Mythen über Kopfläuse: Springen Läuse? 12 Mythen im Faktencheck
Jeder kann von Kopfläusen betroffen sein. Oft bringen sie jedoch Kinder aus Kita oder Kindergarten mit nach Hause. Einmal in der Familie angekommen, sorgen sie bei den Eltern oft für Besorgnis. Auch, weil sich manche Mythen hartnäckig halten. Wir haben 12 bekannte Behauptungen für Sie einmal unter die Lupe genommen.
Behauptung 1: Kopfläuse sind ein Zeichen mangelnder Hygiene
Kopfläusen ist es egal, ob Haare gewaschen oder ungewaschen sind. Es wird sogar die Auffassung vertreten, dass Läuse an gewaschenen Haaren besser haften als an fettigen oder ungewaschenen. Kleiderläuse, die zwischen der Körperbehaarung (außer Kopf) oder in der Bekleidung hausen, treten hingegen tatsächlich unter schlechten hygienischen Bedingungen auf.
Behauptung 2: Läuse übertragen Krankheiten
Weder Kopfläuse noch ihre Familienmitglieder, die Filzläuse, übertragen gefährliche Erreger. Allerdings können sich Verletzungen, die durch Kratzen entstanden sind, infizieren. Anders sieht das bei den Kleiderläusen aus. Sie können unter anderem das bakterielle Läuse-Rückfallfieber (ausgelöst durch verschiedene Borrelien) übertragen.
Behauptung 3: Läuse können von Kopf zu Kopf springen
Läuse bewegen sich ausschließlich krabbelnd fort. Um den Wirt zu wechseln, haften sich die befruchteten Weibchen in die Haarspitzen, um sich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit auf dem nächsten Kopf niederzulassen. Dazu muss dieser aber ganz nah kommen.
Behauptung 4: Essig ist ein tolles Hausmittel
Essig ist zwar ein gutes Hausmittel, zum Beispiel um Kalk loszuwerden, aber nicht gegen Läuse, obwohl früher oft zur Essigspülung geraten wurde. Die Rationale dahinter? Essig glättet die Oberfläche der Haare, die Läuse können sich nur noch schwer festhalten. Auf die klebrigen Nissen hat das keinen Effekt. Man müsste zusätzlich sehr gründlich auskämmen und dabei sicher gehen, dass man wirklich alle Läuse und Nissen erwischt.
Behauptung 5: Föhnen hilft gegen Läuse
Auch das ist ein Mythos. Zwar halten Läuse hohe Temperaturen tatsächlich nicht aus und sterben. Doch die dazu benötigten Temperaturen würden auch Haaren und Kopfhaut zu schaffen machen. Im schlimmsten Fall gibt es Verbrennungen auf der Kopfhaut. Außerdem gilt es, auf der ohnehin schon gereizten Kopfhaut jede zusätzliche Reizung zu vermeiden. Wird Fönwärme in Kombination mit bestimmten Dimeticon-haltigen Läusemitteln eingesetzt, wird es sogar richtig gefährlich. Einige der Präparate (mit Dimeticon-Mischungen) sind entflammbar!
So zum Beispiel Produkte mit Mischungen aus Dimeticon plus Ciclometicon. Bei den jeweiligen Produkten findet sich ein Warnhinweis in der Packungsbeilage. Auch bei Nyda wird gewarnt. Das Mittel enthält eine Mischung aus Dimeticon, niedrigviskosem Dimeticon, mittelkettigen Triglyceriden und flüssigem Jojobawachs. Kein Hinweis findet sich beispielsweise bei Dimet. Die Wirkung basiert hier auf einer Dimeticon-Dodecanol-Mischung. Der Hersteller von jacutin Pedicul Fluid darf sogar damit werben, dass sein Präparat, das nur Dimeticon enthält, nicht entflammbar ist. Er kann ein entsprechendes TÜV-Zertifikat aufweisen.
Behauptung 6: Kissen, Kuscheltiere und Wollsachen einfrieren
Kopfläuse ernähren sich ausschließlich von menschlichem Blut. Etwa alle drei Stunden benötigen sie eine Blutmahlzeit. Abseits des Kopfes ist die Laus schnell geschwächt und stirbt. Was das Einfrieren von Mützen und Kuscheltieren betrifft, gehen die Empfehlungen je nach Quelle auseinander: Von „Einfrieren nicht notwendig“ bis zu „zwei Wochen einfrieren“. Alternativ sind die Kuscheltiere luftdicht in Plastiktüten zu verpacken. Beides schadet sicher nicht, aber es reichen drei Tage. Dies empfiehlt auch das RKI, allerdings sprechen sich die Experten dort für die Plastiktüte aus. Die Deutsche Pediculosis Gesellschaft ist der Meinung, dass eine Reinigung der Umgebung nicht notwendig ist.
Behauptung 7: Läuse werden über Mützen übertragen
Wenn Mützen innerhalb von kurzer Zeit von einem Kopf zum nächsten wandern, können mit großer Wahrscheinlichkeit Läuse übertragen werden. Das gilt übrigens auch bei der gemeinsamen Benutzung von Bürsten oder Kämmen: Nur innerhalb von kürzester Zeit ist eine Übertragung möglich.
Behauptung 8: Bettwäsche, Handtücher und Kleidung muss man waschen
Hier gilt das Gleiche wie für die nicht waschbaren Stücke: Abseits des Kopfes leben Läuse nicht lange. Doch da man auf Kopfkissen und Kleidung durchaus tote und geschwächte Läuse findet, sollte man sie aus hygienischen Gründen durchwaschen. Das RKI empfiehlt auch, Schlafanzüge und Bettwäsche, Handtücher und Leibwäsche zu wechseln und zu waschen. Auch bei Kämmen, Haarspangen und Bürsten empfiehlt es sich, sie mit heißer Seifenlösung zu spülen. Zuvor sollten die Haare entfernt werden.
Behauptung 9: Läusemittel aus der Apotheke sind giftig
Einige Präparate (Goldgeist®, Infectopedicul®, Jacutin® Spray) haben tatsächlich einen neurotoxischen Wirkansatz. Sie töten Läuse, indem sie bei ihnen als Kontaktgift spannungsabhängige Natriumkanäle in den Nervenmembranen irreversibel blockieren. Durch die Blockade kommt es zur Atemlähmung bei der Laus. Sie erstickt also.
Bei topischer Applikation und korrekter Anwendung ist mit keiner nennenswerten systemischen Verfügbarkeit zu rechnen. Ist aber zum Beispiel die Kopfhaut stark aufgekratzt, kann das schon wieder anders sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, verwendet Produkte mit physikalischem Wirkprinzip, zum Beispiel auf Dimeticon-Basis.
Behauptung 10: Man kann vorbeugend behandeln
Eine prophylaktische Behandlung mit einem ausgewiesenen Mittel gegen Kopflausbefall, einem Pediculozid, ist Quatsch. Es gibt aber eine ganze Reihe von Präparaten, die Kopflausbefall verhindern sollen, zum Beispiel durch ätherische Öle. Sie werden in der Regel auf das Haar aufgesprüht, zum Beispiel AntiJump® Läuse-Abwehrspray, Mosquito® Läuse Abwehr-Spray oder Hedrin® Protect & Go.
Behauptung 11: Läuse verschwinden irgendwann wieder
Solange sie Nahrung finden, sprich menschliches Blut, verschwinden Läuse nicht. Aus der Nisse, dem Ei, einwickelt sich eine Larve, Nymphe genannt – innerhalb von 6 bis 9 Tagen. Aus der Nymphe wird nach weiteren sieben bis zehn Tagen eine fortpflanzungsfähige Laus. Bis zu 150 neue Eier legen die Weibchen über einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen.
Behauptung 12: Einmal behandeln reicht
Das RKI empfiehlt an Tag 8, 9 oder 10 eine zweite Runde, um spät geschlüpfte Larven abzutöten. Die Deutsche Pediculosis Gesellschaft rät, zu behandeln und auszukämmen, und dann am Tag fünf noch einmal auszukämmen. Nach Abschluss der Behandlung sollen noch Nachkontrollen durchgeführt werden. Viele Hersteller geben jedoch an, dass ihre Mittel für eine einmalige Behandlung erprobt und wirksam sind. Das ist zum Beispiel der Fall bei Licener® Shampoo, Jacutin® Pedicul Spray oder Hedrin® Once.