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Intervallfasten hemmt Haarwachstum

Junge Frau hält braune Haarsträhne in der Hand und betrachtet die Spitzen
In der Fastenzeit bündelt der Körper seine Ressourcen, was zulasten des Haarwachstums geht. |Bild: troyanphoto / AdobeStock

Menschen, die tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichten, erhoffen sich langfristig, an Gewicht zu verlieren. Im Gegensatz zu einer strikten Einschränkung der Kalorienzufuhr ist das sog. Intervallfasten leichter umzusetzen und soll langfristig das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. 

Die Ergebnisse einer neuen Studie, die im Fachjournal „Cell“ veröffentlicht wurden, zeigen möglicherweise die Schattenseite einer solchen Ernährungsform – denn nicht nur die Kilos sollen dabei schwinden, sondern auch die Haare.

Studie mit Mäusen: Fasten verlangsamt Haarwachstum

Innerhalb der Haut durchlaufen die Haarfollikel zyklische Phasen, in denen die Haare nachwachsen. Diese Phasen werden durch aktive Haarfollikel-Stammzellen (HFSCs) gesteuert. Intervallfasten könnte in dieses regulierte System eingreifen. 

Gut zu wissen: Die drei Phasen des Haarwachstums

Die Haare sind über Follikel in der Haut verankert – diese kleinen, röhrenförmigen Strukturen durchlaufen drei Phasen während des Wachstums:

  • Anagenphase (Wachstumsphase): In dieser Phase wächst das Haar aktiv. Die Haarfollikel-Stammzellen (HFSCs) werden aktiviert und tragen zur Neubildung des Haarschafts bei. Diese Phase kann mehrere Jahre dauern.
  • Katagenphase (Rückbildungsphase): Diese Phase ist eine Übergangsphase, in der das Haarwachstum stoppt. Der Haarfollikel schrumpft und die Haarwurzeln werden von der Nährstoffversorgung abgetrennt. Diese Phase dauert nur wenige Wochen.
  • Telogenphase (Ruhephase): Hier ruht der Haarfollikel und das Haar wird nicht mehr aktiv produziert. In dieser Phase bleiben die HFSCs inaktiv und befinden sich an spezifischen Stellen im Haarfollikel. Das bedeutet, dass die Haarproduktion zum Stillstand kommt, aber die Stammzellen bereit sind, beim Übergang zurück in die Anagenphase wieder aktiv zu werden.

Um dem nachzugehen, untersuchten die Forscher zwei gängige intermittierende Fastenregime an Mäusen, die sie zuvor rasierten, um herauszufinden, welche Auswirkungen die Methoden auf nachwachsende Haare und auf die Aktivierung von HFSCs haben:

  • 16/8 Methode: Nahrungsaufnahme ist auf ein 8-Stunden-Fenster begrenzt, gefolgt von einer 16-stündigen Nahrungskarenz
  • alternierendes Fasten: abwechselnd jeweils 24 Stunden Fasten und normale Nahrungsaufnahme

Über einen Zeitraum von 96 Tagen beobachteten sie, wie schnell die Haare der Mäuse nachwuchsen. 

Den Ergebnissen nach stört Fasten die Aktivierung von Haarfollikelstammzellen in der Haut und führt durch Umstellung auf Fettsäureoxidation zu erhöhtem oxidativen Stress und Zellschäden in den HFSCs. 

Der Haarzyklus der Tiere blieb stehen und Haarfollikelstammzellen gingen vermehrt in die Apoptose über. Das zeigte sich am Fell der Tiere: Während das Haar bei Vergleichsmäusen innerhalb von 30 Tagen nachwuchs, dauerte es bei Mäusen unter Nahrungskarenz 96 Tage.

Laut dem Forschungsteam, „könnte der Körper während des Fastens Ressourcen für lebenswichtige Organe wie das Gehirn und die Hautbarriere (Epidermis) priorisieren, was zu einer Dämpfung der Haarfollikelregeneration führt“.

Durch Fasten dünneres Haar beim Menschen

Ob diese Effekte auf den Menschen übertragbar sind, untersuchten die Forscher anschließend in einer randomisierten kontrollierten Studie. 

Dafür wurden 49 gesunde junge Erwachsene in drei Gruppen aufgeteilt (16/8-Methode, Energie­restriktion 1.200–1.500 kcal/Tag und eine Kontrollgruppe). Sie stellten fest, dass intermittierendes Fasten den Stoffwechsel positiv beeinflusste, jedoch keinen Einfluss auf die Haardichte hatte. 

Allerdings wuchsen die Haare im Durchschnitt 18 % langsamer nach als bei der Kontrollgruppe (p = 0,0028). Zudem waren viele der nachgewachsenen Haare dünner. Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Heilfasten, Basenfasten, Intervallfasten – ein Überblick. DGEinfo (2/2018) 18 - 25
- Chen H, Liu C, Cui S et al. Intermittent fasting triggers interorgan communication to suppress hair follicle regeneration. Cell. 2025 Jan 9;188(1):157-174.e22. doi: 10.1016/j.cell.2024.11.004
 
 

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