Schlaf zu drehen, damit sich riesige Blasen auf dem Rücken bilden. Auch Schuhe oder Kleidung verursachen durch kleinste Reibungen solche Hautläsionen.
Doch nicht nur das: In schlimmen Fällen sind bei einer Epidermolysis bullosa (EB) auch die Schleimhäute betroffen. Die Nahrungsaufnahme ist dann äußerst schmerzhaft, was zu einer Mangelernährung führen kann.
Schmetterlingskrankheit: Verwachsene Finger, Schleimhautschäden und Krebs
Die Epidermolysis bullosa ist eine seltene Erkrankung, von der in Deutschland nur circa 2.000 Menschen betroffen sind. Doch für die Patienten und ihre Familien bedeutet die Schmetterlingskrankheit eine große Belastung.
Allerdings muss zwischen verschiedenen Verlaufsformen unterschieden werden. Der Großteil der Betroffenen kann mit einem guten Wund- und Schmerzmanagement einigermaßen normal leben.
Doch bei schwereren Formen kommt es vor, dass Gelenke versteifen und Finger und Zehen zusammenwachsen. Die Mundschleimhaut und Speiseröhre können in Mitleidenschaft gezogen sein. Möglicherweise bilden sich auch Blasen in den Augen.
Außerdem ist das Risiko hoch, dass im Laufe der Zeit aggressiver Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom) entsteht. Bei schwersten Verlaufsformen treten auch Blasen und Vernarbungen an den inneren Organen auf. Daraus resultierende Unterernährung und Anämie können sich schon im Kleinkindalter tödlich auswirken.
Schmetterlingskrankheit: Warum ist die Haut so empfindlich?
Doch aus welchem Grund wirft die Haut schon bei der leichtesten Beanspruchung Blasen oder reißt? Ursächlich ist der durch Genmutationen bedingte Mangel an bestimmten Hautstrukturproteinen.
Diese sind für den Zusammenhalt von Epidermis und darunter liegender Dermis (Lederhaut) zuständig. Je nachdem, welches Protein betroffen ist, verläuft die Schmetterlingskrankheit unterschiedlich schwer.
Behandlung der Schmetterlingskrankheit: Hoffnung auf Gentherapie?
Derzeit kann die Epidermolysis bullosa noch nicht ursächlich behandelt werden. Im Vordergrund stehen daher Wundversorgung und Schmerzlinderung. Bei Verwachsungen und Narbenkontrakturen wird auch chirurgisch vorgegangen. Quellen: Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG); Interessengemeinschaft Epidermolysis Bullosa e.V. (DEBRA); DEBRA Schweiz; DAZ 51/2019, S. 73
Seit einigen Jahren machen Fortschritte im Bereich der Gentherapie Betroffenen und ihren Familien Hoffnung. So hatte 2015 ein deutsch-italienisches Forscherteam einem Jungen Haut entnommen, gentechnisch aufgearbeitet und anschließend wieder auf die Wundflächen transplantiert. Rund 80 Prozent der Haut wurden auf diese Weise ersetzt.
Das Verfahren sei allerdings sehr kompliziert und anspruchsvoll, erklärt Cristina Has, Expertin für EB am Epidermolysis bullosa–Zentrum des Freiburger Universitätsklinikums. Bisher sei es ihres Wissens nach an nur sehr wenigen Patienten angewendet worden.
Hoffnungen sind auch mit einer neuen Therapie aus den USA verbunden. Vyjuvek heißt das Medikament des Unternehmens Krystal Biotech, das vor gut einem Jahr von der US-Behörde FDA zugelassen wurde.
Es basiert auf einem im Labor genetisch veränderten Herpesvirus. Mittels eines Gels auf die Wunden aufgetragen liefert es dort neue Kollagen7A1-Gene, die wiederum die in der Haut fehlenden Kollagen-Proteine bilden. Die Folge: Die Hautschichten halten besser zusammen und die Wundheilung wird gefördert. Auch für Europa hat das Unternehmen im Herbst eine Marktzulassung beantragt. Quelle: dpa / mia
Schmetterlingskrankheit in Kürze
- Medizinische Bezeichnung: Epidermolysis bullosa. Seltene, schwerwiegende Hauterkrankung, bei der großflächig Blasen und Wunden entstehen. Haut ist so empfindlich wie ein Schmetterlingsflügel (Name!).
- Unterschiedliche Subtypen und Schweregrade. Bei schweren Verlaufsformen Verwachsungen von Fingern/Zehen. Mitbeteiligung von Schleimhäuten und inneren Organen wirkt lebensbegrenzend.
- Ursache: Genmutationen führen zum Ausfall von Strukturproteinen, die die Epidermis in der Dermis verankern.
- Keine kausale Therapie, Wundversorgung und Schmerztherapie wichtig.