Faulbaum – laxierende Rinde
Früher ein „Pulerholz“
Bevor der Faulbaum (Rhamnus frangula = Frangula alnus) als Heilpflanze entdeckt wurde, machte er erst mal auf anderem Gebiet Karriere: Sein Holz ergibt eine besonders hochwertige Holzkohle. Sie wurde im Mittelalter für die Herstellung von Schießpulver verwendet. Daher heißt der Faulbaum auch „Pulverholz“. Ab dem 16. Jahrhundert gehörte die Faulbaumrinde dann zu den wichtigsten Abführmitteln.
Zuverlässiges Laxans
Mittlerweile hat Frangulae cortex an Bedeutung verloren. Dennoch ist die Droge nach wie vor ein anerkanntes Phytotherapeutikum bei Obstipation. Auch von europäischen Phytotherapie-Kommissionen (ESCOP, HMPC) wurde Faulbaumrinde aufgrund der zuverlässigen laxierenden Wirkung positiv monographiert.
Wirkprinzip: antiresorptiv und hydragog
Frangulae cortex gehört zu den antiresorptiv und hydragog wirkenden Laxanzien: Die Droge hemmt die Resorption von Wasser und Elektrolyten aus dem Dickdarm. Gleichzeitig induziert sie dort einen erhöhten Wasser- und Salzeinstrom ins Darmlumen hinein. Dadurch erhöht sich das Volumen im Darm, der Füllungsdruck nimmt zu und die Peristaltik wird angeregt.
Dickdarmwirksame Anthrachinonglykoside
Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe der Droge sind Anthrachinonglykoside. Frische Faulbaumrinde darf dagegen nicht verwendet werden, da in ihr die Wirkstoffe noch in Form der schleimhautreizenden Anthron- und Dianthronglykoside vorliegen. Aus getrockneter, fein geschnittener Faulbaumrinde kann Tee bereitet werden (circa 2 g pro Tasse). Früher war Faulbaumrinde in einigen pflanzlichen Fertigpräparaten mitenthalten. Heute findet man die etwas stärker wirksame Amerikanische Faulbaumrinde (Rhamni purshanae cortex) – auch Cascararinde genannt – zum Beispiel im Extraktpräparat Legapas®.
Nur kurzfristig anwenden!
Generell sollte Faulbaumrinde nur in Fällen von gelegentlicher Obstipation zum Einsatz kommen und nicht länger als ein bis zwei Wochen ohne ärztlichen Rat eingenommen werden. Während der Einnahme kann sich der Urin leicht verfärben.
Fauliger Geruch der Rinde
Charakteristische Merkmale der Schnittdroge Frangulae cortex sind die nicht borkige Außenseite mit den zahlreichen quergestreckten, weißlichen Lentizellen sowie die orangegelbe bis bräunliche Innenseite, die deutlich längsgestreift ist. Da die Rinde unangenehm faulig riecht, kam der Faulbaum zu seinem wenig schmeichelhaften Namen. Das meist nur strauchförmig wachsende Kreuzdorngewächs (Rhamnaceae) kommt vor allem in lichten Wäldern und Gebüschen vor, insbesondere auf staunassen Böden, etwa in Moorgebieten.