Senioren in der Apotheke
Senioren sind typische Stammkunden in der Apotheke. Doch aufgrund zum Teil eingeschränkter Körperfunktionen erfordert Ihre Beratung besonderes Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. In dieser Serie erhalten Sie Tipps, wie die Beratung bei Schwerhörigkeit, Sehschwäche und Co. gelingt.
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Warum Senioren manche Themen „peinlich“ sind

ältere Frau hält sich Hände vor das Gesicht
Oft kostet es Senioren Überwindung, über körperliche Beeinträchtigungen wie z. B. Inkontinenz zu sprechen. | Bild: Syda Productions / AdobeStock

Es gibt viele Themen, über die aus Scham nur selten gesprochen wird. Denn oftmals handelt es sich dabei um intime Probleme, die einem peinlich oder belastend sein können. Häufig schämen sich ältere Menschen dafür und trauen sich nicht die Probleme anzusprechen. Doch werden diese verschwiegen, können sie sich verschlechtern.

Konservative Erziehung sorgt für Schamgefühl

Heutige Senioren sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Geschlechtsorgane für Kinder keine Namen hatten und alles, was grundsätzlich mit dem Unterleib zusammenhängt, mit einem Tabu belegt war. Daher schämen sich viele ältere Menschen über Themen wie Stuhlgang, Inkontinenz oder geschlechtsspezifische Probleme zu sprechen.

Gut zu wissen: Menstruation als Tabuthema

In der Nachkriegszeit waren Monats- bzw. Damenbinden beim Einkauf in neutralem Papier verpackt, damit ihr Anblick keine Peinlichkeit auslöst. Über die Menstruation sprach man zu dieser Zeit nur flüsternd hinter vorgehaltener Hand oder gar nicht. 

Die ersten in Deutschland Tampons „o.b.“ (= ohne Binde) kamen 1950 auf den Markt und wurden zunächst nur in Apotheken abgegeben. 

Erst ab 1967 durften Tampons als Selbstbedienungsprodukt in die damals allmählich eröffneten Supermärkte einziehen. 

Viele Menschen, die in der Nachkriegszeit noch ein Kind waren, haben die prüde Erziehung nie abgelegt. Das sollten Sie bei Ihren Beratungsgesprächen immer im Hinterkopf behalten. 

Beratungswünsche von Senioren ernst nehmen

So kann es durchaus vorkommen, dass Senioren explizit bei z. B. gynäkologischen Themen lieber mit einer PTA sprechen möchten, die schon etwas älter sind. Dieser Kundenwunsch sollte akzeptiert und nicht als Affront gegen die eigene Person oder das eigene Fachwissen aufgefasst werden. 

Erlauben Sie Ihrer Kundin, dass sie sich wohlfühlt. Vielleicht gibt es in Ihrer Apotheke auch Absprachen, dass bei bestimmten Männerthemen eher männliche Kollegen beraten und bei Frauenthemen eher das weibliche Personal. 

Senioren werden das meistens sehr zu schätzen wissen, auch bei Fragen rund um die Inkontinenzversorgung. Denken Sie daran, dass auch Themen rund um den Stuhlgang für ältere Menschen peinlich sein können.

Vertrauen zu Kunden aufbauen

Alle kennen sie, die Menschen, die gerne und lauthals über Krankheiten sprechen. Es gibt aber ebenso die Verschlossenen, die Ängstlichen, die jedes Gespräch im Zusammenhang mit körperlichen Empfindungen fürchten. Vielen ist es auch peinlich, wenn sie bereits lange spürbare Symptome verschleppt haben, weil sie sich vor einer Diagnose ängstigen. 

Wenn Sie in der Apotheke helfen wollen, gilt es Vertrauen aufzubauen. Versuchen Sie, behutsam die Initiative zu ergreifen. Bieten Sie diskrete Beratungsgespräche an oder halten Sie Kontaktadressen mit Telefonnummern bereit, die Ihren Kunden weiterhelfen. 

Zum Tag der älteren Menschen

Der Internationale Tag der älteren Menschen findet alljährlich am 1. Oktober statt. An diesem Tag wird ein besonderes Augenmerk auf die Belange der Älteren gelegt. 

In diesem Jahr machen zum Beispiel die Vereinten Nationen auf das Thema Altersdiskriminierung aufmerksam. Bei vielen Krisen wie der Corona-Pandemie oder Fluten zählen ältere Menschen zu den ersten Opfern. 

Statt sie zu übersehen, müssten sie als unschätzbare Quelle des Wissens und der Erfahrung (wieder) mehr in die Gesellschaft mit einbezogen werden. /mia

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