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Wie viel Lakritze darf man essen?

Lakritzschnecken fallen aus einem Glas
Beim Verzehr großer Mengen Lakritze und der gleichzeitigen Einnahme von Schleifen- oder Thiaziddiuretika kann es zu einer Hypokaliämie kommen. | Bild: Lucie / AdobeStock

Das Naschwerk ist besonders in nördlichen Regionen Deutschlands beliebt: Lakritz. Es gibt sie in verschiedenen Formen und auch der Geschmack ist je nach Sorte unterschiedlich intensiv. 

Ein charakteristischer Bestandteil von Lakritze ist Ammoniumchlorid, auch Salmiak genannt. Nach deutschem Lebensmittelrecht enthalten Lakritzwaren mindestens 3 % Süßholzsaft (Liquiritiae succus). Der eingedickte Saft aus den Wurzeln des Süßholzstrauches mit seinem Hauptinhaltsstoff Glycyrrhizin hat eine 150-mal stärkere Süßkraft als Saccharose. 

Lakritze beeinflusst die Wirkung von Cortisol

Im Körper wird Glycyrrhizin zu Glycyrrhetinsäure aktiviert. Diese Säure hemmt das Enzym 11- β-Hydroxysteroidhydrogenase Typ 2, welches für die Umwandlung von Cortisol in die inaktive Form Cortison zuständig ist. 

Cortisol fungiert als Agonist an Glucocorticoid- und Mineralcorticoidrezeptoren. Oben genanntes Enzym kommt jedoch nur in Zellen vor, die Mineralcorticoidrezeptoren auf der Oberfläche tragen. Das bedeutet, dass die Hemmung des Enzyms durch Lakritze einen Anstieg der mineralcorticoiden Wirkung von Cortisol zur Folge hat.

Symptome ähneln Hyperaldosteronismus

Die Gleichgewichtsverschiebung zugunsten von Cortisol hat Auswirkungen, die den Symptomen des Hyperaldosteronismus entsprechen: Natrium und Wasser werden vermehrt rückresorbiert, dadurch steigt der Blutdruck. Zudem führt die Wasseransammlung im Körper zur Entstehung von Ödemen. Im Gegenzug dazu wird die Ausscheidung von Kalium erhöht.

Bei Blutdruckmedikamenten Lakritze nur in Maßen

Aufgrund der genannten Wirkungen sind Interaktionen mit einigen Arzneimitteln denkbar. Bei Verzehr großer Mengen Lakritze und der gleichzeitigen Einnahme von Schleifen- oder Thiaziddiuretika kann es zu einer Hypokaliämie kommen, die u. a. die Toxizität von Herzglykosiden erhöhen kann. 

Die Blutdrucksteigerung kann zudem die Wirkung von Antihypertonika verringern (funktioneller Antagonismus). Zudem können Wassereinlagerungen, die als Nebenwirkung von Calcium-Antagonisten bekannt sind, verstärkt werden.

Zur Erinnerung: Süßholzwurzel in der Pharmazie

Die Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) findet auch pharmazeutische Anwendung: Sie wirkt z. B. als Bestandteil von Hustentee schleimlösend und erleichtert damit das Abhusten. Des Weiteren wirkt sie krampflösend und wird daher auch bei Magenschleimhautentzündungen eingesetzt. /sn

Gelegentlicher Konsum unproblematisch

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt die Glycyrrhizinzufuhr bei regelmäßigem Konsum auf maximal 100 mg/Tag zu beschränken – das entspricht in etwa einer Menge von 50 g Lakritze. 

Bluthochdruckpatienten, Diabetiker und Schwangere sollten sicherheitshalber auf den regelmäßigen (d. h. täglichen) Verzehr größerer Mengen Lakritze verzichten. Der gelegentliche Konsum üblicher Verzehrmengen ist jedoch selbst bei diesen Personengruppen unkritisch. Quelle:
Smollich/Podlogar: „Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2016
 

Gut zu wissen: Tag der Lakritze

Jährlich findet am 12. April in Deutschland und den USA der Lakritztag statt. Mit diesem Tag wird die aus dem Süßholz (Glycyrrhiza glabra) gewonnene zähe, schwarze Masse geehrt. Die süß-herb schmeckende Süßigkeit ist vor allem in Norddeutschland als „Schwarzes Gold“ beliebt. /sn

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