Streptokokken-Schnelltests: Wann sind sie geeignet?
Eine Rachenentzündung tritt oft als Begleiterscheinung eines grippalen Infekts auf und wird somit meist von typischen Erkältungsviren ausgelöst. Im Hals können aber auch bakterielle Infektionen vorkommen, welche überwiegend durch Streptokokken ausgelöst werden. Ein Schnelltest auf diese Bakterien kann klären, ob eine antibiotische Therapie nötig ist.
Was sind Streptokokken?
Streptokokken gehören zu den kugelförmigen Bakterien, die meist in Ketten oder Paaren angeordnet sind. Zahlreiche dieser grampositiven Bakterien sind Teil der normalen Haut- und Schleimhautflora des Menschen, einige wenige können aber schwere Infektionen auslösen.
Bekannte Krankheitserreger sind unter den beta-hämolysierenden Streptokokken zu finden. Ihr Name leitet sich davon ab, wie die einzelnen Bakterien den roten Blutfarbstoff Hämoglobin zerstören (hämolysieren). Anhand verschiedener Zuckerketten in der Zellwand können beta-hämolysierende Streptokokken in mehrere Gruppen unterteilt werden.
Ein bekanntes Pathogen der Gruppe A ist das Bakterium Streptococcus pyogenes. Es löst häufig bakterielle Infektionen im Bereich des Nasenrachenraums aus, wie z. B. die akute Tonsillitis (Mandelentzündung) oder Scharlach. Im Anschluss an diese Erkrankungen kann es zu gefürchteten Folgeerkrankungen, wie dem Rheumatischen Fieber oder einer Sepsis, kommen.
Eine einmal durchgemachte Infektion mit Streptococcus pyogenes führt nicht zu einer Immunität. Nach überstandener Erkrankung ist man zwar vor dem jeweiligen Toxin geschützt, jedoch bilden die Streptokokken mehrere verschiedene Toxine. Eine Impfung dagegen gibt es nicht.
Gut zu wissen: Wie werden Streptokokken übertragen?
Typischerweise werden Streptokokken durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Sie gelangen dabei zunächst auf die Hände und dann bei Berührung des Gesichts auf die Nasen-Rachen-Schleimhaut. Streptokokken können auch eine gewisse Zeit auf Oberflächen überdauern.
Als weiterer Übertragungsweg spielt auch die Tröpfcheninfektion eine Rolle: Beim Niesen oder Husten gelangen kleine Tröpfchen in die Luft und können von anderen Personen eingeatmet werden. Nach einer erfolgten Ansteckung beträgt die Inkubationszeit durchschnittlich 1 bis 3 Tage.
Streptokokken: Verwechslung mit viralen Atemwegsinfekten möglich
Sowohl eine Mandelentzündung als auch Scharlach beginnen meist mit Fieber, Kopfschmerzen und Schluckbeschwerden. Zudem sind der Rachenraum und die Mandeln stark gerötet.
Bei Scharlach kommt es durch Einwirkung eines Streptokokken-Toxins darüber hinaus zu einem charakteristischen Hautausschlag. Dieser beginnt am 1. oder 2. Krankheitstag am Oberkörper und breitet sich von dort – mit Ausnahme der Handinnenflächen und Fußsohlen – aus. Dazu kommt häufig die klassische Himbeerzunge mit weißem Zungenbelag und stark geröteten Papillen.
Nicht immer treten die Symptome jedoch so deutlich hervor. Oft verursachen virale Atemwegsinfekte ähnliche Beschwerden. In diesen Fällen kann ein Schnelltest auf Streptokokken helfen zu entscheiden, ob eine Behandlung mit Antibiotika nötig ist oder nicht. Diese Tests werden normalerweise in der ärztlichen Praxis durchgeführt.
Wie funktioniert der Streptokokken-Schnelltest?
Bei einem Schnelltest auf Streptokokken der Gruppe A wird mithilfe einer immunologischen Reaktion das Streptokokken-Antigen farblich nachgewiesen. Dazu interagiert dieses Antigen mit einem auf dem Teststreifen vorhandenen Antikörper. Zur Durchführung des Tests wird Rachensekret benötigt, das mit einem beiliegenden Abstrichtupfer selbst entnommen wird.
Gut zu wissen: Wie wird der Rachenabstrich durchgeführt?
Die Entnahme der Rachenabstrichprobe sollte vor einem Spiegel erfolgen. Dazu wird der Kopf nach hinten geneigt und der Mund weit geöffnet.
Mithilfe eines Zungenspatels wird die Zunge mit einer Hand nach unten gedrückt, während mit der anderen Hand der Tupfer nahe an den Rachen gebracht wird. Mit der Spitze sollte nun der hintere Rachenbereich, der Bereich um die Mandeln und weitere schmerzende Stellen abgetupft werden. Dabei ist der Tupfer zu drehen.
Bei der Durchführung des Rachenabstrichs sollten die Zunge, die Wangen und die Zähne möglichst nicht berührt werden. Unmittelbar nach der Durchführung des Abstrichs sollte der Test durchgeführt werden.
Der sekrethaltige Tupfer wird anschließend in ein Röhrchen mit Testflüssigkeit gegeben. Diese Flüssigkeit wird dann auf ein Testkit aufgetragen. Die Anwesenheit des Streptokokken-Antigens wird durch zwei farbige Linien (T und C) angezeigt. Jede Farbigkeit im Testlinienbereich (T) gilt dabei unabhängig von ihrer Stärke als positives Ergebnis. Die Sichtbarkeit der Kontrolllinie (C) bestätigt, dass der Test entsprechend den Anweisungen durchgeführt wurde.
Wie zuverlässig sind die Streptokokken-Schnelltests?
Zeigt der Schnelltest ein positives Ergebnis an, so liegt – bei entsprechender Symptomatik – mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe A vor. Falls der Test zu Hause durchgeführt wurde, sollte anschließend ein Arzt aufgesucht und das weitere Vorgehen besprochen werden.
Umgekehrt gilt bei einem negativen Ergebnis eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe A als unwahrscheinlich. Allerdings kann zum Untersuchungszeitpunkt die Konzentration an Bakterien noch unter der Nachweisgrenze liegen. Passen die auftretenden Symptome nicht zum Testergebnis, sollte der Test daher zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt und das Gespräch mit dem Arzt gesucht werden.
Eine Testung gesunder, symptomfreier Personen macht im Übrigen keinen Sinn, denn der Test kann nicht zwischen asymptomatischen Trägern und solchen mit Infektion unterscheiden. Manche Menschen tragen Streptokokken auf ihrer Schleimhaut, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt. Eine antibiotische Therapie ist bei diesen Personen nicht notwendig und würde auch nicht durchgeführt werden.
Weitere Testverfahren auf Streptokokken
Das durch einen Abstrich gewonnene Rachensekret kann auch im Labor speziell verarbeitet und kultiviert werden. Nach einer Wachstumsphase können so die vorhandenen Bakterien eindeutig identifiziert werden. Ein solches mikrobiologisches Verfahren ist zwar genauer als ein Schnelltest, bis ein Ergebnis erhalten werden kann, dauert es jedoch einige Zeit.
Weiterhin können im Blut auch gewisse Antikörper gegen Streptokokken nachgewiesen werden. Dies wird aber meist nur bei Verdacht auf eine Streptokokken-Folgeerkrankung gemacht.
Gut zu wissen: So wird eine Streptokokken-Infektion therapiert
Racheninfektionen mit Streptococcus pyogenes werden normalerweise mit einer zehntägigen Gabe von Penicillinen behandelt. Teilweise beträgt die Therapiedauer nur noch fünf Tage, dabei kommen orale Cephalosporine zum Einsatz.
Bei einer Allergie auf Betalactam-Antibiotika wird auch eine Therapie mit Erythromycin oder anderen Makroliden über fünf bis zehn Tage durchgeführt. Fluorchinolone und Cotrimoxazol zeigen keine ausreichende Wirkung.
Wird eine Streptokokken-Infektion mit wirksamen Antibiotika behandelt, sind die Betroffenen schon nach ungefähr 24 Stunden nicht mehr ansteckend. Ohne eine geeignete antibiotische Therapie können die Erreger dagegen über mehrere Wochen übertragen werden.