Alkoholmissbrauch im Alter: Senioren im Rausch
Die Zahl der 65- bis 84-Jährigen, die infolge Alkoholkonsums ärztlich behandelt werden mussten, ist laut KKH-Erhebung von 2007 auf 2017 um zwei Drittel gestiegen. Hochgerechnet auf ganz Deutschland waren demnach zuletzt mehr als 355.500 Senioren betroffen. Das ist laut KKH nur die Spitze des Eisbergs, denn die Daten erfassen nur ärztlich behandelten Alkoholmissbrauch. Die Dunkelziffer dürfte also weitaus höher liegen.
Was Ältere zum Trinken verleitet
Einer Studie des Robert Koch-Instituts zufolge ist riskanter Alkoholkonsum bei Senioren in Deutschland sehr verbreitet: Er betrifft mehr als 34 Prozent der Männer und rund 18 Prozent der Frauen zwischen 65 und 79 Jahren. Die Gründe dafür sind vielfältig. So leben viele Senioren einsam und isoliert. Früher waren sie im Job unentbehrlich, heute fühlen sich viele Rentner nicht mehr gebraucht. Manchmal ist auch der Partner schon gestorben, die Angehörigen leben weit entfernt, Freunde fehlen.
Leicht übersehen
Das Tückische: Schädliches Trinkverhalten bei Senioren ist nicht leicht festzustellen. Häufig werden Folgen von Alkoholproblemen mit Alterserscheinungen verwechselt – zum Beispiel Schlafstörungen, Orientierungslosigkeit, undeutliches Sprechen.
Es droht schneller Gefahr
Alkohol hat bei älteren Menschen gravierendere Auswirkungen als bei Jüngeren:
- Mit zunehmendem Alter sinkt der Wasseranteil im Körper. Der konsumierte Alkohol verteilt sich somit auf ein geringeres Körperflüssigkeitsvolumen und führt bei der gleichen Menge zu einem höheren Alkoholspiegel als bei jüngeren Menschen.
- Da die Leberfunktion nicht so gut ist wie in jungen Jahren, können schon kleine Alkoholmengen betrunken machen.
- Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit wird durch Alkohol stärker beeinträchtigt.
- Alterserkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck verschlimmern sich durch Alkohol.
- Im betrunkenen Zustand steigt die Gefahr von Stürzen und Unfällen, was im höheren Alter schwerwiegendere Auswirkungen haben kann, beispielsweise Oberschenkelhalsbrüche.
Alkohol und Medikamente
Auch wegen der im höheren Alter häufigeren Arzneimitteleinnahme kann Alkoholkonsum bei Senioren Probleme bereiten. Durch den Alkoholeinfluss können Medikamentenwirkungen verringert, aufgehoben oder unkontrollierbar verstärkt werden. Im schlimmsten Fall drohen lebensgefährliche Wechselwirkungen.
Quelle: KKH Kaufmännische Krankenkasse