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Narkolepsie oder Schlafapnoe: Was ist der Unterschied?

Bei Patienten mit Narkolepsie oder Schlafapnoe ist ein Mittagsschlaf nichts Ungewöhnliches, denn beide Erkrankungen gehen mit Tagesmüdigkeit einher. Warum der nächtliche Schlaf nicht ausreicht, hat jedoch unterschiedliche Gründe.
Was ist Narkolepsie?
Narkolepsie ist eine Erkrankung, bei der die Schlaf-wach-Regulation gestört ist. Volkstümlich wird Narkolepsie auch als Schlafkrankheit oder Schlummersucht bezeichnet. Als Auslöser werden Infektionen, z. B. mit Influenzaviren oder Streptokokken, sowie autoimmune Prozesse (gestörte Toleranz des Immunsystems gegen körpereigene Stoffe) diskutiert.
Eine Narkolepsie kann in unterschiedlichen Formen auftreten: Unter der klassischen Narkolepsie (Typ 1) versteht man eine Narkolepsie, die mit Kataplexie – einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Muskelspannung – einhergeht.
Daneben gibt es eine Form der Narkolepsie ohne Kataplexie – die monosymptomatische Narkolepsie, Typ 2 – und eine sekundäre Narkolepsie, deren Ursache beispielsweise Tumoren im Hypothalamus sein können.
Zur Erinnerung: Was ist der Hypothalamus?
Der Hypothalamus ist ein Teil des Zwischenhirns und die zentrale Regulationsstelle zwischen dem endokrinen System und dem Nervensystem. Er ist verantwortlich für den Ablauf vegetativer Funktionen des Organismus und steuert beispielsweise Kreislauf, Körpertemperatur, Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme sowie Schlaf und Sexualverhalten.
Ursache von Narkolepsie: Störung im Hypothalamus?
Als Ursache für Narkolepsie werden Störungen im Hypothalamus diskutiert. Es gibt Untersuchungen, die den Verlust bestimmter Nervenzellen – sogenannter Orexin-Neurone – zeigen. Das scheint jedoch vor allem bei Patienten mit klassischer Narkolepsie der Fall zu sein.
Gut zu wissen: Was ist Orexin?
Orexin ist ein Botenstoff des Hypothalamus, der das Essverhalten mit steuert. Orexin besitzt stoffwechselfördernde Funktionen, erhöht die Körpertemperatur sowie die Wachheit und fördert die Gewichtsabnahme. Bei Verlust der Orexin-Nervenzellen kann es somit zu erhöhter Müdigkeit und erhöhtem Körpergewicht kommen.
Welche Symptome zeigt Narkolepsie?
Die Symptome einer Narkolepsie setzen gewöhnlich erstmals bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ein und bleiben lebenslang bestehen.
Zu den klinischen Symptomen einer Narkolepsie gehören Tagesschläfrigkeit mit Tagschlafepisoden und bei 80 bis 90 Prozent zusätzlich eine Kataplexie. Auslöser für den Verlust des Muskeltonus sind häufig starke Gefühle wie Lachen, Freude, Überraschung, Ärger oder Furcht.
Bei etwa der Hälfte der Betroffenen von Narkolepsie treten
- Schlaflähmungen (vorübergehende Unfähigkeit sich zu bewegen oder zu sprechen, beim Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen),
- Halluzinationen (schlafbedingte Halluzinationen mit falschen Wahrnehmungen beim Einschlafen (hypnagog) oder Aufwachen (hypnopomp), etwa Gestalten sehen oder Geräusche hören),
- Schlafstörungen in der Nacht (leichter Schlaf, häufiges Aufwachen, stundenlanges Wachliegen, Albträume) oder
- automatisches Verhalten (Fortführen ausgeführter Tätigkeiten, z. B. Schreiben oder Essen, obwohl Betroffene bereits schlafen) auf.
Die Symptome können im Verlauf der Erkrankung schwanken, wobei langfristig eine Tendenz zur Besserung besteht. Häufig bessert sich die Schläfrigkeit und Kataplexie, während die Qualität des Nachtschlafes mit zunehmendem Alter abnimmt.
Langer Diagnoseweg bei Narkolepsie
Da es sich bei Narkolepsie um eine lebenslange Erkrankung handelt, wird mithilfe von Arzneimitteln (meist Stimulanzien) versucht, die Symptome zu lindern. Dennoch ist die Lebensqualität Betroffener eingeschränkt und Tagesschläfrigkeit sowie Tagesschlafepisoden können die schulische und berufliche Leistung mindern.
Wie viele Menschen an Narkolepsie erkrankt sind, ist unbekannt. Schätzungen liegen im Bereich von 26 bis 50 Erkrankten pro 100.000 Einwohner. Jedoch gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus. Vor allem bei Narkolepsie Typ 2, die ohne den Verlust des Muskeltonus einhergeht, ist die Diagnosestellung schwierig, da die Kataplexie als typisches Symptom fehlt.
Laut Orphanet, einem Portal für seltene Erkrankungen und Orphan Drugs (Arzneimittel gegen seltene Erkrankungen), dauert es im Schnitt zehn Jahre, bis die Diagnose Narkolepsie beim Patienten gestellt wird.
Bei Narkolepsie: Auf Schlafhygiene und bewusste Tagesschlafepisoden achten
Eine Narkolepsie ist zwar nicht heilbar, dennoch können Betroffene mit einer dauerhaften Behandlung ein normales Leben führen.
Betroffene sollten versuchen, nachts genügend zu schlafen und individuell angepasste Tagesschlafepisoden (mit weniger als 30 Minuten) in den Alltag zu integrieren. Daneben können auch Bewältigungsstrategien die Beschwerden lindern. Bei leichten Symptomen sind diese Maßnahmen meist ausreichend. Menschen mit Kataplexie sollten versuchen, alles zu vermeiden, was eine Kataplexie auslöst, wie Lachen, Wut oder Angst.
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) rät Patienten mit Narkolepsie, regelmäßig körperlich aktiv zu sein, da Bewegung und Sport gut gegen Müdigkeit helfen. Ebenso kann vor Situationen, die hohe Konzentration erfordern, Coffein eingenommen werden, etwa in Form von Kaffee, schwarzem Tee oder Cola.
Als medikamentöse Maßnahme werden unter anderem die Wirkstoffe Modafinil, Methylphenidat, Pitolisant und Natrium-Oxybat eingesetzt, um die Schläfrigkeit zu verringern. Während der Behandlung mit Medikamenten müssen die Betroffenen streng überwacht werden.
Tagesschläfrigkeit auch bei Schlafapnoe
Auch Patienten mit Schlafapnoe leiden – wie bei Narkolepsie – an ausgeprägter Tagesmüdigkeit, begleitet von Einschlafzwang (Sekundenschlaf).
Die häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe (Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom, OSAS oder OSA). Hierbei erschlafft die Muskulatur der oberen Atemwege, wodurch dieser Teil der Atemwege zusammenfällt. Diese Behinderung der Atmung mit Atemstillständen wird dann als krankhaft bezeichnet, wenn sie länger als zehn Sekunden dauert.
Bestimmte Faktoren begünstigen das Entstehen einer obstruktiven Schlafapnoe. Unter anderem zählen Übergewicht, Polypen, eine verkrümmte Nasenscheidewand, vergrößerte Rachenmandeln, Alkohol, Schlafmittel sowie eine genetisch bedingte Neigung zur erschlafften Rachenmuskulatur dazu.
Warum sind Patienten mit nächtlichen Atemaussetzern müde?
Durch die Atemaussetzer sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, der Kohlenstoffdioxidspiegel hingegen steigt. Das führt zu einer Weckreaktion des Körpers, sodass die Atmung wieder einsetzt. Diese Weckreaktionen stören jedoch den erholsamen Schlaf und bedingen die Tagesmüdigkeit der Apnoe-Patienten.
In Deutschland leiden etwa 1 bis 2 Prozent der Frauen und 2 bis 4 Prozent der Männer im mittleren Alter am obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom.
Welche Beschwerden treten bei Schlafapnoe außerdem auf?
Neben der Tagesmüdigkeit können die Betroffenen zusätzlich u. a. an Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen und Depressionen leiden.
Darüber hinaus beeinflusst eine Schlafapnoen nicht nur die Wachheit am Tag, sondern kann auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzinfarkt führen. Auch Stresserkrankungen, wie Magengeschwüre oder Tinnitus, können auftreten.
Bei Schlafapnoe: Gute Schlafhygiene und Gewichtsreduktion
Um eine Schlafapnoe zu behandeln, kommen allgemeine Maßnahmen zur Anwendung. Dazu zählen eine gute Schlafhygiene, Gewichtsreduktion, Alkoholverzicht sowie kein spätes Abendessen.
In schweren Fällen von Schlafapnoe wird eine Atemtherapie eingeleitet. Im Falle der obstruktiven Schlafapnoe ist die Atemwegsüberdrucktherapie (continuous positive airway pressure, CPAP-Therapie) das Mittel der Wahl. Darunter versteht man eine ständige Behandlung mit Überdruck mittels Therapiemaske, wodurch ein Zusammenfallen der Atemwege verhindert werden soll.
Liegen körperliche Fehlbildungen oder Veränderungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs vor (z. B. gekrümmte Nasenscheidewand, vergrößerte Mandeln oder Polypen, Missbildungen des Kiefers oder des weichen Gaumens), können in einigen Fällen operative Eingriffe Abhilfe schaffen.
Wirkstoff Solriamfetol bei Narkolepsie und obstruktiver Schlafapnoe
Patienten, die an ausgeprägter Tagesschläfrigkeit und einem nicht kontrollierbaren Schlafzwang aufgrund von Narkolepsie oder obstruktiver Schlafapnoe leiden, steht mit Solriamfetol (Sunosi®) ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel zur Verfügung. Sunosi® soll die Wachheit von Patienten mit Narkolepsie und obstruktiver Schlafapnoe verbessern, indem der Wirkstoff die Wiederaufnahme der beiden Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt hemmt.
Indiziert ist das Arzneimittel bei erwachsenen Patienten mit Narkolepsie (mit oder ohne Kataplexie) oder obstruktiver Schlafapnoe, wenn die Tagesschläfrigkeit durch andere Maßnahmen nicht ausreichend behandelbar ist. Quellen:
- DocCheck
- Gelbe Liste
- Fachinformation Sunosi®
- Lauer-Taxe
- AZQ
- VPK
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Jedes Jahr am dritten Freitag im März wird der Weltschlaftag begangen. Dieses Datum liegt immer kurz vor der Tagundnachtgleiche – also jenem Tag, an dem der Tag und die Nacht gleich lang sind.
Schlaf ist nicht nur wichtig, um sich vom Tag zu erholen. Ausreichend und erholsamer Schlaf spielt eine wesentliche Rolle für unsere Gesundheit. Deshalb widmen wir uns auf PTAheute.de anlässlich des Weltschlaftages dem Thema Schlaf.
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