Hautkrebs: Ein gefährlicher Sommer für die Haut
Mediziner an der Eberhard Karls Universität Tübingen berichten beim Hautkrebskongresses, der am Donnerstag in Stuttgart beginnt vom „überraschenden Resultat“ einer Studie mit rund 1.800 Kindergartenkindern, nach der Sonnenschutzmittel keinen Effekt auf die Entwicklung von Hautmutationen hatten. Schutz durch Kleidung dagegen habe einen deutlichen Unterschied ausgemacht.
Kinder nur gut geschützt in die Sonne
Dass man vor allem Kinder schützen und eincremen soll, wüssten eigentlich alle, ist der Berliner Kinderarzt Herbert Grundhewer überzeugt. Nur werde dieses Wissen leider sehr unterschiedlich angewandt. Dabei sei es so einfach: Je länger UV-Strahlen die Haut treffen, desto höher ist sofort das Risiko. Vor allem kleine Kinder mit ihrer noch dünnen Haut seien bedroht. Viele Kitas hätten reagiert und ließen die Kinder nur noch unter Sonnensegeln im Sand spielen.
Grundhewer warnt davor, Hitze mit UV-Strahlung zu verwechseln. Man sehe und spüre die tückische Strahlung nicht. Natürlich sollten Kinder raus in die Natur - aber eben nur geschützt, mit Creme und Klamotten. Vor allem zwischen 11 und 15 Uhr. Auch seien Reisen in Sonnenländer kritisch, wo kaum Zeit sei, sich auf die plötzliche Belastung einzustellen. „Das ist besonderer Stress für die Haut.“
Schwarzer Hautkrebs durch Überbelastung im Kindesalter
Vor allem beim gefährlicheren schwarzen Hautkrebs gehen Experten davon aus, dass er durch akute UV-Überbelastung vor allem im Kindesalter bedingt ist. Der weiße Hautkrebs hingegen betrifft vor allem Langzeiturlauber, aber auch Bauarbeiter oder Dachdecker, die lange der Sonne ausgesetzt sind. Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung meldet deutlich steigende Zahlen der bestätigten Berufskrankheit Hautkrebs.
Hohe Zahl an Neuerkrankungen erwartet
Solange die Menschen das ausgiebige Sonnenbaden nicht sein ließen, solange braun sein „in“ sei, stiegen die Hautkrebsraten wohl weiter, sagen die Mediziner, und das ungebremst. Bis 2030 werde eine Verdoppelung bei der Zahl der Neuerkrankungen erwartet. Dann gebe es in Deutschland so viele neue Fälle von Hautkrebs im Jahr wie bei allen anderen Krebsarten zusammen. Gab es in den 50er Jahren nur einen Fall des besonders tückischen schwarzen Hautkrebses (malignes Melanom) in Deutschland auf 100.000 Menschen pro Jahr, waren es in den 1990er-Jahren bereits acht Fälle und im Jahr 2010 rund 25. Für das Jahr 2030 werden 45 Fälle prognostiziert.
Folgen werden erst Jahre später sichtbar
Menschen, die heute an Hautkrebs erkranken, haben vor etwa 20, 30 Jahren zu viel Sonne bekommen. Experten sehen in den derzeit ungebremst steigenden Fallzahlen die späten Folgen UV-bedingter Hautschäden in Kindheit und Jugend sowie nach freizeit- und berufsbedingter, langjähriger Sonneneinstrahlung. Je intensiver und anhaltender die Haut der UV-Strahlung (ultravioletten Strahlung) ausgesetzt war, desto höher ist das Krebsrisiko.
Deutschlandweit erkranken derzeit jährlich mehr als 240.000 Menschen neu an Hautkrebs. Die Zahl der Fälle von schwarzem Hautkrebs wurden beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin zuletzt mit mehr als 21.000 im Jahr angegeben. Frauen erkranken demnach im Mittel mit 60 Jahren, Männer sieben Jahre später.
Gefährlich an diesem Sommer sei vor allem der plötzliche und frühe Start gewesen, erklärt Ralph von Kiedrowski vom Vorstand des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD). „Es war kein langsames Vorbräunen, keine Gewöhnung der Haut möglich.“ Zwar mache ein Sonnenbrand allein noch keinen Hautkrebs. „Aber die Haut addiert auf.“ Im Laufe des Lebens wachse der aufsummierte Schaden - und die Wahrscheinlichkeit für Hautkrebs steige. Nur ein Teil der Bevölkerung sei bisher ausreichend für die Gefahren sensibilisiert. „Nur 35 Prozent derjenigen, die eine Hautkrebs-Früherkennung in Anspruch nehmen könnten, tun das auch“, so der Hautarzt aus dem Westerwald. Quelle: dpa | cn