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Welt-Suizid-Präventionstag am 10. September: Offen reden hilft, Suizide zu verhindern

Frau legt eine Hand auf die eines Mannes
Bringt eine Person Suizidgedanken zum Ausdruck, sollte man gezielt das Gespräch mit ihr suchen. | Bild:  Chanintorn.v / AdobeStock

Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 10.304 Menschen durch Suizid – die höchste Anzahl seit 1995. Es sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, Drogen und Aids zusammen. 

„Die Anzahl der Suizide ist jedoch nicht naturgegeben, sondern eine beeinflussbare Größe, die von vielen Einflüssen abhängt“ erläutert Barbara Schneider vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro). „Ein Faktor ist die Art und Weise, wie der Suizid verstanden und wie über ihn gesprochen wird.“ 

Viele Suizide könnten verhindert werden. Doch dazu bedarf es mehr Gesprächsbereitschaft, mehr Wissen über das Thema und mehr Sensibilität für Suizidalität.

Offene Gespräche können Betroffenen bei Suizidalität helfen

Die Hemmschwelle ist oft hoch, einen anderen Menschen nach Lebensüberdruss oder suizidalen Gedanken zu fragen. So befürchten viele, denjenigen dann erst auf die Idee zu bringen. Doch dem widersprechen Fachleute. 

Gespräche darüber können jedoch für die Betroffenen meist sehr entlastend sein. Sie erfahren dann, dass es jemanden gibt, der sich traut, dieses Thema anzusprechen und zuzuhören.

Welt-Suizid-Präventionstag

Seit 2003 findet jedes Jahr am 10. September der Welt-Suizid-Präventionstag statt. Das diesjährige Motto lautet: „Changing the narrative on suicide – Offen reden – aktiv verstehen – gesellschaftlich handeln“

Suizidgedanken werden häufig konkret ausgedrückt

Als Fehleinschätzung bezeichnen Experten auch die Ansicht, jemand, der über Suizid spreche, begehe einen solchen nicht. Richtig sei dagegen, dass die meisten Menschen ihre Gedanken vorher direkt oder indirekt zum Ausdruck bringen. 

Typisch sei zum Beispiel eine Aussage wie „Es macht keinen Sinn mehr.“ Dann sollten Angehörige oder Freunde nachfragen, um mehr Informationen zu bekommen und dem Betroffenen helfen zu können.

Andeutungen auf Szuizid Ernst nehmen

Verbreitet ist zudem die Auffassung, jemand, der einen Suizidversuch androhe oder durchführe, wolle nur Aufmerksamkeit haben. 

Fachleute halten dagegen, dass eine solche Handlung immer Ausdruck von größter seelischer Not sei. Auch Andeutungen müssten daher stets ernst genommen werden.

Suizidwunsch zeitlich begrenzt

Kann man jemanden mit Suizidwunsch überhaupt an der Selbsttötung hindern? Oder wird die betreffende Person es einfach später wieder versuchen? Nein, sagen Experten. 

Sie verweisen auf Menschen, die einen Suizidversuch überlebt haben und später froh sind, noch am Leben zu sein. Bei den meisten Betroffenen sei der Suizidwunsch nämlich ein zeitlich begrenzter Wunsch. Sie würden dieselbe Situation später ganz anders bewerten.

Warnsignale für Suizidgedanken

Doch wie erkennt man überhaupt, dass ein anderer Suizidgedanken hegt? Dazu sollte man auf typische Warnsignale achten:

  • Verhaltensänderungen, z. B. wenn eine Person sich sozial zurückzieht oder Dinge verschenkt, aber auch wenn eine Person plötzlich ruhig, entspannt und gelöst wirkt
  • Veränderung des Äußeren (z. B. dunkle Kleidung)
  • Vernachlässigung von Ernährung und Körperpflege
  • Direktes oder indirektes Ansprechen von Suizidgedanken
  • Krisenhafte Zustände mit Auswirkungen auf Stimmung und Schlaf
  • Risikoreiches Verhalten
  • Verabschiedungen, Verfassen eines Testaments

Suizidalität: Wer ist besonders gefährdet?

Ein erhöhtes Suizidrisiko besteht bei allen psychischen Erkrankungen, insbesondere bei Psychosen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und Depressionen. Auch körperliche Erkrankungen, vor allem wenn sie mit chronischen Schmerzen einhergehen, erhöhen das Risiko. 

Ein im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung erhöhtes Suizidrisiko haben außerdem grundsätzlich Männer, Menschen im höheren Lebensalter, Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung und junge Frauen mit Migrationshintergrund. 

Übrigens werden Suizidversuche eher von Frauen im jüngeren Lebensalter unternommen. Doch circa 70 Prozent aller tatsächlichen Suizide werden von Männern verübt.

Bei Verdacht auf Suizidrisiko: Hilfe organisieren

Wenn man in Sorge ist, jemand könnte suizidgefährdet sein, sollte man denjenigen direkt darauf ansprechen. Wichtig ist es, für den Betroffenen da zu sein und ihn zu stützen – und dies grundsätzlich mit Respekt und Verständnis. 

Außerdem kann man dem Betroffenen helfen, professionelle Hilfe zu organisieren, etwa über Online- oder Telefonangebote, beim psychosozialen Krisendienst oder in einer Klinik. Weitere Informationen gibt es zum Beispiel unter https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/.