Passionsblume – bei nervöser Unruhe
Passionsblumen stammen überwiegend aus den Tropen Mittel- und Südamerikas sowie aus den warmen Regionen im südöstlichen Nordamerika. Schon die spanischen Amerika-Eroberer waren einst beeindruckt von den prachtvollen Blüten dieser Kletterpflanzen.
Missionare sahen in dem außergewöhnlichen Blütenbau gar die Leidensgeschichte – also die „Passion“ – Christi verkörpert. Das war namensgebend für die Gattung der Passionsblumen (Passiflora).
Die Missionare deuteten die eindrucksvollen Blütenteile der Passionsblume als Marterwerkzeuge Christi. Demnach symbolisieren die strahlenförmig angeordneten fädigen Nebenkronblätter die Dornenkrone Christi, die fünf großen Staubblätter stehen für die ihm zugefügten Wundmale und die drei Griffel mit den Narben für die Nägel am Kreuz.
Freilich kann man es auch nüchtern botanisch betrachten: So dient der imposante Blütenaufbau dazu, Insekten anzulocken und die Bestäubung der Blüten zu erleichtern.
Passionsblume schon früh als Heilpflanze genutzt
Die Passionsblume weckte bei den europäischen Einwanderern noch mehr Interesse: Sie beobachteten, dass die Native Americans (deutsch: gebürtige Amerikaner, früher auch Indianer genannt) die Kletterpflanze zu Heilzwecken nutzten. Um 1570 vermerkte der spanische Arzt Francisco Hernández, dass die Passionsblume gegen Schlaflosigkeit helfe.
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Passionsblume in Europa pharmazeutisch eingehend untersucht. Heute gehört das Kraut der Fleischfarbenen Passionsblume (Passiflora incarnata) zu den wichtigsten Phytopharmaka.
Passionsblume wirkt beruhigend
Indiziert ist Passionsblumenkraut (Passiflorae herba) zur Beruhigung bei nervösen Unruhezuständen. Die Droge zählt damit zu den pflanzlichen Sedativa – neben Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Lavendelblüten und Melissenblättern. Jedes dieser Phytopharmaka zeichnet sich durch spezifische Eigenschaften aus.
Für Passionsblumenkraut ist charakteristisch, dass es neben einer entspannenden, beruhigenden und einschlaffördernden Wirkung auch angstlindernde (anxiolytische) Effekte hat.
Man kann Passionsblumenkraut zum Beispiel in belastenden Situationen empfehlen, etwa vor einer Prüfung, einem Bewerbungsgespräch oder einem operativen Eingriff. Nervöse Anspannung und Angst lassen sich damit lindern und das abendliche Einschlafen wird erleichtert.
Aber auch wer im Beruf oder Privatleben anhaltend unter Stress steht oder sich ständig überreizt fühlt, ist mit Passiflorae herba gut beraten. Die Droge hilft, die innere Unruhe zu dämpfen und nervös bedingte Einschlafstörungen zu beheben.
Die Einnahme ist grundsätzlich über einen längeren Zeitraum möglich. Allerdings sollten Betroffene bei länger bestehenden Beschwerden ärztlichen Rat einholen.
Vorteil der Passionsblume: Gesunder Schlaf ohne Tagesmüdigkeit
Flavonoide gelten als wirksamkeitsrelevante Inhaltsstoffe von Passionsblumenkraut. Ein entscheidender Wirkmechanismus ist wahrscheinlich die Aktivierung des GABAA-Rezeptors – des wichtigsten hemmenden Rezeptors im Gehirn.
Im Gegensatz zu synthetischen Sedativa wie etwa Benzodiazepinen führt Passiflorae herba nicht zur Gewöhnung. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass die natürliche Schlafarchitektur erhalten bleibt. Auch Konzentrationsvermögen und mentale Leistungsfähigkeit am Tag werden nicht beeinträchtigt.
Diese Produkte enthalten Passionsblumenextrakt
Passionsblumenkraut kommt überwiegend in Form von Trockenextrakt-Fertigpräparaten zum Einsatz. Die entsprechenden Arzneimittelverpackungen ziert meist großformatig eine Passiflora-Blüte.
Beispiele für Extrakt-Monopräparate sind Dr. Böhm® Passionsblume, Lioran® die Passionsblume, Pascoflair®, Passidon®, Passiflora Doppelherz Pharma, PassioBalance®, Sidroga Calmaphyt®. Die Extraktdosierung beträgt bei Monopräparaten in der Regel 260 oder 425 mg pro Darreichungsform.
Geht es vor allem um die Einschlafhilfe, wird Passionsblumenkrautextrakt niedriger dosiert mit Baldrianwurzel- und Melissenblätterextrakt kombiniert, z. B. in Pascoflair® Night, Valeriana Hevert® Beruhigungsdragees, Vivinox® Nervenruhe.
Ebenfalls zur Einschlafförderung wird Passionsblumenkrautextrakt mit Baldrianwurzel- und Hopfenzapfenextrakt kombiniert, z. B. in Kytta-Sedativum® Dragees. Geht nervöse Unruhe mit leichten depressiven Störungen einher, bietet sich die Kombination aus Johanniskraut-, Baldrianwurzel- und Passionsblumenkrautextrakt wie in Neurapas® balance an.
Passionsblumenkraut kann auch in Teeform als Tagessedativum oder vor dem Schlafengehen angewendet werden (2 g pro Tasse, bis zu 3-mal täglich). Neben Fertigteepräparaten mit der Monodroge (z. B. Salus® Passionsblumenkraut Tee, Sidroga® Beruhigungstee) findet sich Passionsblumenkraut auch in Teemischungen, meist in Kombination mit Baldrian und Melisse (z. B. H&S® Anti-Stress Tee, Schlaf- und Nerventee Bombastus® N). Darüber hinaus steht ein Passionsblumenkraut-Heilpflanzensaft (Schoenenberger) zur Verfügung.
Auch in der Homöopathie wird die Passionsblume als „Passiflora“ bei Nervosität und Schlaflosigkeit eingesetzt (mit enthalten z. B. in Calmvalera®, Nervoregin®, Neurexan®).
Passionsblumen: für Zierde, Arzneimittel und Obst
Passionsblumen gehören zur Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae). Die Gattung Passiflora umfasst mehr als 400 Arten. Es handelt sich fast ausschließlich um ausdauernde, krautige oder verholzende Pflanzen. Die meisten wachsen als Kletterpflanzen. Sie bilden in den Blattachseln Ranken aus.
Offizinell verwendet wird die aus dem südlichen Nordamerika stammende Passiflora incarnata (Fleischfarbene Passionsblume). Ihre Blütenblätter sind weiß oder blass rötlich, die fädigen Nebenkronblätter weiß und violett.
Als Zierpflanze spielt bei uns die Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) die wichtigste Rolle. Zahlreiche Passiflora-Arten bilden essbare Früchte. Von internationaler wirtschaftlicher Bedeutung sind jedoch nur die Früchte von Passiflora edulis. Aus ihnen wird der Maracuja-Saft gewonnen.