Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Kleine Adventswunder: Weihnachten mit Alzheimer-Patienten

Hand liegt auf Schulter von Seniorin, Weihnachtsbaum steht im Hintergrund
Weihnachten mit demenzkranken Angehörigen zu feiern, lässt manche alten Erinnerungen erwachen. | Bild: Evrymmnt / AdobeStock

„Es ist jedes Jahr ein kleines Wunder“, freut sich Johannes B. „Schon wenn ich mit dem Tütchen voller warmer, gebrannter Mandeln zur Tür reinkomme, fängt meine Mutter plötzlich an zu lächeln.“ Erna B. ist schwer an Alzheimer erkrankt. Immer seltener gelingt es ihrem Sohn, sie aus ihrer eigenen Welt zu locken. Doch jedes Jahr, wenn in der Stadt Weihnachtsmarkt ist, bringt ihr der Sohn von dort frisch gebrannte Mandeln mit. 

„Wenn meine Mutter die duftenden Mandeln in der Hand hält, hellt sich ihr Blick auf und sie beginnt von früher zu erzählen – von weihnachtlich geschmückten Marktständen und von dem Glücksgefühl als kleines Mädchen, wenn der Vater ihre heiß geliebten gebrannten Mandeln kaufte.“ Die Freude der Mutter ist jedes Mal auch für den Sohn beglückend: „Dadurch erleben wir in der Adventszeit besondere Momente der Nähe“, berichtet Johannes B.

Weihnachtstraditionen fürs Gemüt

Diese anrührende Geschichte zeigt, welch erstaunliche Wirkung Traditionen und Rituale bei einem Alzheimer-Patienten haben können. Während aktuelle Bezüge und Erfahrungen bei den Patienten verloren gehen, lassen sich alte Erinnerungen oft noch wachrufen. Am besten gelingt dies, wenn man den Patienten über seine Sinne und Emotionen anspricht – etwa über den vertrauten Mandelduft. 

Gerade die Weihnachtszeit bietet mit ihren vielen liebgewordenen Bräuchen und Ritualen die beste Gelegenheit, Alzheimer-Patienten über ihre Gefühlswelt zu erreichen. Gemeinsam Weihnachtslieder singen oder das traditionelle Festessen schenken außerdem ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Um positive Erinnerungen zu wecken, bietet es sich auch an, gemeinsam Fotoalben anzuschauen oder Geschichten von früher zu erzählen.

Vertraute Umgebung für Feier wählen

Eventuell kann der demenzkranke Angehörige in die Vorbereitungen zum Weihnachtsfest einbezogen werden. Gelegenheiten dazu bieten sich zum Beispiel beim Plätzchenbacken, beim Decken des Tisches oder Schmücken des Weihnachtsbaums. So erhalten die Betroffenen das gute Gefühl, etwas Sinnvolles beitragen zu können.

Die Weihnachtsfeier selbst findet am besten in (für den Demenz-Patienten) vertrauter Umgebung statt. Pflegeheim-Bewohner sollte man daher idealerweise vor Ort besuchen. Ein Ausflug ins „alte Zuhause“ ist zwar gut gemeint, jedoch nicht zu empfehlen. Es besteht die Gefahr, dass der Betroffene vergisst, dass er eigentlich in einem Heim wohnt, und sich daher wundert, wenn er nach der Feier dorthin zurückgebracht werden soll.

Möglichst ruhig und überschaubar 

Da infolge der Krankheit akustische und visuelle Reize nicht mehr ausreichend gefiltert werden, ist eines wichtig: Die Feiertage ruhig und ohne überladenes Programm planen. Zudem sollte bei der Wahl der Weihnachtsdekoration sparsam vorgegangen und auf blinkende Lichter oder singende Figuren verzichtet werden.

Nach Möglichkeit sollte außerdem in einem kleinen, vertrauten Kreis gefeiert werden. Zu viel Hektik und unbekannte Gesichter überfordern Alzheimer-Patienten. Bei Bedarf sollte den demenzkranken Angehörigen ein ruhiger Rückzugsort angeboten werden. Alternativ kann ein gemeinsamer Spaziergang für eine Auszeit sorgen.

Auch an den Feiertagen ist es wichtig, die gewohnten Routinen beizubehalten. Der tägliche Rhythmus aus z. B. Waschen, Anziehen und Frühstücken sollte daher eingehalten werden.

Geschenke für die Sinne

Geschenke, die die Sinne ansprechen oder alte Erinnerungen wachrufen, sind für Alzheimer-Patienten besonders geeignet. Dazu zählen zum Beispiel ein vertrautes Parfüm, CDs mit bekannten Liedern aus vergangenen Zeiten, Familienfotos oder Bildbände aus der Heimat, kuschelige Decken sowie Massagebälle. Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI)