Wird die Meningokokken-B-Impfung nun zum Standard?
Bereits seit 2006 lautet die EMPFEHLUNG DER STÄNDIGEN IMPFKOMMISSION (STIKO) am RKI (Robert Koch-Institut), dass sich Kinder im zweiten Lebensjahr standardmäßig gegen Meningokokken der Serogruppe C schützen sollen. Ob zudem auch eine standardmäßige Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B sinnvoll ist, diskutierte die STIKO schon vor Jahren. Im Epidemiologischen Bulletin 3/2018 kamen die Impfexperten zu dem Schluss, dass Meningokokken-B-Erkrankungen „selten“ seien, die Krankheitslast „niedrig“, sodass es keine Empfehlung zum STANDARDSCHUTZ VOR MENINGOKOKKEN B gab. Nun überlegt die STIKO neu.
STIKO diskutiert „Meningokokken-B-Standardimpfempfehlung für Säuglinge und Kinder“
In ihrer 95. Sitzung im März dieses Jahres beschlossen die Impfexperten: „Die Beschäftigung mit den Themen ,Standard-Influenzaimpfempfehlung für Kinder‘ und ,Meningokokken-B-Standardimpfempfehlung für Säuglinge und Kinder‘ wird als prioritär angesehen.“ Warum setzt die STIKO den Meningokokken-B-Schutz plötzlich wieder mit hoher Wichtigkeit auf die Agenda? PTAheute hat beim Robert Koch-Institut nachgefragt.
So sei die MenB-Impfung immer wieder auf der Agenda der STIKO gewesen. Jedoch habe die „entscheidende Evidenz für eine Entscheidungsfindung bezüglich einer Routineempfehlung“ noch gefehlt – zum Beispiel zur Impfeffektivität, Schutzdauer und dem Effekt auf das Trägertum, erklärt die Sprecherin des RKI. Und weiter: „In diesem Jahr sind einige Schlüsselstudien veröffentlicht worden, die hier wichtige Erkenntnisse liefern“, dies sei Anlass gewesen, die MenB-Impfung erneut auf die Agenda zu nehmen. „Voraussichtlich in den kommenden Monaten wird sich eine Arbeitsgruppe der STIKO mit dieser Fragestellung beschäftigen“, erklärt das RKI. Ob vielleicht noch in diesem Jahr mit einer möglichen Änderung der MenB-Impfempfehlung zu rechnen ist? Diese Frage verneint das RKI, da „die Arbeitsabläufe der Evidenzbewertung […] mehr Zeit in Anspruch nehmen“ würden.
MenB-Impfung vor MenC-Impfung?
Die STIKO überlegt eine MenB-Standardimpfung bereits im Säuglingsalter (erstes Lebensjahr) zu empfehlen („Meningokokken-B-Standardimpfempfehlung für Säuglinge und Kinder“), während sie zum MenC-Schutz „erst“ im zweiten Lebensjahr rät. Könnte die MenB-Impfung folglich auch vor der MenC-Impfung erfolgen?
Eine frühe Impfung ergibt Sinn, denn die Krankheitslast ist bei Säuglingen am höchsten, vor allem wohl bei Erkrankungen durch Meningokokken der Serogruppe B. Die RKI-Sprecherin bestätigt dies: „Genau, denn die MenB-Krankheitslast ist im ersten Lebensjahr deutlich höher als die Krankheitslast durch MenC.“ Deswegen sei eine Anpassung der MenC-Impfung nicht geplant.
Zur Erinnerung: Säuglinge, Kleinkinder und Kinder
Ein Säugling ist ein Kind im ersten Lebensjahr, ein Kleinkind ist zwei und drei Jahre alt, dann folgt die frühe Kindheit vom vierten bis sechsten Lebensjahr. Als mittlere Kindheit bezeichnet man die Zeit vom siebten bis zehnten und als späte Kindheit vom elften bis 14. Lebensjahr.
Welche Meningokokken-Impfstoffe gibt es?
In Deutschland sind unterschiedliche Varianten von Meningokokken-Impfungen verfügbar. Es gibt monovalente Impfstoffe, die lediglich vor Meningokokken C schützen: NeisVac-C (Pfizer) und Menjugate® (GSK).
2013 kam ein weiterer monovalenter Oberflächenprotein-basierter Meningokokken-B-Impfstoff auf den Markt: Bexsero® (GSK) schützt vor Meningokokken der Subgruppe B. Pfizer hat 2017 ebenfalls eine monovalente Vakzine gegen MenB zugelassen, Handelsname ist Trumenba®.
Daneben gibt es quadrivalente Kapselpolysaccharid-basierte Vakzine. Sie schützen vor den vier Serogruppen A, C, W-135 und Y: Menveo® (GSK) und Nimenrix® (Pfizer).