Schokolade soll helfen – Irrtümer zur Volkskrankheit Depression
Repräsentative Bevölkerungsumfrage
Mehr als jeder Fünfte (23 Prozent) erkrankt irgendwann in seinem Leben an einer Depression. Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) ist indirekt – als Angehöriger – betroffen. Dennoch gibt es in der Bevölkerung große Irrtümer bezüglich Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen. Fehleinschätzungen und Wissenslücken hat das „Deutschland-Barometer Depression" jetzt aufgedeckt. Es handelt sich um eine repräsentative Befragung der deutschen Bevölkerung, die von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche Bahn Stiftung durchgeführt wurde.
Äußere Faktoren überbewertet
Die Erhebung zeigt, dass die Menschen manche Depressionsursachen in ihrer Bedeutung überschätzen, andere dagegen erheblich unterschätzen. So sehen nahezu alle Befragten Schicksalsschläge (96 Prozent) und Belastungen am Arbeitsplatz (94 Prozent) als bedeutsam an. Dass die Depression auch biologische Ursachen hat, ist dagegen weniger bekannt. Nur zwei Drittel wissen, dass während der Depression der Stoffwechsel im Gehirn gestört ist. Bei einer Depression erscheinen die schon bestehenden Probleme wie Partnerschaftskonflikte oder Arbeitsstress oft übergroß. Viele bewerten daher diese äußeren Faktoren über und gehen davon aus, dass die Depression dadurch ausgelöst wurde. So erklärt es Professor Dr. Ulrich Hegerl, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Fehlannahmen zu Antidepressiva
Über die Hälfte der Personen, die für das „Deutschland-Barometer Depression“ befragt wurden, glaubt, die Depression werde durch „falsche“ Lebensführung ausgelöst. Knapp ein Drittel hält Charakterschwäche für eine Ursache. Auch bei den Behandlungsmöglichkeiten wissen einige Menschen noch nicht Bescheid. So glaubt rund jeder fünfte Befragte, dass „Schokolade essen“ oder „sich zusammenreißen“ geeignete Mittel seien. Großen Aufklärungsbedarf gibt es zu Antidepressiva. So ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, diese Medikamente würden süchtig machen (78 Prozent) oder den Charakter verändern
(72 Prozent).
Erkrankung selbst verändert die Persönlichkeit
Antidepressiva machen nicht „high“, betont Professor Hegerl. Sie wirken in erster Linie gestörten Funktionsabläufen im Gehirn entgegen. Auch die Persönlichkeit wird nicht verändert, macht der Experte deutlich. Vielmehr führe die Depression selbst zu schweren Veränderungen im Erleben und Verhalten. Wenn die antidepressive Behandlung erfolgreich sei, könnten sich die meisten Patienten wieder im gesunden Zustand fühlen, erklärt Hegerl.
Hilfe zur Selbsthilfe – Online-Angebot
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe (https://deutsche-depressionshilfe) will Depressionspatienten und ihre Angehörigen unterstützen. Für Menschen mit leichteren Depressionsformen stellt die Stiftung das Online-Hilfsangebot „iFightDepression“ kostenfrei zur Verfügung. Das Tool (https://www.deutsche-depressionshilfe.de/unsere-angebote/fuer-betroffene-und-angehoerige/ifightdepression-tool) hilft den Betroffenen, ihre Erkrankung besser zu verstehen und zeigt Übungen für den Alltag, um Gedanken oder Verhaltensweisen zu verändern. Das Programm setzt allerdings die Begleitung durch einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten voraus. Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe