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WHO zu Engpässen beim HPV-Impfstoff: Mädchen beim HPV-Schutz bevorzugen

Die WHO sorgt sich, dass HPV-Impfstoffe weltweit immer wieder knapp sind und die Engpässe Impfprogramme ausbremsen. Ein Pausieren der geschlechterübergreifenden Impfempfehlung könnte vorübergehend für Entspannung sorgen. | Bild: Kalim / Adobe Stock

Erst seit einem Jahr ist die HPV-Impfung (HPV = Humane Papillomaviren) auch Standardimpfung für Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren. Zuvor galt dies nur für Mädchen dieses Alters. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) folgte im November 2018 der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) und nahm die Impfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie auf. Die Krankenkassen erstatten seither den HPV-Schutz für alle Personen im Alter von neun bis 14 Jahren. 

Manche Typen von Humanen Papillomaviren begünstigen bösartige Tumoren im Anogenitalbereich (After, Genitalien), der bekannteste Tumor ist der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). HPV wird durch Geschlechtsverkehr übertragen. Durch die Impfung will man das Tumorrisiko verringern. Mit dem Impfalter zwischen neun und 14 Jahren versucht man, die Mädchen und Jungen zu einem Zeitpunkt zu schützen, bevor sie sexuell aktiv werden.

HPV – Krebs und Warzen

Humane Papillomaviren zählen zu den sexuell am häufigsten übertragenen Infektionen. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass sich sexuell aktive Menschen mindestens einmal im Leben mit HP-Viren anstecken. Papillomaviren infizieren Haut und Schleimhäute und können dort – je nach Subtyp – zu einer ungefährlichen Warzenbildung (Niedrigrisiko-Typen) führen oder auch bösartige Veränderungen hervorrufen (Hochrisiko-Typen). Insbesondere die Virussubtypen 16 und 18 werden mit Tumoren im Anal- und Genitalbereich in Verbindung gebracht. Bei Gebärmutterhalskrebs lassen sich in nahezu 100 Prozent der Fälle Infektionen mit HPV-Hochrisiko-Typen nachweisen.

Lieferengpässe könnten Impfprogramme ausbremsen

Deutschland ist mit der geschlechtsneutralen HPV-Impfempfehlung nicht allein. Die Erweiterung der Impfgruppe auch auf Jungen scheint jedoch dazu beizutragen, dass die HPV-Impfstoffhersteller mit der Produktion nicht hinterherkommen. Nun sorgt sich die WHO (Weltgesundheitsorganisation), weil die Impfstoffe gegen HPV weltweit immer wieder knapp sind. Vor allem in Ländern, in denen viele Menschen an Gebärmutterhalskrebs erkranken (meist ärmere Länder), könnten die Impfstoff-Lieferengpässe Impfprogramme ausbremsen und so verhindern, dass die Tumorlast zurückgeht. 

Was tun? Die Impfexperten der WHO erinnern nun daran, wer bevorzugt HPV-geimpft werden sollte, und haben im wöchentlichen epidemiologischen Bericht der WHO von Ende November Strategien vorgeschlagen, die vorübergehend die angespannte Liefersituation entspannen könnten.

Unterschiede bei HPV-Impfstoffen

In Deutschland schützt Cervarix® (GlaxoSmithKline) gegen die Subtypen 16 und 18. Gardasil® (MSD; nur noch Importe in Deutschland verfügbar) und Silgard® (MSD; nur noch Importe in Deutschland verfügbar) impfen zusätzlich gegen die Virustypen 6 und 11. 

HPV 6 und 11 sind die bekanntesten Niedrigrisiko-Typen. Sie infizieren vorrangig Geschlechtsorgane sowie After und lösen dort gutartige Genitalwarzen, sogenannte Feigwarzen, aus. Am umfassendsten ist die seit 2015 verfügbare Impfung Gardasil® 9, der neunfache HPV-Impfstoff schützt vor den Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58.

Warum sollen sich Jungen gegen HPV impfen lassen?

Humane Papillomaviren können Tumoren im Anogenitalbereich (im Bereich des Afters und der Geschlechtsteile) begünstigen – und zwar sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Das häufigste und wohl auch bekannteste Karzinom (bösartiger Tumor) ist der Gebärmutterhalskrebs (Zervizkarzinom). Daneben treten bei Frauen Tumoren der Scheide (Vagina) und der Vulva (primäre äußere Geschlechtsmerkmale der Frau, dazu gehören Schamhügel, große und kleine Schamlippen, Scheidenvorhof, Klitoris) in Verbindung mit HPV auf. 

Beim Mann können Humane Papillomaviren ebenfalls bösartige Tumoren auslösen, und HP-Viren können ursächlich für Anal- und Penistumoren sein. Das bedeutet: Von einer Impfung gegen HPV profitieren auch männliche Jugendliche. Als Argument für die Impfung beider Geschlechter wird die Herdenimmunität genannt. So können Jungen nicht nur an HPV-assoziierten Tumoren erkranken, sie können die Viren auch über den Geschlechtsverkehr weitergeben und andere anstecken. Sind auch Jungen durch Impfung vor bestimmten HP-Viren geschützt, sinkt insgesamt in der Bevölkerung die Übertragungshäufigkeit der Viren, so dass die Jungen-Impfung auch zu weniger Fällen an Gebärmutterhalskrebs führt.

Mädchen sind primäre Zielgruppe

Die WHO betont, dass die primäre Zielgruppe für eine Impfung gegen Humane Papillomaviren und zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs weiterhin neun- bis 14-jährige Mädchen sein sollte, bevor diese sexuell aktiv werden. In diesem Alter erhalten die Mädchen zwei Impfdosen im Abstand von mindestens sechs Monaten. Hingegen: Wird erst mit 15 Jahren die Impfserie begonnen, sieht das Impfschema eine Impfung mehr, also drei Impfdosen, für einen vollständigen Impfschutz vor.

13- und 14-jährige Mädchen

Angesichts des knappen Impfstoffes raten die Impfexperten der WHO, dass „alle Länder die Umsetzung von geschlechtsneutralen HPV-Impfstrategien und die Impfungen älterer Altersgruppen (> 15 Jahre) … vorübergehend unterbrechen, bis die Impfstoffversorgung allen Ländern einen gleichberechtigten Zugang zum HPV-Impfstoff erlaubt“. Einfacher formuliert: Bei knappem Impfstoff sollten diesen in erster Linie Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren erhalten, die nur zwei Impfdosen benötigen. 

Dies werde kurzfristig zu einer deutlichen Entlastung der Versorgungsengpässe führen, so die WHO. Zudem stellt die WHO die Überlegung an, innerhalb der Neun- bis 14-Jährigen weiter zu priorisieren und hier 13- und 14-jährige Mädchen bevorzugt zu impfen, da diese näher an der Schwelle zur sexuellen Aktivität stünden als Neunjährige.