Rawfood: Wie gesund ist Rohkost?
Raw Foodler (auf Deutsch „Rohköstler“) verzichten darauf, ihre Lebensmittel zu erhitzen. So sollen Nähr- und Mineralstoffe, Vitamine und Antioxidantien erhalten bleiben, die andernfalls beim Kochen verloren gehen würden.
Innerhalb der Rohkostbewegung werden verschiedene Strömungen unterschieden, die diesen Grundsatz unterschiedlich streng auslegen. Vertreter der Urkost verzehren ihre Nahrung in dem Zustand, in dem sie geerntet wird. Allen anderen Rohkost-Anhängern ist das Erwärmen der Speisen auf circa 42 °C erlaubt. Aber kann wirklich alles ungekocht verzehrt werden und ist das gesund?
Können alle Nahrungsmittel ungekocht verzehrt werden?
Der Verlust von gesunden Nahrungsbestandteilen durch das Erhitzen auf hohe Temperaturen ist lange bekannt. Umgekehrt gibt es aber auch Gemüse, das erst durch das Kochen für uns genießbar wird. So sind z. B. Kartoffeln, Auberginen, Rhabarber und Bohnen ungekocht nur schwer verdaulich und schlecht bekömmlich. Diese Gemüsesorten müssen daher aus dem Speiseplan der Rohköstler verbannt werden.
Die in Spinat und Mangold enthaltene Oxalsäure vermindert die Aufnahme von Mineralstoffen aus dem Darm. Werden diese Blattgemüsearten in größeren Mengen roh verzehrt, muss darauf geachtet werden, dem Körper entsprechend höhere Mengen an Mineralstoffen zuzuführen.
Wer seine Ernährung auf reine Rohkost umstellen möchte, braucht also ein umfassendes Wissen über die Inhaltsstoffe der verschiedenen Obst-, Gemüse- und Kräuterarten.
Ernähren sich Rohköstler vegan?
Der Großteil der Raw Foodler lebt vegan. Anhänger der Sonnenkost beschränken sich dabei ausschließlich auf Früchte, die durch die Sonne gereift sind, und verzichten auf Gemüse und Wildkräuter. Damit ähnelt ihre Nahrung sehr den Frutariern. Deren Motivation besteht allerdings hauptsächlich darin, keiner Pflanze einen bleibenden Schaden zufügen zu wollen – es liegt also ein ethischer und weniger ein gesundheitlicher Aspekt zugrunde.
Urköstler sehen Wildkräuter (von Gärtnern als Unkraut bezeichnet) als wichtigsten Teil ihrer Ernährung an und ergänzen ihre Wildsammlungen auch um Moose und Baumblätter. Sie verzehren die Nahrungsmittel unmittelbar nach der Ernte und verzichten sogar auf das Waschen von Obst, Gemüse und Co. Insekten und anderes Kleingetier, das sich darauf eventuell befindet, wird mitgegessen.
Eine Rohkosternährung muss jedoch nicht zwingend vegan sein. Rohmilchkäse, roher Fisch, Tatar oder Honig sind Beispiele, die den Speiseplan erweitern können.
Vielfältige Rezepte sorgen für Variation
Wer Raw Food hört, hat als erstes vermutlich einen Teller mit Gemüseschnitzen vor Augen. Rohkost kann jedoch wesentlich abwechslungsreicher sein. Es gibt aufwändige Rezepte für optisch und geschmacklich ansprechende herzhafte Gerichte, für Brote und sogar für Torten. Dabei kommen Zubereitungsmethoden wie Dörren, Beizen und Marinieren zum Einsatz, um für mehr Variation zu sorgen.
Warum eine reine Rohkost-Ernährung?
Die Motivation zu einer reinen Rohkost-Ernährung ist meist der Wunsch, sich gesund zu ernähren und Krankheiten vorzubeugen. Nach Auffassung der Raw Foodler ist der menschliche Körper nicht dafür geschaffen, andere Nahrung als Rohkost zu verdauen.
Sie machen die „Schlechtkost“, wie sie verarbeitete und gekochte Lebensmittel nennen, für die Entstehung von Krankheiten verantwortlich. Diese Behauptung ist aus wissenschaftlicher Sicht falsch und stellt deshalb neben möglichen Mangelerscheinungen einen großen Kritikpunkt an dieser Ernährungsphilosophie dar.
Ist Raw Food gesund?
Der tägliche Rohkostverzehr ist gesund – darin sind sich alle einig. Mit dem Slogan „5 am Tag“ tut die DGE dies seit Jahren kund. Eine alleinige Rohkosternährung birgt jedoch die Gefahr von Mangelerscheinungen.
Zu nennen sind hier neben Eiweißmangel eine verminderte Aufnahme der Vitamine A, B12 und D sowie der Spurenelemente Eisen, Jod und Zink. Zudem ist die durch den Verzehr von unbehandelten Speisen eine auftretende Gefahr von Infektionen nicht zu vernachlässigen.
Eine reine Rohkost-Ernährung ist aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht empfehlenswert. Wie so oft gilt auch hier: Es ist wichtig, das richtige Maß zu finden. Wer sich dennoch ausschließlich mit Rohkost ernährt, sollte in regelmäßigen Abständen Blutkontrollen durchführen lassen, um eventuelle Folgeerkrankungen zu vermeiden.