Was ist eigentlich die Skikrankheit?
Vor über 20 Jahren machte ein Schweizer HNO-Arzt am eigenen Leib eine seltsame Erfahrung: Professor Dr. Rudolf Häusler aus Bern war mit Freunden beim Skifahren. Es herrschte Nebel und die Sichtverhältnisse waren deshalb schlecht. Häusler stand am Rand der Piste und wartete auf die Gruppe. Da meinte er plötzlich rückwärts zu fahren. Er wollte dagegenhalten – und fiel um.
Gleich darauf merkte er, dass er sich in Wirklichkeit gar nicht bewegt hatte. Er war nur gefallen. Beim Weiterfahren wurde ihm außerdem schlecht. Wie seekrank fühlte sich der Mediziner auf seinen Skiern. So kam der Begriff „Skikrankheit“ zustande.
Eine Form der Reisekrankheit
Den Namen „Skikrankheit“ kennen wohl nur die wenigsten Skifahrer, das dahintersteckende Phänomen jedoch viele. Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit existieren zwar nicht, man geht aber davon aus, dass bis zu 16,5 Prozent der Skifahrer betroffen sein können.
Die Skikrankheit ist zwar unangenehm, aber harmlos. Es handelt sich wie bei der Seekrankheit um eine Bewegungsstörung, also eine Form von Kinetose, die vorübergeht.
Ursache: widersprüchliche Sinnesinformationen
Zur Skikrankheit kommt es vor allem dann, wenn die Sicht schlecht ist und Piste und Himmel als weißes Einerlei erscheinen. Für die Augen entsteht dann der Eindruck, dass keine Bewegung stattfindet.
Diese ans Gehirn geleitete Sinnesinformation steht aber im krassen Widerspruch zu jener, die aus dem Gleichgewichtssinnesorgan in den Bogengängen des Innenohrs kommt. Dieses Sinnesorgan wird durch die intensive, schwungvolle Bewegung beim Skifahren stark stimuliert.
Die Sensoren des Bewegungsapparats werden zwar auch gereizt, doch sind diese Informationen dadurch verfälscht, dass die Füße in dicken Skischuhen auf den Skiern fixiert sind.
Verstärkt durch Augenprobleme
Das Gehirn kommt durch diese widersprüchlichen Informationen der verschiedenen Sinnesorgane in Konflikt. Eine Folge ist, dass man denkt zu fahren, obwohl man steht. Schwindel und Übelkeit können auftreten.
Stärker als andere Skifahrer haben übrigens Menschen mit Augenproblemen wie Kurzsichtigkeit und Astigmatismus unter der Skikrankheit zu leiden.
Bei schlechter Sicht nicht auf die Skier!
Grundsätzlich lässt sich die Skikrankheit ebenso wie andere Reisekrankheiten medikamentös lindern. Doch eine sedierende Nebenwirkung ist natürlich gerade beim Skifahren nicht akzeptabel. Im akuten Fall sollte man mit den Augen einen Fixpunkt suchen, etwa einen Baum.
Wer schon mal skikrank war, stellt sich bei schlechten Sichtverhältnissen am besten nicht auf die Bretter.Quellen: Schweizer Fernsehen srf, Sendung „Puls“ vom 22.02.2016; Ärztegesellschaft des Kantons Bern
Skikrankheit in Kürze
- Bewegungskrankheit (Kinetose), Unterform der Reisekrankheit.
- Entsteht bei empfindlichen Personen durch widersprüchliche Sinneseindrücke von Gleichgewichtsorgan, Augen und Bewegungsapparat.
- Risiko besteht vor allem bei schlechter Sicht auf der Piste und Skiabfahrten in Bögen auf unebenem Gelände.
- Betroffene leiden an Symptomen wie bei einer Seekrankheit (Schwindel, Übelkeit etc.).
- Medikamente gegen Reisekrankheit können helfen (aber Vorsicht bei sedierender Wirkung). Besser nur bei schönem Wetter Ski fahren.