Gerinnungshemmer gegen Hirnmetastasen?
Bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen sind Hirnmetastasen eine gefürchtete Komplikation. Einige Krebsarten streuen besonders häufig ins Gehirn. Dazu gehören schwarzer Hautkrebs in fortgeschrittenen Stadien sowie bestimmte Formen von Brust- und Lungenkrebs.
Antithrombotika auf dem Prüfstand
Aus Beobachtungsstudien war bereits bekannt, dass sich Antithrombotika günstig auf die Prognose bestimmter Krebserkrankungen auswirken können. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums gingen deshalb der Frage nach, ob diese Wirkstoffe möglicherweise auch die Hirnmetastasierung beeinflussen können.
Tumorzellen schaffen sich einen Thrombus
An Mäusen deckten sie zunächst auf, wie es den im Blut zirkulierenden Melanom- oder Brustkrebszellen überhaupt gelingt, Hirnmetastasen zu bilden: Die Tumorzellen lösen in den feinen Blutkapillaren des Gehirns die Bildung eines Blutgerinnsels aus. Dieser Thrombus erleichtert es ihnen, die Kapillare zu verlassen und ins Hirngewebe vorzudringen – die Voraussetzung, um zur Hirnmetastase auszuwachsen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Tumorzellen bei diesem Prozess direkt in die Gerinnungskaskade eingreifen. Sie fördern offenbar die Entstehung des Gerinnungsfaktors Thrombin.
Thrombin-Inhibitor bremst Hirnmetastasen bei Mäusen
Aus dieser Erkenntnis folgerten die Krebsforscher, dass ein Thrombin hemmender Wirkstoff die Metastasierung unterdrücken sollte. Und tatsächlich: Mäuse mit Tumorzellen, die den Thrombin-Inhibitor Dabigatran (z. B. Pradaxa®) erhielten, entwickelten signifikant weniger Metastasen als unbehandelte Tiere. Auch ein weiterer antithrombotischer Ansatz war wirksam: Die Verabreichung spezifischer Antikörper gegen den Blutgerinnungsfaktor VIII (von-Willebrand-Faktor) reduzierte bei den Mäusen ebenfalls die Anzahl der entstehenden Hirnmetastasen. Die Forscher wollen nun herausfinden, ob noch weitere Antikoagulanzien zur Prävention von Hirnmetastasen geeignet sind. Langfristiges Ziel ist es, diese Wirkstoffe dann in klinischen Studien zu testen. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)