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PTA-Beruf: Nicht nur Frauensache!

Benedikt Richter im HV
Benedikt Richter arbeitete zehn Jahre als PTA in einer öffentlichen Apotheke. Auch heute identifiziert er sich als PTA. | Bild: PTAheute

Der Beruf der pharmazeutisch-technischen Assistenz (PTA) gilt nach wie vor als „Frauenberuf“, denn etwa 90 Prozent der PTA sind weiblich. Das liegt vor allem daran, dass sich Beruf und Familie aufgrund der Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung gut verbinden lassen. 

Doch das naturwissenschaftliche Arbeiten, verbunden mit viel Kundenkontakt und handwerklichem Geschick in Labor und Rezeptur machen den Beruf PTA auch für Männer interessant. 

Warum Benedikt Richter in seiner Apotheke weit mehr als der „Quoten-Mann“ ist und wieso er sich ausgerechnet für diesen Beruf entschieden hat, hat er uns in einem persönlichen Interview verraten.

Warum haben Sie sich ausgerechnet für den Beruf des Pharmazeutisch-technischen Assistenten entschieden?

Benedikt Richter:

Durch zwei Freundinnen hatte ich von dem Beruf des PTA erfahren. Die beiden haben immer sehr begeistert davon berichtet und ich habe mich näher über das Berufsbild informiert. Als ich dann nach der 10. Klasse vor der Frage stand, Abitur oder Ausbildung, entschied ich mich für die Ausbildung zum PTA in Leipzig. 

Für mich ist der PTA-Beruf, ein Beruf, der wirklich viel Abwechslung bietet, mir die Gelegenheit gibt, mich auf medizinischem Gebiet weiter zu informieren und mit Menschen zu arbeiten. All das waren Dinge, die mir persönlich sehr wichtig waren.

Welche Vorstellungen hatten Sie von der Ausbildung zum PTA und wurden diese erfüllt?

Benedikt Richter:

Von der Ausbildung erhoffte ich mir einen tiefgehenden Einblick in die Wirkmechanismen verschiedenster Medikamente und auch in die körperlichen Vorgänge bei bestimmten Krankheiten und Behandlungen. 

Als ich dann endlich verstanden hatte, wie eine Schmerztablette funktioniert und wie der Wirkstoff in die Creme kommt, war ich komplett begeistert. Dass man auch viel über Chemie – ein mir verhasstes Schulfach – lernt, war mir klar und machte mir zunächst ein wenig Angst. 

Allerdings fängt man in diesem Fach während der Ausbildung noch einmal komplett von vorne an und während meiner Zeit in der Apotheke fand ich Chemie wirklich spannend. Ich konnte meine Kenntnisse sogar nutzen, um meinem kleinen Bruder Nachhilfe zu geben. 

Meine Vorstellungen wurden definitiv erfüllt. Die Ausbildung ist so spannend und informativ. Aber natürlich auch sehr lernintensiv.

Was, würden Sie sagen, muss man persönlich und fachlich mitbringen, um PTA zu werden?

Benedikt Richter:

Ganz wichtig: Spaß am Umgang mit Menschen und Spaß am Lesen und Lernen. Fachlich gesehen kann man sich eigentlich alles während der Ausbildung aneignen. 

Ein gewisses Grundinteresse, was Naturwissenschaften angeht, sollte aber definitiv vorhanden sein, da man sonst kaum in der Lage ist, die zwei sehr lernintensiven Schuljahre zu schaffen.

Wie haben Sie sich Ihre Tätigkeit in der Apotheke vorgestellt und wurden diese Vorstellungen erfüllt?

Benedikt Richter:

Meine Vorstellungen vom Alltag in der Apotheke waren recht klassisch: ein bisschen Ware einräumen, Rezepturen herstellen und größtenteils Beratung. 

Im Prinzip ist es in der Praxis dann auch genau so. Die Beratung der Kunden ist das wohl Wichtigste im Arbeitsalltag eines PTA und wurde in den letzten zehn Jahren immer wichtiger. Gerade der Wechsel zwischen Warenlager, Handverkauf und Rezeptur – oder auch neuerdings Marketingthemen – macht diesen Beruf für mich so spannend.

Sie haben lange in einer öffentlichen Apotheke gearbeitet. Hatten Sie dort einen bestimmten Aufgabenbereich?

Benedikt Richter:

Nach dem Ende meiner Ausbildung im März 2013 arbeitete ich in einer Kleinstadtapotheke mit langer Geschichte. Anfang 2020 ging es für mich dann nach Berlin in eine Apotheke mit HIV-Schwerpunkt

Beide Apotheken hatten ein großartiges Team, das mich gefördert und unterstützt hat. Mein Aufgabenbereich war immer sehr klassisch: Beratung, Handverkauf, Kosmetik und natürlich die Rezeptur. An die hatte ich dann auch mein Herz verloren. 

Später kam mein Chef auf die Idee, dass unsere Apotheke einen Social-Media-Auftritt braucht. Gemeinsam mit einer PTA-Kollegin habe ich dann unseren Kanal aufgebaut und gepflegt und innerhalb weniger Monate über 400 Follower generiert. Ein wirklich schönes Erfolgserlebnis für mich.

Waren Sie der einzige männliche PTA in Ihrer Apotheke?

Benedikt Richter:

In meiner ersten Apotheke gab es nur einen männlichen PTA – mich. In Berlin sah das dann schon anders aus.

Wie wichtig ist Ihnen die Fort- und Weiterbildung? Besuchen Sie regelmäßig Veranstaltungen? Lesen Sie Fachzeitschriften und sammeln Sie online Punkte?

Benedikt Richter:

Fort- und Weiterbildung ist mir sehr wichtig. Da ich in einer sehr ländlichen Gegend wohnte, habe ich Online-Fortbildungen und Webinare zu schätzen gelernt. Auch Fachzeitschriften wie die PTAheute sind immer hilfreich, um auf dem neusten Stand zu bleiben.

Ihre berufliche Laufbahn führte Sie aus der Apotheke. Wie kam es dazu und vermissen Sie die Apotheke? 

Benedikt Richter:

Diese Frage liebe ich. Ich habe durch den Aufbau unseres Apothekenkanals meine Liebe für Social Media entdeckt. Mittlerweile arbeite ich als Marketingleiter bei einem Kommunikationsunternehmen für die Gesundheitsbranche. 

In meinem neuen Job betreue ich Arztpraxen und auch Apotheken beim Aufbau ihrer Social-Media-Kanäle. Mein Fachwissen aus meiner pharmazeutischen Vergangenheit hilft mir und meinen Kunden dabei sehr.

Eins kann ich sagen: Die Apotheke vor Ort ist ein toller Arbeitsplatz. Man kann jeden Tag angeeignetes Wissen anwenden. Man lernt nie fürs Papier, sondern für die Gesundheit seiner Kunden. Und nirgendwo bekommt man so direkt und so oft Wertschätzung für seine Arbeit. Wenn ich jetzt alleine im Homeoffice sitze, sagt mir niemand: Vielen Dank für Ihre tolle Beratung.

Wieso ist der PTA-Beruf Ihr persönlicher Traumberuf?

Benedikt Richter:

Auch ohne in einer Apotheke zu arbeiten, sehe ich mich immer noch zu 100 Prozent als PTA. Der Beruf war und ist mein absoluter Traumberuf! 

Ich hatte die Möglichkeit, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen, mich bei Bedarf auch mal zurückziehen zu können und selbstständig zu arbeiten. Kein Tag war langweilig und man lernt so viele Menschen und Geschichten kennen. 

Sicherlich wäre unser Beruf für viele wesentlich ansprechender, wenn man die Möglichkeit hätte, sich durch Weiterbildung auch finanziell zu verbessern bzw. sich auch innerhalb des Apothekenteams anders positionieren zu können. 

Ich konnte allerdings in meinen zehn Jahren als PTA die Erfahrung machen, dass es sich lohnt, sich einzusetzen und sich weiterzubilden. Haltet eure Augen offen, seid mutig und geht auch mal neue Wege. Ihr seid top ausgebildet. Die Welt steht euch offen und die Apotheke vor Ort braucht euch.

Lieber Benedikt Richter, wir bedanken uns recht herzlich für das angenehme Interview und das Aufräumen mit Vorurteilen. Wir finden auch, Pharmazeutisch-technischer Assistent ist ein toller Beruf! Vielen Dank!