Häufige Interaktionen
Interaktionsmeldungen treten im Apothekenalltag sehr häufig auf. Dabei geht es sowohl um Interaktionen zwischen verschiedenen Wirkstoffen als auch um Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen und Nahrungsmitteln, bzw. der Nahrungsaufnahme allgemein.
Nicht jede Interaktionsmeldung erfordert auch tatsächlich eine Gegenmaßnahme, manchmal sind Wechselwirkungen sogar erwünscht. In dieser Serie greifen wir die relevantesten Interaktionen auf, erklären die Hintergründe und geben Ihnen wichtige Informationen für das Beratungsgespräch an die Hand.
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Metamizol: Interaktionen mit anderen Arzneimitteln

Verpackung Novaminsulfon-Tabletten
Die Kombination aus Metamizol mit anderen Arzneimitteln kann zu zahlreichen Wechselwirkungen führen. | Bild: Birgit Reitz-Hofmann / AdobeStock

An der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin in München hat es sich das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ zum Ziel gesetzt, ärztliches Personal, Pflegekräfte und Apotheken bei der medikamentösen Therapie innerhalb der Palliativmedizin zu unterstützen. In der „Frage des Monats Juli 2024“ hat sich das Team des Kompetenzzentrums die Interaktionen eines Wirkstoffes näher angeschaut, der nicht nur in der Palliativmedizin weit verbreitet ist: Metamizol, auch bekannt als Novaminsulfon oder Novalgin.

Zur Erinnerung: Was ist Metamizol?

Metamizol zählt zur Gruppe der Analgetika (schmerzstillende Wirkstoffe) und hat darüber hinaus antipyretische (fiebersenkende) und spasmolytische (krampflösende) Eigenschaften. Eingesetzt wird der Wirkstoff daher bei starken Schmerzen z. B. nach Verletzungen oder Operationen, bei Koliken, Tumorschmerzen oder auch bei hohem Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht.

Der Wirkungsmechanismus ist bislang nicht vollständig aufgeklärt. Es wird vermutet, dass die Wirkung sowohl auf zentralen als auch peripheren Effekten beruht.

Als seltene, aber lebensbedrohliche Nebenwirkung von Metamizol kann eine Agranulozytose auftreten. Bei Verdacht auf diese Nebenwirkung muss die Anwendung sofort unterbrochen und ein Arzt kontaktiert werden.

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind z. B. Haut- und Schleimhautveränderungen, allergische Reaktionen, Leukopenie und Thrombozytopenie. Kunden sollten auch auf eine mögliche Rotfärbung des Urins hingewiesen werden, welche durch den harmlosen Metaboliten Rubazonsäure entstehen kann.

Metamizol kann bei bestimmten Wirkstoffen den Blutspiegel senken

Es geht dabei nicht nur darum, welche Arzneimittel potenziell mit Metamizol wechselwirken können, sondern welche dieser möglichen Wechselwirkungen auch klinisch relevant sind.

Der Grund, warum das „Kompetenzzentrum Palliativpharmazie“ aktuell auf diese Wechselwirkungen aufmerksam macht, ist, dass diese oft noch nicht in „den einschlägigen (oft englischsprachigen) Datenbanken“ erscheinen. Insbesondere bei den Wirkstoffen

  • Midazolam,
  • Quetiapin,
  • Sertralin und
  • Escitalopram

sollte laut dem Kompetenzzentrum an Wechselwirkungen gedacht werden. So könne Metamizol über CYP-Interaktionen die Blutspiegel von Midazolam reduzieren – und zwar über das Absetzen hinaus. Bei Quetiapin, Sertralin und Escitalopram soll der Blutspiegel sogar auf subtherapeutische Konzentrationen sinken können, heißt es unter Berufung auf verschiedene Studien.

Zudem könnten die Konzentrationen der Immunsuppressiva Ciclosporin sowie Tacrolimus und des Antidepressivums Bupropion signifikant verringert werden.

Zahlreiche weitere klinisch relevante Interaktionen mit Metamizol möglich

Basierend auf den zahlreichen möglichen CYP-Interaktionen von Metamizol (CYP3A4, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19) seien weitere klinisch relevante Interaktionen mit vielen Arzneistoffen denkbar, heißt es. Eine Auflistung für solche palliativmedizinisch relevanten Wechselwirkungen sind aus dem Dokument des Kompetenzzentrums zu entnehmenhttps://www.lmu-klinikum.de/palliativmedizin/palliativpharmazie/aktuelles/frage-des-monats/638c24fad8ef604f 

„Besonders angesichts der hohen Verordnungszahlen von Metamizol und dessen Einsatz auch bei chronischen Schmerzen sollten Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheker:innen sich dieser wichtigen Interaktionen bewusst sein“, heißt es darin abschließend.

Metamizol: Diese Interaktionen sind laut Fachinformation gelistet

In der Fachinformation von Novalgin® FilmtablettenStand Oktober 2023  wird darauf hingewiesen, dass Metamizol in Kombination mit 

  • Bupropion,
  • Efavirenz,
  • Methadon,
  • Valproat,
  • Ciclosporin,
  • Tacrolimus oder
  • Sertralin

deren klinische Wirksamkeit reduzieren kann. 

In Kombination mit Chlorpromazin könne zudem eine schwere Hypothermie (Unterkühlung des Körpers) auftreten. 

Außerdem kann Metamizol die Hämatotoxizität von Methotrexat verstärken und bei gleichzeitiger Einnahme mit Acetylsalicylsäure dessen Wirkung auf die Thrombozytenaggregation vermindern.

Zudem könnten auch labordiagnostische Untersuchungen durch Metamizol gestört werden.

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