Norovirus: Infektionen breiten sich aus
Neben den weit verbreiteten Atemwegserkrankungen wie Corona, Grippe und RSV infizieren sich momentan sehr viele Menschen mit Magen-Darm-Erregern – genauer gesagt mit Noroviren. Noroviren sind weltweit verbreitet und zählen zu den häufigsten nicht bakteriellen Auslösern einer Magen-Darm-Infektion. Bei Erwachsenen sind Noroviren etwa für die Hälfte aller Magen-Darm-Infektionen verantwortlich.
Zwar haben Noroviren von Oktober bis März Hochsaison, doch sind die Fallzahlen in diesem Jahr bisher überraschend hoch. So wurden im Januar dieses Jahres mehr als doppelt so viele Norovirus-Fälle ans Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet wie im selben Zeitraum des vergangenen Jahres (11.298 in 2024 vs. 5.606 in 2023).
Trotz der hohen Werte sieht das RKI keinen Grund zur Sorge. Die einzelnen Wochenwerte zeigten „aktuell den für die Jahreszeit normalen Anstieg“, erläutert RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher auf RND-Anfrage. „Im Vergleich zur vorpandemischen Zeit ist nichts Ungewöhnliches zu sehen.“ In der Pandemiezeit habe es generell weniger Infektionen gegeben, das lag unter anderem an dem Kontaktverzicht, Tragen von Masken und dem regelmäßigen Händewaschen.
Ansteckung mit Noroviren
Eine Norovirus-Infektion tritt in der Regel meist sehr plötzlich und mit einem sehr starken Krankheitsgefühl auf. Neben ziemlich heftigen Durchfällen kann es auch zu Übelkeit und starkem Erbrechen kommen. Dazu können Bauch-, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Fieber auftreten. Durch die starken Brechdurchfälle kann es rasch auch zu einem Flüssigkeitsmangel im Körper kommen, was wiederum zu Schwächegefühl oder Schwindel führen kann. Meist klingen die Symptome bereits nach ein bis zwei Tagen vollständig ab.
Da Noroviren hochansteckend sind, kann es häufig zu größeren Ausbrüchen insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Pflegeheimen oder Kliniken kommen.
Meist werden Noroviren über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen. Die Erreger werden über den Stuhl oder das Erbrochene ausgeschieden. Reste davon können in kleinsten Mengen über die Hände weitergegeben werden. Anschließend gelangen die Keime in den Mund und führen dann im Verdauungstrakt zu den typischen Symptomen.
Zudem können Noroviren auch an Oberflächen, Türgriffen, Armaturen sowie an rohen Lebensmitteln (z. B. rotes Fleisch, Eier, Milch) haften. Eine Übertragung durch Tröpfcheninfektion aus der Luft ist ebenso möglich.
Gut zu wissen: Meldepflicht bei Norovirus
Das Infektionsschutzgesetz schreibt vor, dass eine nachgewiesene Infektion mit Noroviren sowie der Verdacht auf eine Infektion meldepflichtig sind.
In Gemeinschaftseinrichtungen muss unverzüglich das Gesundheitsamt informiert werden, wenn ein betreutes Kind, welches das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, an Norovirus erkrankt ist oder der Verdacht darauf besteht. Somit sollen Massenausbrüche verhindert werden. Quelle: Robert Koch-Institut "Norovirus-Gastroenteritis - Meldepflicht gemäß IfSG"
So kann man sich vor Norovirus schützen
Bis zu zwei Wochen nach der akuten Erkrankung können Betroffene die Noroviren ausscheiden und somit noch ansteckend sein, auch wenn Durchfall und Erbrechen bereits abgeklungen sind. In Ausnahmefällen können die Viren sogar noch über Wochen nach einer akuten Erkrankung über den Stuhl ausgeschieden werden. Daher sollte direkter Kontakt zu anderen, gesunden Menschen vermieden werden.
Im Idealfall nutzen Betroffene eine separate Toilette, auf jeden Fall aber eigene Handtücher und Hygieneartikel. Toilette, Waschbecken, Türgriffe und Böden sollten regelmäßig – am besten mit Einwegtüchern, die dann in der Toilette entsorgt werden – gereinigt werden. Wasser und gängige Reinigungsmittel können ebenso verwendet werden. Die Putzlappen sollten dann aber möglichst sofort heiß gewaschen werden. Wichtig ist auch, Bettwäsche, Kleidung und Handtücher bei höchstmöglichen Temperaturen zu waschen.
Außerdem sollten die Hände nach jedem Toilettengang und vor der Zubereitung von Speisen sowie vor dem Essen regelmäßig und gründlich gewaschen werden. Bestimmte Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Eier sollten sorgfältig durchgegart werden.
Insbesondere Risikopatienten wie Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen sowie Schwangere sollten auf rohe Lebensmittel verzichten.
Gefahr der Dehydratation bei Kindern und Senioren
Erkranken Kinder unter fünf Jahren oder ältere Menschen an Norovirus, ist der Verlauf häufig schwer. Wenn Angehörige feststellen, dass sich der Allgemeinzustand eines Patienten deutlich verschlechtert, sollte medizinische Hilfe aufgesucht werden. Gerade bei Kindern und Älteren können die Flüssigkeitsmenge und die Menge der Salze, die der Körper bei starkem Durchfall verliert, enorm sein.
Je jünger das Kind bzw. je älter der Senior, umso größer ist das Risiko, dass sich durch Wasser- und Elektrolytverluste eine Dehydratation entwickelt. Eine gewisse Zeit kann der Körper diesen Verlust ausgleichen, indem er dem Zellinneren Flüssigkeit entzieht, um so das zirkulierende Blutvolumen konstant zu halten. Langfristig droht der Patient jedoch auszutrocknen.
Dem Ausgleich dieses Salz- und Flüssigkeitsverlustes kommt bei Brechdurchfällen somit die größte Bedeutung zu. Meist sind bei Diarrhöen zwar die Ausscheidungsprozesse im Darm gestört, die Resorption funktioniert jedoch, sodass durch Gabe von Elektrolyten und Flüssigkeit das Defizit ausgeglichen werden kann.
Gut zu wissen: Zubereitungs- und Beratungshinweise
Orale Rehydratationslösungen gibt es als Fertigarzneimittel (z. B. Elotrans®, Oralpädon®, Saltadol®) und auch als Pulvermischung zum selber Herstellen. Ihre wichtigsten Bestandteile sind
- Natrium,
- Kalium,
- Glucose und
- Citrat.
Da die Natriumaufnahme von der Glucose abhängig ist, sollte auf die gleichzeitige Einnahme von Natrium und Glucose geachtet werden. Das Wasser wird in der Folge osmotisch nachgezogen. Die Bestandteile Kalium und Citrat sollen hohen Kaliumverlusten und der durchfallbedingten Gefahr einer metabolischen Acidose vorbeugen.
Arzneimittel bei starkem Brechdurchfall
Halten die Brechdurchfälle 24 bis 48 Stunden an, können Erwachsenen Antidiarrhoika ärztlich verordnet werden. Hierzu zählen beispielsweise motilitätshemmende Substanzen wie Loperamid oder der Enkephalinase-Hemmer Racecadotril. Bei Personen, die vor Kurzem Antibiotika eingenommen haben, blutigen Durchfall oder kleine, nicht sichtbare Mengen Blut im Stuhl haben, sind diese Arzneimittel kontraindiziert.
Bei starkem Erbrechen kann zudem der Einsatz von Antiemetika in Erwägung gezogen werden.
Richtige Ernährung bei Durchfall
Um den Darm nicht noch unnötig zu strapazieren, sollten fettreiche und schwer verdauliche Lebensmittel gemieden werden, genauso wie Kaffee und Milch(-produkte). Komplett auf Nahrung zu verzichten ist jedoch nicht nötig.
Einige Lebensmittel können sich positiv auf den Darm auswirken. Haferflocken beruhigen beispielsweise Magen und Darm. Bei Magen-Darm-Problemen sind Schmelzflocken besser geeignet als Vollkornhaferflocken, da diese leichter verdaulich sind. Zerdrückte Bananen, Zwieback, geriebener Apfel und Gemüsebrühe sind ebenfalls gut geeignete Lebensmittel.