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Insulin-Nasenspray bei Alzheimer-Patienten wohl wirkungslos

Durch eine intranasale Anwendung kann Insulin aus der Nasenhöhle über den Riechnerv oder andere Hirnnerven direkt ins Gehirn gelangen, die Blut-Hirn-Schranke wird umgangen. So soll die Gedächtnisleistung und die Durchblutung im Großhirn verbessert werden. | Bild: Ralf Geithe / AdobeStock

Bekanntermaßen spielt Insulin eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Glucosestoffwechsels im Körper. Das Peptidhormon wird dazu in den B-Zellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Insulin schleust den Zucker aus der Nahrung in die Zellen von Skelettmuskulatur und Fettgewebe, bewirkt den Aufbau von Energiespeichern und senkt somit den Blutglucose-Spiegel.

Insulin und Gehirn

In den letzten Jahren rücken auch immer mehr die Wirkungen des Insulins im menschlichen Gehirn in den Fokus der Wissenschaft, auch dort kommen Insulinrezeptoren vor. Schon länger wird vermutet, dass ein gestörter Insulin- und Glucosestoffwechsel verschiedene hirnorganische Krankheiten hervorrufen kann. Diabetiker vom Typ 2 leiden im höheren Alter häufiger an kognitiven Störungen bezüglich Lernen und Gedächtnis. Sie haben auch ein erhöhtes Risiko an Morbus Alzheimer zu erkranken. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass es bei einem gestörten Glucosestoffwechsel im Gehirn zu einer Anhäufung von Amyloid-Peptiden und zu einer Phosphorylierung des Tau-Proteins kommt. Beide Verbindungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit.

Intranasale Applikation von Insulin als Hoffnungsträger

Ein möglicher Therapieansatz bei Morbus Alzheimer besteht also darin, Insulin in Form eines Nasensprays zu applizieren. Durch eine intranasale Anwendung kann das Hormon aus der Nasenhöhle über den Riechnerv oder andere Hirnnerven direkt ins Gehirn gelangen, die Blut-Hirn-Schranke wird umgangen. Möglich ist eine solche Applikation auch dadurch, dass intranasal aufgenommenes Insulin den Blutglucose-Spiegel kaum beeinflusst. 

In einer Pilotstudie bekamen sowohl Patienten mit Typ-2-Diabetes als auch gesunde Teilnehmer über einen längeren Zeitraum Insulin als Nasenspray verabreicht. Verwendet wurde dabei Humaninsulin, das zu Studienzwecken durch einen Apotheker in eine spezielle Sprühflasche umgefüllt wurde. In beiden Gruppen kam es nach intranasaler Aufnahme von Insulin zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistungen sowie zu einer gesteigerten Durchblutung im vorderen Abschnitt des Großhirns.

Kein Nutzen bei Alzheimer-Patienten

Aber wie sieht es bei Patienten aus, die bereits an einer Demenz leiden? Können auch diese von einer Behandlung mit einem Insulin-Nasenspray profitieren? Genau dieser Frage gingen Wissenschaftler in einer kürzlich veröffentlichten Studie nach. Sie überprüften dabei die Umsetzbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit der intranasalen Insulin-Behandlung an Alzheimer-Patienten und Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind allerdings ernüchternd und dämpfen die Hoffnung auf eine Besserung der Alzheimer-Erkrankung durch intranasale Insulin-Applikation. 

Über einen Zeitraum von zwölf Monaten konnten die Forscher keinen kognitiven Nutzen bei den Patienten im Vergleich zu einer Behandlung mit einem Placebo beobachten. In der Zerebrospinalflüssigkeit, also der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, der Teilnehmer wurden zu Beginn der Therapie und am Ende jeweils Biomarker, die auf eine Alzheimer-Erkrankung hinweisen, bestimmt. Auch hier konnte kein Einfluss einer nasalen Insulin-Anwendung festgestellt werden.

Fazit

Die Zuckerkrankheit gilt als Risikofaktor für das Entstehen von kognitiven Störungen im Alter, nicht nur für die durch die Alzheimer-Erkrankung hervorgerufene Demenz. Diabetes und Demenz hängen also auf komplexe Weise miteinander zusammen. Eine Therapie der Alzheimer-Krankheit mit Hilfe von Insulin sollte daher weiter untersucht werden.