Auffrischimpfung für bestimmte Personengruppen: Neue STIKO-Empfehlung zur Gelbfieber-Impfung
Weltweit erkranken jedes Jahr etwa 200.000 Menschen an Gelbfieber. Mindestens jeder Zehnte von ihnen stirbt. Erreger ist das Gelbfieber-Virus. Es wird von tagaktiven Stechmücken, z. B. der Gattung Aedes, übertragen. Die Infektionsgebiete liegen im tropischen Afrika sowie im nördlichen Südamerika.
Krankheitsverlauf in zwei Phasen
Drei bis sechs Tage nach dem Stich durch ein infiziertes Insekt stellen sich hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ein. Nach drei bis vier Tagen gehen die Symptome zurück. Die meisten Patienten haben die Erkrankung nach dieser Phase überstanden und lebenslange Immunität erworben.
In etwa 15 Prozent der Fälle entwickelt sich jedoch die sogenannte toxische Phase. Sie ist gekennzeichnet durch Gelbsucht, innere Blutungen, Nierenstörungen sowie eventuell neurologische Störungen mit Krämpfen. In der toxischen Phase versterben etwa 50 bis 70 Prozent der Betroffenen.
Neubewertung der Impfung durch die STIKO
Wer aus Deutschland in ein Gelbfieber-Risikogebiet reisen möchte, dem empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung mit dem Gelbfieber-Lebendimpfstoff Stamaril®. Einige Länder verlangen sogar den Nachweis einer Impfung für die Einreise. Bei der Gelbfieber-Impfung handelt es sich um eine aktive Immunisierung mit abgeschwächtem Gelbfieber-Virus. Bis der Impfschutz aufgebaut ist, vergehen ungefähr zehn Tage.
Nach der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2013 reichte eine Dosis Gelbfieber-Impfstoff zum Schutz vor einer Gelbfieber-Erkrankung lebenslang aus. Dieser Empfehlung folgte die STIKO 2015 und erkannte eine einzige Impfdosis als ausreichend an. Jahrelange Diskussionen unter Experten über den lebenslangen Schutz einer einzigen Gelbfieber-Impfung führten nun zu einer Neubewertung durch die STIKO.
Das Ergebnis: Sind zehn oder mehr Jahre nach einer Gelbfieber-Impfung vergangen, sollte vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition eine einmalige Auffrischimpfung erfolgen. Nach einer zweiten Dosis seien keine weiteren Auffrischimpfungen notwendig, wie die Expertengruppe im Epidemiologischen Bulletin vom 11. August 2022 mitteilt.
Impfempfehlungen für bestimmte Personengruppen
Haben Frauen ihre erste Gelbfieber-Impfung während einer Schwangerschaft erhalten, sollen sie vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition einmalig eine zweite Impfdosis erhalten, und zwar unabhängig vom Abstand zur ersten Impfung. Nach der zweiten Impfdosis seien dann keine weiteren Impfungen notwendig.
Gut zu wissen: Impfung und Schwangerschaft
Der Hersteller Sanofi weist in der Fachinformation darauf hin, dass die Gelbfieber-Vakzine „nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden sollte, außer bei eindeutiger Indikation und nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung“. Nach einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff sollte eine Schwangerschaft laut STIKO für einen Monat vermieden werden.
Hatten Personen zum Zeitpunkt ihrer ersten Gelbfieber-Impfung eine Immundefizienz, sollen auch sie vor einer weiteren Exposition eine Auffrischimpfung erhalten – vorausgesetzt es besteht keine Kontraindikation dagegen. Dies gilt unabhängig vom Abstand zur Erstimpfung. Serologische Kontrollen vor oder nach der Auffrischimpfung seien nicht erforderlich.
Wann sollten Kinder eine Auffrischimpfung erhalten?
Bei Kindern, die ihre Impfung vor dem zweiten Geburtstag erhalten haben, soll vor wiederholter oder bei fortgesetzter Exposition eine zweite Gelbfieber-Impfung verabreicht werden. Frühestens jedoch fünf Jahre nach der Erstimpfung. Im Erwachsenenalter sei dann nach zwei Impfdosen im Kindesalter keine weitere Auffrischimpfung nötig. Wurde ein Erwachsener als Kind nur einmal geimpft, wird vor erneuter Exposition eine zweite Impfdosis empfohlen.
Erfolgte die Erstimpfung nach dem zweiten Geburtstag des Kindes, sollte vor erneuter oder bei bestehender Exposition frühestens nach zehn Jahren eine Auffrischimpfung erfolgen. Eine weitere Impfung sei danach nicht notwendig.
Nur in zugelassenen Impfstellen
Eine Gelbfieber-Impfung muss in staatlich zugelassenen Gelbfieber-Impfstellen erfolgen. Das sind zum Beispiel Tropenmedizinische Institute, aber auch zahlreiche Arztpraxen. Der Gelbfieber-Impfstoff darf außer an Apotheken nur an die autorisierten Impfstellen abgegeben werden. Zuständige Gelbfieber-Impfstellen finden Sie hier.
Meist wird die Impfung gut vertragen. Grippeartige Symptome sowie Magen-Darm-Störungen können allerdings möglich sein. In äußerst seltenen Fällen kann es jedoch zu einer schweren Reaktion mit Multiorganversagen kommen (17 Todesfälle bei über 400 Mio. Geimpften). Kinder unter neun Monaten und Personen über 60 Jahren sollten nur wenn unbedingt nötig geimpft werden. wf/da