Heimische Heilpflanzen
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Engelwurz – appetit­anregend, krampflösend, verdauungsfördernd

Früher sollte die Engelwurz vor der Pest schützen, heutzutage findet sie verwendung bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen beschwerden. | Bild: etfoto / Fotolia

Engelsbotschaft in Pestzeiten

Als die Pest im 14. Jahrhundert in Europa wütete, klammerten sich die verzweifelten Menschen hoffnungsvoll an die Engelssage. Es hieß damals, man müsse lediglich ein Stück der Angelikawurzel im Mund haben, um vor dem Schwarzen Tod geschützt zu sein. Heute ordnen wir so etwas natürlich ins Reich des Aberglaubens. Andere medizinische Verwendungen des Doldengewächses (Apiaceae) aus alter Zeit haben dagegen auch in der modernen Phytotherapie noch Bestand. So ist in alten Kräuterbüchern zu lesen: „Kräftigend für den Magen“ und „vertreibt den Widerwillen zu essen“. Die heutigen Indikationen lauten: Appetitlosigkeit sowie dyspeptische Beschwerden wie leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen. Für Extrakte aus Angelika-Wurzel konnten krampflösende Effekte nachgewiesen werden. Außerdem regt Angelicae radix die Magensaftsekretion sowie den Gallenfluss an. Wirksamkeitsrelevante Inhaltsstoffe sind vor allem ätherisches Öl und Cumarinderivat.

In pflanzlichen Kombinationspräparaten

Auszüge aus Angelicae radix findet man vor allem in pflanzlichen Kombinationspräparaten. Hier wird die Engelwurz meist zusammen mit anderen verdauungsunterstützenden Aromatika (z. B. Fenchel- und Kümmelfrüchte) sowie Amara (z. B. Enzianwurzel und Benediktenkraut) eingesetzt. Bekannte Präparatebeispiele sind Abdomilon® N Sirup, Carvomin® Verdauungstropfen, Gastritol® Liquid, Iberogast® und Klosterfrau Melissengeist. Engelwurzauszüge sind zudem Bestandteil zahlreicher Kräuterliköre. Die Volksmedizin empfiehlt die Engelwurz noch als Expektorans, als Diuretikum und als mildes Hautreizmittel gegen Rheuma und Neuralgien.

Seltene Wildpflanze

Echte Engelwurz | Bild: Weber-Fina

Werden konzentrierte Angelikawurzel-Zubereitungen verwendet (z. B. Monotinktur), sollte auf längere Sonnenbäder verzichtet werden. Die enthaltenen Furanocumarine wirken photosensibilisierend. Bei Berührung mit der Pflanze kann es außerdem zu Kontaktekzemen kommen. Diese Gefahr ist in der freien Natur allerdings nicht groß, denn Angelica archangelica kommt bei uns nur selten als Wildpflanze vor – hauptsächlich an den Ufern größerer Flüsse. Die imposante Staude kann bis zu zweieinhalb Meter hoch werden. Sie bildet große gefiederte Blätter und im Hochsommer üppige kugelige, grün-weiße Doldenblütenstände.

Häufigere Verwandte

Nicht ganz so auffallend, dafür aber recht häufig ist bei uns eine Verwandte der Echten Engelwurz anzutreffen: die Wald-Engelwurz (Wilde Engelwurz, Angelica sylvestris). Das weiß blühende, 80 bis 200 Zentimeter hohe Doldengewächs wurde früher ebenfalls arzneilich genutzt. In der modernen Pflanzenheilkunde hat die Wald-Engelwurz aber keine Bedeutung mehr.

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