Dengue-Fieber: Klimawandel beschleunigt Ausbreitung
Dieses Jahr wurden bereits im Februar erste Fälle von Dengue-Fieber in Deutschland registriert. Reisende hatten sich offenbar in Ägypten angesteckt und das Virus eingeschleppt. Dengue-Fieber ist in Deutschland eine meldepflichtige Erkrankung. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat für dieses Jahr bereits 1.543 Fälle dokumentiert, für das Jahr 2023 waren es 953.
Auch weltweit ist in deutlicher Anstieg der Fallzahlen festzustellen. Bis September wurden laut der EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) weltweit 13 Millionen Infektionen und 8.500 Todesfälle gemeldet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es 6 Millionen Infektionen und 6.000 Todesfälle. Stark betroffen war unter anderem Brasilien.
Klimawandel verschärft Ausbreitung des Denguefiebers
Die Zunahme an Infektionen überrascht Experten jedoch wenig. Sie gehen davon aus, dass bei vielen Infektionskrankheiten – so auch bei Dengue-Fieber – im Zuge des Klimawandels mit einem Anstieg der Fallzahlen und einer Ausbreitung der Erreger zu rechnen ist.
Schon jetzt seien rund 19 Prozent der Fälle in stark betroffenen Ländern auf die Auswirkungen des Klimawandels zurückzuführen, berichtet ein Forscherteam.
Bis 2050 könnte sich der Anteil der klimabedingten Dengue-Fälle bei einem stetig steigenden Ausstoß der Treibhausgase laut Studie auf rund 60 Prozent erhöhen, bei einem besseren Klimaschutz-Szenario auf rund 40 Prozent.
Beratung zu Dengue in der Apotheke
Kommen Kunden in die Apotheke, um ihre Reiseapotheke aufzustocken, sollten PTA daher diese Gelegenheit nutzen, um ihre Kunden auch auf das Risiko vor einer Infektion mit dem Dengue-Fieber hinzuweisen.
Bereits im Dezember letzten Jahres warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer Verbreitung bestimmter Stechmücken in Europa und damit einem Anstieg der Dengue-Fälle.
Fälle von Dengue-Fieber in Italien
Die Gefahr wachse durch den Klimawandel und die damit verbundenen steigenden Temperaturen, heißt es auch von der WHO. In 2023 habe Italien 82 lokal übertragene Infektionen gemeldet, Frankreich 43 und Spanien 3.
Entsprechend weist das Auswärtige Amt in Berlin mittlerweile in seinen Reisehinweisen zu Italien auf die Ansteckungsmöglichkeit mit dem Dengue-Fieber hin. Auslöser für diese Meldung waren mehrere autochthone Fälle von Dengue-Fieber in der Region am Gardasee (Lombardei und Lazio).
Zur Erinnerung: Was bedeutet autochthon?
Autochthon bedeutet, dass die Virusinfektionen lokal erworben wurden und die Betroffenen sich nicht, wie für diese Erkrankung eigentlich typisch, auf Reisen in anderen Ländern angesteckt haben.
Dengue-Fieber: Eigentlich eine tropische Infektionskrankheit
Die Fälle in Italien waren bemerkenswert, denn bislang kannte man das Dengue-Fieber vor allem als Reisekrankheit: Wer in den Tropen oder Subtropen Urlaub gemacht hat und anschließend grippeartige Symptome mit Hautausschlag entwickelte, konnte am Dengue-Fieber erkrankt sein.
Dengue ist laut des Tropeninstituts vor allem in Südostasien, Teilen von Asien, Süd- und Mittelamerika, Teilen des Pazifiks wie Neukaledonien und Hawaii, Afrika und Australien weit verbreitet.
In diesem Jahr scheint sich das Dengue-Fieber in einigen Ländern besonders stark zu verbreiten. So haben Peru und Brasilien (für São Paulo) bereits Ende Februar und Anfang März aufgrund der Infektionskrankheit den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Auch in Thailand und auf Costa Rica war die Zahl der Fälle schon Anfang des Jahres bemerkenswert hoch.
Tagaktive Stechmücken übertragen Dengue-Virus
Das Dengue-Fieber ist die häufigste von Insekten übertragene Virusinfektion. Überträger sind tagaktive Stechmücken, meist die Ägyptische Tigermücke (= Gelbfiebermücke, Aedes aegypti) oder die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).
Ihre Larven entwickeln sich in stagnierenden Wasserstellen, zum Beispiel in Pfützen, leeren Dosen oder in Astgabeln. In gechlortem Schwimmbadwasser können sie dagegen nicht überleben.
Es wird geschätzt, dass sich jedes Jahr weltweit circa 400 Millionen Menschen mit dem Virus infizieren. Ungefähr ein Viertel von ihnen erkrankt mit klinischen Symptomen.
Die Asiatische Tigermücke kommt seit einiger Zeit und zunehmend auch in Deutschland sowie anderen Ländern Europas vor. Autochthone Fälle von Dengue-Fieber wie in Italien befürchten Experten für Deutschland jedoch noch nicht. Die hiesigen klimatischen Bedingungen sind nach RKI-Angaben „für Übertragungen noch wenig geeignet“.
So lässt sich Mückenstichen vorbeugen
Die wichtigste Schutzmaßnahme für Reisende ist die Anwendung von Repellentien – nicht nur auf der Haut, sondern auch als Imprägnierung auf der Kleidung. Zusätzlich können folgende Tipps hilfreich sein:
- Moskitonetze über Bett und Kinderwagen anbringen.
- Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen montieren.
- Haut durch lange, helle und engmaschige Kleidung bedecken.
Übrigens: Bei tropischen Mücken scheint hell-dunkel gestreifte Kleidung besonders effektiv zu sein. - Vor Einbruch der Dämmerung duschen, um Schweiß zu entfernen.
- Stehende Gewässer abends meiden.
- Regentonnen und volle Gießkannen entleeren bzw. abdecken, um Ei-Ablage im Wasser zu verhindern.
- Ventilatoren und Klimaanlagen sorgen für kühlere Temperaturen und Luftzirkulation. Beides kann dazu beitragen, Mücken fernzuhalten.
- Repellentien (Anti-Mücken-Sprays) mit Icaridin (z. B. Anti Brumm® Kids Sensitive, Autan® Defens Long Protection, Care Plus® Anti-Insect Icaridin, NOBITE® Sensitive) oder DEET (Diethyltoluamid, z. B. Anti Brumm® Forte, Care Plus® DEET, NOBITE® Hautspray, Autan Defense® Extreme Protection). Sie überdecken den natürlichen Körpergeruch.
- Möglicherweise hält auch der Duft mancher Pflanzen Mücken fern. Dazu sollen z. B. Tomaten, Eukalyptus, Katzenminze, Geranien, Lavendel, Zitronenmelisse, Basilikum, Rosmarin und Thymian zählen.
Fertige Produkte mit pflanzlichen Inhaltsstoffen sind z. B. Anti Brumm® Naturel, Autan Defense® Plant-Based, Care Plus®Bio Anti-Insekt oder NOBITE® Haut Botanic.
Dengue-Fieber: Von symptomlos bis lebensgefährlich
Beim klassischen Dengue-Fieber treten nach einer Inkubationszeit von drei bis zehn Tagen starke, grippeartige Symptome mit hohem Fieber auf. Oft zeigt sich zusätzlich ein Hautausschlag. Außerdem können starke Kopfschmerzen sowie Schmerzen hinter den Augen und Erbrechen auftreten.
Die akute Phase klingt nach fünf bis sieben Tagen langsam ab. Schwäche und Müdigkeit halten aber häufig noch wochenlang an.
In seltenen Fällen entwickelt sich eine schwere Verlaufsform – das Hämorrhagische Dengue-Fieber – mit inneren Blutungen und im Extremfall mit Schock. Ohne intensivmedizinische Versorgung endet diese Erkrankungsform oft tödlich.
Impfung gegen das Dengue-Fieber
Eine durchgemachte Dengue-Infektion hinterlässt lebenslange Immunität – allerdings nur für den jeweiligen Virus-Subtyp. Es gibt vier verschiedene Serotypen des Virus, sodass man bis zu viermal am Dengue-Fieber erkranken kann.
Mit Dengvaxia® steht ein Lebendimpfstoff gegen alle vier Serotypen des Dengue-Virus zur Verfügung. Seit Oktober 2018 ist der Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) auch für den europäischen Markt zugelassen. Allerdings ist die Zulassung beschränkt auf Personen im Alter von 9 bis 45 Jahren, die in einem Endemiegebiet leben und zuvor bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Zudem wäre das Impfschema (0–6–12 Monate) wenig geeignet für Urlauber.
Im Dezember 2022 hat die EMA einen weiteren Impfstoff zur Dengue-Prävention zugelassen: den tetravalenten Lebendimpfstoff Qdenga® der Firma Takeda. Geeignet ist die Vakzine für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren. Seit Mitte Februar 2023 ist der Impfstoff auch auf dem deutschen Markt verfügbar.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Vakzine für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren, die in der Vergangenheit bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Der Impfstoff sei dann geeignet
- als Reiseimpfung vor Reisen in Dengue-Endemiegebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko (z. B. bei längerem Aufenthalt oder aktuellem Ausbruchsgeschehen) oder
- bei gezielten Tätigkeiten mit Dengue-Viren (z. B. in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien) außerhalb von Endemiegebieten. Quelle: RKI / vs, Tropeninstitut / mia
Robert Koch-Institut; Auswärtiges Amt; WHO; Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2018)
Bakterium verhindert Ausbreitung der Stechmücke
Bei der Tagung der American Society of Tropical Medicine and Hygiene (ASTMH) im November 2024 stellte eine Forschergruppe um Katie Anders vom World Mosquito Program an der Monash University in Melbourne (Australien) eine Maßnahme gegen die Übertragung des Dengue-Virus vor.
Die Wissenschaftler hatten bis Dezember 2019 im größten Teil der Stadt Niterói bei Rio de Janeiro (Brasilien) zahlreiche Stechmücken ausgesetzt, die mit einem Wolbachia-Bakterium infiziert waren. Bis Juni 2023 hatten sie die Aktion auf die restlichen Gebiete der Stadt ausgeweitet. Das Bakterium sorgt dafür, dass die Mücken in erheblich geringerem Umfang Viren übertragen können.
„Wir haben bereits nach der Einführung von Wolbachia in Niterói gesehen, dass die Infektionen praktisch zum Stillstand kamen, und obwohl es 2024 einen leichten Anstieg gab, war die Fallzahl immer noch 90 Prozent niedriger als vor der Einführung – und keineswegs vergleichbar mit dem, was im Rest Brasiliens geschah“, sagt Anders. Ähnliche Projekte werden in anderen Teilen der Welt umgesetzt. Quelle: dpa / mia
Dengue-Fieber in Kürze
- virale Infektionskrankheit der Tropen und Subtropen, übertragen durch tagaktive Stechmücken wie Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) und Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)
- Urlauber in klassischen Fernreiseländern betroffen, vor allem Thailand
- Infektion häufig symptomlos; bei Erkrankung grippeartige Symptome, meist mit Ausschlag verbunden, in seltenen Fällen lebensbedrohliche hämorrhagische Verlaufsform.
- Dengvaxia®-Impfstoff nicht für Reisende zugelassen. Lebendimpfstoff Qdenga® seit Mitte Februar 2023 auf dem deutschen Markt verfügbar.
- Schutz durch Expositionsprophylaxe (Repellents, Imprägnierung von Kleidung etc.)
- Tigermücken seit einigen Jahren auch in Deutschland anzutreffen; Gefahr der Krankheitsübertragung gilt noch als gering.